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Rymo / Kinetic – CD-Review

Rymo / Kinetic

Bei Rymo handelt es sich um ein Projekt des US-amerikanischen Schlagzeugers Ryan Moran. Mit "Kinetic" stellt er, allerdings zwölf Jahre nach dem Debüt, erst seine zweite Solo-Platte vor. Ansonsten soll er als Drummer für eine Band mit Namen Slightly Stoopid aktiv sein.

Ein festes Line-up begleitet den Musiker nicht, dafür lebt "Kinetic" von zahlreichen Gästen, bekannte, weniger bekannte und unbekannte. Unter den ein wenig bekannteren Musikern sind der Bassist Tony Levin, Bert Lams (California Guitar Trio) und Marty Schwartz, der Gitarrist.

Letztlich bleibt es jedoch weitestgehend Musik, bei der die Perkussion/das Schlagzeug stark im Vordergrund steht. Nach einer kurzen Einleitung erwartet uns der Titelsong im Reggae-Rhythmus. Und hier zeigt sich bereits, und das bleibt auch so für den Rest der Platte, dass ein weiterer Musiker wesentlich mitbestimmt, ein gewisser Tom G, wahrscheinlich der Mitproduzent Tom Griesgraber. Wichtiges Instrument ist also die Gitarre, die Tom G in verschiedenen Ausführungen bedient. Neben üblichen Akustik- und E-Gitarren sind das eine Sitar-Gitarre, eine Moog-Gitarre, der Gitarrensynthesizer sowie verschiedene Effekte. Darüber hinaus erweist sich Tom G als Multiinstrumentalist, bedient er doch noch diverse Bässe und Keyboards.

Insofern klingt das Meiste auf der Platte wie ein gemeinsames Werk von Moran und Griesgraber. Und hier werden verschiedene Spielarten ausgeübt, Elemente von Prog Rock, von Fusion, aber mit Rockbetonung, sind die Hauptbestandteile dieser Instrumentalmusik. So konzentriere ich mich im Wesentlichen auf jene Songs mit Gastmusikern. "Spy Theme" ist als erstes ein wenig anders orientiert. Durch Einsatz von Marimba und Blasinstrumenten wird das Soundspektrum ein wenig erweitert, die Bläser halte ich jedoch für recht sparsam integriert und hintergründig klingen sie wie Auszüge eines Songs einer mexikanischen Mariachi-Kapelle, und auch das Saxofonsolo ist zu sehr in den Hintergrund gepackt worden, als dass es wesentlich wirken könnte. Und – hier kann ich das Mitwirken von Tony Levin auch nicht als Besonderheit herausfiltern.

"Bembé Rumba" wird nun sehr perkussiv, OG, Miguel Lopez und der Protagonist bedienen hier ausschließlich Perkussionsinstrumente und lassen ein heißes Feuer lodern. "Mr. Roboto Visits The Outback", ja, der Drumcomputer besucht hier dann wohl das Outback in Australien und er und seine künstlichen Bläsersätze treffen dort auf den Didgeridoo spielenden Rymo.

Immer dann, wenn Tom G nicht nur als reiner Gitarrist auftritt, dann geraten die Keyboards stark in den Vordergrund und lassen die Musik in sphärische Höhen abtreiben. Das wirkt dann sowohl ein wenig künstlich, wie es halt zu solchen Bearbeitungen gehört und ist dann sehr verträumt und stark mit entsprechenden Bands des Prog assoziativ in Verbindung zu bringen. Ein wenig frischen Wind' bringt der Gitarrist Marty Schwartz ins Spiel, wie man auf den Stücken "Influx" und Cubism" hört. Letzteres verfügt dann auch über ein sehr passend und gut integriertes Bläserarrangement. Sehr funky und im sanften Reggae-Rhythmus können sich hier die Solisten ein wenig besser präsentieren, auch das Didgeridoo ist wieder an Bord. So zähle ich diesen Song zu den Höhepunkten der Platte.

Multi-Kulti-Feeling versprüht "Didg-Y-Tar", wo arabisch-nahöstliche Einflüsse auf Australien und Afrika treffen, das Teil ist wirklich sehr interessant und hätte mit seiner kurzen Spielzeit noch knapp unter zwei Minuten gut und gern improvisatorisch ausgebaut werden können, nein – müssen! Träumerisch verabschieden wir uns mit "Dream Flight" aus einer doch relativ abwechslungsreichen Platte, bei der Rymo durchaus verstanden hat, verschiedene Elemente und Stile unter einen Hut zu bringen, zwar nicht immer ausgeprägt genug und nur ansatzweise gelungen, aber in Hinsicht auf zukünftige Produktionen hoffnungsvoll.


Line-up Rymo:

Ryan Moran (drums, percussion, keyboards, keyboard bass, sound efx, timbales, bongo, didgeridoo, mini sequencing, piano, vibraphone, berimbau)
Farzam Salami (tombak -#1,9,10,13,15, tar – #15)
Paul Wolstencroft (keyboards, synth, electric piano – #2,4,14)
Tom G (guitars, bass, keyboards, vocal, sitar guitar, guitar efx, Taurus pedals, slide guitar, midi sequence, NS/stick, mandolin, fretless bass, Chapman stick, funk finger bass, Moog Taurus pedals, guitar synth, sound treatment/efx, guitar melody, Moog guitar – #3,4,6,7,8,9,10,11,14,16)
Tony Levin (Chapman stick, electric cello – #4)
Daniel Delacruz (tenor saxophone – #4,6,11)
Andy Geib (trombone, trumpet – #4,11)
Kevin Lucas (marimba – #4)
OG (congas, bongos, chekere, percussion, batá drums – #5,6,12)
Miguel Lopez (congas, batá drums, clave, palitos, percussion, chekere – #5,6,12)
Mike Lopez (congas, guataca – #13,15)
Marty Schwartz ( guitar – #6,9,11)
Peter Gordon ( flute – #8,14)
Bert Lams (percussion – #16)

Tracklist "Kinetic":

  1. Symmetry 7
  2. Kinetic
  3. Palindrome
  4. Spy Theme
  5. Bembé Rumba
  6. Scooby Snax
  7. Mr. Roboto Visits The Outback
  8. Nebula
  9. Influx
  10. Megalodon
  11. Cubism
  12. Changó
  13. Symmetry 5
  14. Hearin' Everywhere
  15. Didg-Y-Tar
  16. Dream Flight

Gesamtspielzeit: 57:29, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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