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Roy Orbison / The Cat Called Domino – 10″-LP-/CD-Review

Eine Veröffentlichung von Bear Family Records verfügt immer über Besonderheiten.
So auch Roy Orbisons "The Cat Called Domino".

Was heißt das im Einzelnen:
»[…] Einzigartige Vinyl-Zusammenstellung der besten Rockabilly-Aufnahmen des jungen Roy Orbison aus seiner Zeit bei SUN Records im Memphis. […]«
Ergänzend erfährt man aus der Pressemitteilung:
»[…] Einige ursprünglich unveröffentlichte Aufnahmen kamen erstmals in den späten 80er Jahren auf CD heraus – hier erstmals überhaupt auf Vinyl! […] Die beiliegende Bonus-CD enthält 8 weitere Titel. […]«

Außerdem:
»[…] Das beiliegende großformatige Booklet erzählt mehr zu den Aufnahmen, geschrieben vom Musikhistoriker Bill Dahl. Der Sound entspricht, wie bei Bear Family üblich, höchsten Ansprüchen. […]«
Die CD enthält alle Nummern der schwarzen 10″-LP.
Zu den Spezialitäten, den Song-Unterschieden zwischen der Vinyl- sowie CD-Ausgabe folgt später noch etwas.

Bei "The Cat Called Domino" geht es definitiv nicht um Roy Orbison, den Balladen-Charmeur, sondern um den Rock’n’Roller.
In dieser Rolle legt der Künstler eine verdammt flotte Sohle auf das Parkett.

Der Tonarm senkt sich … knister, knister und schon sind wir mittendrin im Geschehen.
Die Sun-Zeit des Musikers wird auf eine beachtliche Weise an den Hörer gebracht.
Der LP- sowie CD-Klang ist klar, knackig und ohne Makel. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen war Roy Orbison sozusagen noch ein Jungspund. Ende April 1936 geboren, hatte er gerade die zwanzig Jahre überschritten. Da ist es nachvollziehbar, dass seine Stimme im Laufe der Jahre noch reifte.
Nichtsdestotrotz singt der Künstler energetisch.

Bei fast allen Songs kann man sagen, dass die Gitarren im Vordergrund stehen.
Neben anderen Highlights dürfte Roy Orbisons Version von Johnny Cashs "You’re My Baby" von großem Interesse sein. Herrlich auch sein musikalischer Flirt mit seiner Frau in "Claudette".

Bei "Chicken Hearted (Semi Spoken Words)" fetzt nicht nur das Martin Willis-Saxofon, sondern wir hören den Protagonisten mit einer fast schon lasziven Stimme. Toll!
Das Holzblasinstrument ist das Stichwort für unterschiedliche Versionen von "Mean Little Mama" sowie "Problem Child". Einerseits ohne, andererseits mit Saxofon. Die Martin Willis-Saxofon-Spur wurde damals im Overdub hinzugefügt. Es ist Geschmackssache, aber aus meiner persönlichen Sicht kommen die Bläser-Versionen eher an. Das liegt an einer gewissen Vorliebe für dieses Instrument.
Die drei Herren von The Roses beeindrucken.

Für eine kleine Überraschung sorgt der "Radio Spot" eine original Radio-Ansage zu einer Rock’n’Roll-Sendung. Super! Der Moderator hat Energie getankt. Hammer, so flott! Angekündigt wird "Ooby Dooby" und den Track hören wir gleich im Anschluss.
Die Doppelung einiger Musiker im Line-up kommt daher, weil Mitte bis Ende Oktober 1957 insgesamt fünf Aufnahme-Sessions stattfanden. Sid Manker, Jimmy Smith sowie Jimmy Wilson werden im detailierten Booklet nur für jeweils einen Studio-Tag angegeben.

Dieses Stück ist die Brücke zu einigen Songs, die Roy Orbison »[…] als Frontmann von The Teen Kings […]« einspielte.
Messerscharfen Rock’n’Roll gibt es auch mit Ken Cook, der "Crazy Baby" singt. Das Bekenntnis "I Was A Fool" ist ein Duett gemeinsam mit Roy Orbison.
Der insgesamt erstklassige Eindruck der 10″-LP, die bei 45 rpm abgespielt wird und der CD wird abgerundet durch »[…] Ex-Teen King Peanuts Wilsons Interpretation des von Orbison geschriebenen I’ve Had It […]«.

"The Cat Called Domino" ist ein fantastischer Rückblick auf Roy Orbisons Sturm und Drang-Zeit.
Der hier präsentierte Rock’n’Roll ist definitiv nicht nur etwas für die Fans des Künstlers.
Es passt perfekt:
»[…] Diese Zusammenstellung glüht vor Sun-produzierter Hitze! […]«
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Roy Orbison (bezogen auf die CD):

Roy Orbison (vocals, guitar)
Ken Cook (vocals – #16)
Johnny 'Peanuts' Wilson (guitar – #2,4,8,12,14,15, poss. guitar – #1)
Bill Riley (guitar – #16,17)
James Morrow (electric mandolin – #2,4,8,12,14,15, poss. electric mandolin – #1)
Jack Kennelly (bass – #2,4,8,12,14,15, poss. bass – #1)
Jack Clemen (bass – #16,17)
Billy Pat Ellis (drums – #2,4,8,12,14,15, poss. drums – #1)
Roland Janes (guitar – #3,5,6,10,13)
Stan Kessler (bass – #3,5,10,13)
Sid Manker (bass – #3,5,10,13)
Otis Jett (drums – #3,5,10,13)
Jimmy Smith (piano – #3,5,10,13)
Jimmy Wilson (piano – #3,5,10,13)
Charlie Rich (piano – #16,17)
Bill Justis (tenor saxophone – #16,17)
Martin Willis (tenor saxophone – #18,19)
J.M. Van Eaton (drums – #6,11,16,17)
The Roses:
David Bigham (vocal chorus – #6)
Robert Linville (vocal chorus – #6)
Ray Rush (vocals chorus – #6)
Unknown (bass – #6)

Tracklist "The Cat Called Domino":

10″ Side A:

  1. Cat Called Domino (2:16)
  2. Go! Go! Go! (2:07)
  3. Problem Child (2:20)
  4. You’re My Baby (2:04)
  5. Chicken Hearted [Semi Spoken Words] (2:15)
  6. Sweet And Easy To Love (2:11)

10″ Side B:

  1. Ooby Dooby (2:40)
  2. You’re Gonna Cry (2:06)
  3. I Like Love (2:31)
  4. Claudette (1:57)
  5. Rock House (2:04)
  6. Mean Little Mama (1:57)

CD:

  1. Cat Called Domino
  2. Go! Go! Go!
  3. Problem Child (Without Saxophone)
  4. You’re My Baby
  5. Chicken Hearted (Semi Spoken Words)
  6. Sweet And Easy To Love
  7. Radio Spot
  8. Ooby Dooby
  9. You’re Gonny Cry
  10. I Like Love
  11. Claudette
  12. Rock House
  13. Mean Little Mama
  14. Ooby-Dooby (The Teen Kings)
  15. Trying To Get To You (The Teen Kings)
  16. Crazy Baby (Ken Cook)
  17. I Was A Fool (Ken Cook & Roy Orbison)
  18. Problem Child (With Saxophone)
  19. Mean Little Mama (With Saxophone)
  20. I’ve Had It (Peanuts Wilson)

Gesamtspielzeit: 13:13 (Side A), 13:15 (Side B), 43:41 (CD)

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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