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Rust On The Rails / Talisman – CD-Review

Die Band Rust On The Rails (ROTR) nennt ihren Stil »American Aussie Roots Rock«. Die beiden führenden Köpfe der Combo sind der Amerikaner Cody Beebe sowie der Australier Blake Noble, der mit seinem Didgeridoo schon Gast auf dem Cody Beebe & The Crooks-Album Out Here vertreten war.
Beide haben sich quasi von ihren Bands losgeeist und Anfang 2017 wurde das Debütalbum "Talisman" veröffentlicht. Das Quartett komplettieren Bassist Eric Miller, ebenfalls Cody Beebe & The Crooks, sowie Chris Lucier am Schlagzeug. 2017 wird auch das Jahr einer ausgiebigen Europa-Tournee sein. Mit Mumford & Sons, Fu Fighters, Surgill Simpson oder Lukas Nelson & The Promise Of The Real hat man bereits die Bühne geteilt, beziehungsweise gemeinsam im Billing für das Gentlemen Of The Road Festival in 2015 gestanden.

Zehn neue Songs erwarten den neugierigen Hörer. "Far Cry" gab es bereits auf der Ende 2014 veröffentlichten EP "November". Allerdings hat sich die Formation schon den Aufwand gegönnt, diese Nummer für vorliegende Platte neu einzuspielen. So startet das Lied jetzt mit Unterstützung von Blake Noble am Didgeridoo und rundum hat die Band etwas mehr Drive aufgelegt. Dieses Stück ist aber so oder so schon ein imposanter Hinhörer.

Das Didgeridoo bereits erwähnt, empfangen uns seine Klänge auch im Opener "Every Little Thing". Dieses Ding geht ziemlich gut ab und zeigt, welch ein guter Sänger Cody Beede ist. Mit seinem vertrackten Rhythmus kommt der Song zunächst kompakt daher. Erst in der zweiten Abteilung entfaltet er sich in seiner kompletten Dynamik-Blüte. Klasse!
Die andere Buchstütze zum ersten Track ist "Foolish Pride". Oh, da hören wir Rust On The Rails aber von einer ganz anderen Seite, denn diese Komposition kommt aus der balladesken Ecke. Großformatige Emotionen werden offengelegt. Besonders anziehend wirkt schon die zwar kurze, aber intensive Cody Beebe-a cappella-Eröffnung. Seine Stimme schwebt quasi über dem Track und dann mischen sich auch noch Streicherklänge in die Gefühlswelt der Nummer. Verantwortlich dafür ist der Passenger String Quartet-Leader Andrew Joslyn.

Der wiederum ist nicht erst beim abschließenden Lied mit von der Partie. Für Violinen oder Violas ist in "Trip" allerdings kein Platz. ROTR versinken in ihrem ureigenen Rock’n’Roll, dem das Quarett hier durch wunderschön-ruhige Phasen mit akustischer Gitarre einige Atempausen gönnt. Highlight? Durchaus, weil so schön abwechslungsreich und in den flotten Teilen mit Ecken und Kanten versehen.
Wer hat Lust auf Mitsingen? Bitte schön, auch damit kann ROTR dienen. Dafür bestellt sich der Hörer eine Portion "Crutch". Beim zweiten Durchlauf ist man dabei und kann mitsingen. Funkige Gitarrenriffs füllen die Luft und die Streicher von Andrew Joslyn sind auch wieder dabei. Nach einigen Sekunden hat man allerdings das Gefühl, als hätte der Songwriter ein wenig am INXS-Napf geschleckt. Es gibt Stellen, da klingt er wie der charismatische Michael Hutchence. Trotzdem ein tolles Lied.

ROTR sorgt für echte Abwechslung und verlangt von einem sozusagen sportlichen Einsatz. Bei "Crutch" hat man dem Hörer einen Rock-Tritt in den Allerwertesten gegeben, ihn den Baum hochgejagt und gleich danach darf man es sich, während "Play The Fool" läuft, auf der bunt blühenden Wiese bequem machen, die Augen schließen und träumen. Perfektes musikalisches Wechselbad, bei dem die Streicher klingen wie ein komplettes Orchester. Hinhörer!
Zu ROTR kann man aber auch tanzen, was nicht abwertend gemeint ist. Da sind sie wieder, das Didgeridoo und Andrew Joslyn. "Lost And Found" hat Groove, bei dem man einfach nicht stillsitzen bleiben kann. Man gerät nicht unbedingt in hyperaktive Bewegungen, weil dieses Stück irgendwie auch herrlich relaxt daher kommt.

Rust On The Nails muss man auf dem Schirm haben. Die Combo ist einfach gut. Im Frühjahr 2017 lässt sich die Band auch in unseren Breitengraden blicken. Ganz gleich ob als Quartett oder Quintett mit Andrew Joslyn, ein Konzert dürfte lohnenswert sein. "Talisman" ist jedenfalls ein Talisman für den Hörer.


Line-up: Rust On The Rails:

Cody Beebe (vocals, guitar)
Blake Noble (guitar, didgeridoo)
Eric Miller (bass)
Chris Lucier (drums)
Andrew Joslyn (strings)

Tracklist "Talisman":

  1. Every Little Thing
  2. Trip
  3. Abbott And Costello
  4. Secrets
  5. Lost And Found
  6. Far Cry
  7. Crutch
  8. Play The Fool
  9. Love And Lace
  10. Can You Feel It?
  11. Foolish Pride

Gesamtspielzeit: 39:26, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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