«

»

Running Wild / Gates To Purgatory + Branded And Exiled (Re-Releases) – CD-Reviews

Running Wild - Gates To Purgatory

Noise-Wiederveröffentlichungen: Running Wild, Teil 1: "Gates To Purgatory"

»We are prisoners of our time
But we are still alive
Fight for the freedom, fight for the right
We are Running Wild«

"Prisoners Of Our Time", quasi der Namenssong von Running Wild, spiegelt den Zeitgeist der Metal-Szene von 1984, eine Mischung aus jugendlicher Rebellion, Gesellschaftskritik und Okkultismus. Satan nicht als böser Herrscher der Hölle, sondern als Opposition, als einer, der wagt, kritische Gedanken am bestehenden System zu äußern. Running Wild wollten ihn damals als solche Metapher verstanden haben, in seiner Figur den Teil des gefallenen Engels betonen. (»See the lying popes and politician/Giving reasons for this jinx/But there is someone, a fallen angel/And he teaches us to say "No"!!«)
Wobei allerdings auch Black Metal-Klischees und Horror-Motive – Adrian, der Sohn Satans (S.O.S.) erinnert natürlich an den Film "Das Omen" –  in den Lyrics vorkamen.

Insgesamt sprachen mich Running Wild damals damit an – und was noch viel wichtiger ist – mit der Musik auf ihrem Debüt, die Heavy Metal, mit Einflüssen von Speed- und Black Metal kombinierte.
Dabei wissen sie zu überzeugen, ob das flotte "Diabolic Force", das noch schnellere "Adrian S.O.S.", "Black Demon" oder das etwas schleppendere "Preacher" mit seiner düsteren Titelzeile »Demon and devil, the preacher’s parole« Das finale "Prisoner Of Our Time" baut sich langsam auf und mündet schließlich in die eingangs zitierten Zeilen, die in einem hymnenhaften Mitsingteil immer wieder wiederholt werden.
Damit ist nach einer guten halben Stunde das eigentliche Debüt schon fertig; ist dennoch ein Klassiker und ein Zeitdokument. Einzig das Cover fand/finde ich nicht so gelungen.

Doch es kommen bei der Neuauflage noch einige Bonustracks, diese sind zwar nicht bisher unveröffentlicht, ich finde es dennoch gut, sie hier alle vereint mit draufgepackt zu haben.
Da haben wir die beiden B-Seiten der "Victim Of States Power"-EP, die meiner Meinung damals schon durchaus einen Platz auf der LP verdient gehabt hätten.
Außerdem die beiden Songs vom legendären Death Metal-Sampler von Noise – der zwar mit dieser Stilrichtung musikalisch wenig zu tun hatte, jedoch eine Gemeinsamkeit mit manchen Werken dieser Sparte hat: ein verbotenes/zensiertes Cover. Außerdem zwei Stücke vom Sampler "Rock From Hell – German Metal Attack" und zwei Neu-aufgenommene.
Dazu gibt es jede Menge alte Fotos, Liner-Notes von Malcolm Dome, jedoch leider keine Lyrics.


Line-up Running Wild

Rock’n’Rolf (lead vocals, guitars)
Preacher (guitars, vocals)
Stephan (bass)
Hasche (drums)

Tracklist "Gates To Purgatory"

  1. Victim Of States Power (3.39)
  2. Black Demon (4:29)
  3. Preacher (4:26)
  4. Soldiers Of Hell (3:30)
  5. Diabolic Force (5:04)
  6. Adrian S.O.S. (2:54)
  7. Genghis Khan (4:13)
  8. Prisoner Of Our Time (5:26)

Bonus-Tracks:

  1. Chains & Leather ["Rock From Hell – German Metal Attack" Version] (5:10)
  2. Adrian ["Rock From Hell – German Metal Attack" Version]  (2:44)
  3. Walpurgis Night (The Sign Of Women’s Fight) [12″ Single B-Side]  (4:41)
  4. Satan [12″ Single B-Side]  (4:08)
  5. Iron Heads ["Death Metal"-Version] (3:38)
  6. Bones To Ashes ["Death Metal"-Version] (5:07)
  7. Soldiers Of Hell [1992 Re-Recorded Version] (3.22)
  8. Prisoner Of Our Time 1992 Re-Recorded Version] (4:34)

Gesamtspielzeit 67:05, Erscheinungsjahr 2017, Originalerscheinungsjahr 1984


Noise-Wiederveröffentlichungen: Running Wild, Teil 2: "Branded And Exiled"

Running Wild - Branded And Exiled

Begeistert vom Debüt "Gates To Purgatory", freute ich mich auf den Nachfolger, der – ich falle gleich mit der Tür ins Haus – die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte und mich daher ein wenig enttäuscht hat.
Dabei versprach schon das Cover – wieder im Stil Metal(l) und Feuer – eine Fortsetzung und auch die Texte waren eine Weiterführung der Inhalte, vielleicht nun ein wenig dezenter ausgedrückt.

Opener und Titeltrack "Branded And Exiled" ist ein durchaus gelungenes Stück schweren Metal(l)s, "Mordor" hat eine Titelzeile, die hängen bleibt, "Fight The Oppression" könnte der kleine Bruder von "Diabolic Force" sein, und "Evil Spirit" kommt recht finster rüber.
Das Beste gibt es auch hier zum Schluss, nämlich eine Mitsinghymne: "Chains And Leather", ein Heavy-Stampfer, der etwas an Judas Priest erinnert. Nicht ganz zufällig… denn die Männer um Rob Halford hatten auf ihrem 1978er Werk "Killing Machine" einen Song mit dem Titel "Running Wild", der bei der Namensgebung der Hamburger eine Rolle spielte…

Und doch fehlte mir irgendetwas… oder vielleicht irgendjemand? Gitarrist und Nebenvokalist Preacher stieg 1985 aus um evangelischer Priester (sic!) zu werden. Klar, ich weiß, Running Wild sind und waren immer die Band von Rock’n’Rolf, doch beschlich mich bereits damals das Gefühl, dass zuvor ein Gegenpol vorhanden war, der die Musik stärker machte. Ich mag mich auch täuschen und das Ganze war einfach eine natürliche Weiterentwicklung, die sogar von manchen begrüßt wurde.
Tatsache ist, für mich war/ist die "Branded And Exiled" schwächer, wie ein Nachhall der Stärke der "Gates To Purgatory"– vielleicht auch nur ein Zwischenschritt und Übergang zur nächsten Stufe der Bandgeschichte.
Denn auf der nächsten Scheibe sollten sich Running Wild vor allem textlich/imagemäßig neu definieren…

Auch die Neuauflage kann mit der des Debüts nicht mithalten, bei den Bonus-Tracks handelt es sich ausschließlich um neu eingespielte Songs der hier bereits enthaltenen Stücke.


Line-up Running Wild

Rock’n’Rolf (vocals, guitars)
Majk Moti (lead guitars)
Stephan (bass)
Hasche (drums)

Tracklist: "Branded And Exiled"

  1. Branded And Exiled (3:54)
  2. Gods Of Iron (4:00)
  3. Realm Of Shades (4:28)
  4. Mordor (4:49)
  5. Fight The Oppression (4:55)
  6. Evil Spirit (3:19)
  7. Marching To Die (4:35)
  8. Chains And Leather (5:45)

Bonus-Tracks

  1. Branded And Exiled [Re-Recorded Version 1991] (3:50)
  2. Fight The Oppression [Re-Recorded Version 1991] (4:53)
  3. Marching To Die [Re-Recorded Version 1991]  (4:37)
  4. Branded and Exiled [Re-Recorded Version 2003] (3:54)
  5. Mordor [Re-Recorded Version 2003] (4:49)

Gesamtspielzeit (57:48), Erscheinungsjahr 2017, Originalerscheinungsjahr 1985

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
Über mich
Meine Seite im Archiv
News
Konzertberichte als Team mit Jens
Mail: andrea(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>