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S.O.A.B. / Soabology – CD-Review

Beim Quartett S.O.A.B. leben, zumindest durch die Danksagung im Booklet alle Geister vom Sex, Drugs & Rock’n’Roll auf. Bei der Band aus Turin sind es diverse harte Spirituosen, Bier sowie Zigaretten und Fattore K wird ausdrücklich »[…] for alcohol […]« gedankt. Image-Pflege geht allerdings nicht nur über genannte Dinge, sondern in diesem Fall über "Saobology", dem Album mit sieben Songs, die den Piemontkirschen mit ihrem Rock’n’Roll die Kerne aus dem Fruchtfleisch jagen.
Die vier Männer machen gute Musik. Nach dem ersten Song, der fast acht Minuten dauert, lutschen The Quireboys am Daumen und kommen aus dem Kindergarten. Nein, vielleicht wäre Stoner Rock doch die bessere Sortierung und damit haben The Quireboys ja nichts am Hut.

Ups! Der Beginn von "Dust In Throat" widerlegt aber gerade Geschriebenes. Einsam und leise zieht eine Bottleneck-Gitarre ihre Kreise. Klasse! So etwas kommt aus der Sparte Blues Rock und wenn die Band einsetzt, wird die gelungene Einleitung zu einem laut krachenden Blues-Rocker, der mit beiden Beinen im Genre einbetoniert ist.
Okay, wenn Tony R’n’R seine Stimme erhebt, hat der Gesang nichts mehr vom Blues und überhaupt wechselt die Combo für einige Takte musikalisch hinüber zur steinigen Ausgabe des Rock, nur um dann wieder ins anfängliche Fahrwasser zu gelangen. Dieses Wechselspiel (oder -bad) wiederholt sich und so werden sieben Minuten "Dust In Throat" zu einer spannenden Angelegenheit, die auch noch mit teilweise furiosen Gitarrensoli garniert ist.

Nach zwei Liedern wird man schon neugierig, spitzt die Ohren und fragt sich, was es denn wohl mit der Nummer "Interlude" auf sich hat. Aha, nur knapp zwei Minuten dauert die Zwischenmusik, die aus meiner Sicht aber sehr interessant arrangiert sind. Zu bluesigen Basstönen improvisiert die Gitarre gekonnt. Dieses Stück ist bisher die besondere Scheibe vom 12-Takter-Kuchen und darf durchaus als klasse Einleitung für "Wheels On Fire" angesehen werden.
Wobei wir dann in der Grooveabteilung der Scheibe angekommen wären. Nach einem schönen Gitarren-Auftakt sorgt natürlich der Schlagzeuger Marco Betta für die infizierende Rhythmik, die durch entsprechende Riff-Gestaltung vom Sechssaiter verstärkt wird. Der freche Gesang passt gut und zu "Wheels On Fire"-Fuzz-Klängen wird das Tanzbein geschwungen. Klasse Nummer!

"Loneliness Of Broken Riders" ist treibender Stoner Rock mit einem feinen Härtegrad. Auch dieses Stück bietet genügend Zeit zur Entfaltung der Gitarre in mächtig zupackenden Soli. Trotz des vorgelegten Tempos ist auch hier eine Blues-Wurzel zu erkennen.
Marcello, der den Synthesizer bedient, ist bisher nur als Klang-Verfeinerer in Aktion getreten. Aber es gibt ja noch das richtungsweisende "Where Are We Going?". Hier fällt die Antwort für "Soabology"-Verhältnisse geradezu lang aus, denn das Quartett lässt sich über dreizehn Minuten Zeit. Neben Tony R’n’R hat Marcellos Arbeitsgerät ein ordentliches Wort mitzureden, denn jetzt macht S.O.A.B. in Space Rock. Vielleicht etwas ungewöhnlich für die Band, nachdem die vorherigen Tracks dieses Genre noch nicht einmal andeutungsweise gestreift haben.
Nichtsdestotrotz bewegen sich die vier Männer im musikalischen Raum über oder auch in den Wolken ziemlich sicher. Mit Schwankungen in der Dynamik spielt sich Tony R’n’R in einen wahren Rauschzustand und wird dabei auf Augenhöhe von Marcello unterstützt. "Where Are We Going?" rockt und gleitet zum Teil wie auf einem Luftkissen dahin.

Okay, S.O.A.B. verbindet einige Stilrichtungen, bleibt aber immer authentisch. So passt beim Quartett der Blues zum Stoner Rock und der Stoner Rock zum Space Rock. Für den interessierten Leser, den diese Kombination neugierig macht, ist "Soabology" eine Empfehlung.


Line-up S.O.A.B.:

Blackie (bass)
Marcello (synthesizer, throat)
Marco Betta (drums)
Tony R’n’R (guitars, dobro, vocals, liquid sounds, visions)

With:
Danilo Battocchio (percussion – #4)

Tracklist "Soabology":

  1. Nightwatcher
  2. Dust In Throat
  3. The Brigde Is Bending Down
  4. Interlude
  5. Wheels On Fire
  6. Loneliness Of Broken Riders
  7. Where Are You Going?

Gesantspielzeit: 45:09, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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