Samantha Fishs viertes Album ist »[…] eine energiegeladene Liebeserklärung an den Rock’n’Roll und Rhythm ’n Blues der 60er und 70er. […]« So steht es im Informationsblatt zu "Chills & Fever" geschrieben. Die Amerikanerin reiste dafür nach Detroit, wurde unter anderem von Mitgliedern der Detroit Cobras begleitet und wenn es um R&B geht, dann dürfen Bläser natürlich nicht fehlen. Trompeter Mark Levron und Travis Blotsky (Saxofon) bilden das Gebläseduo und Bob Mervak spielt das elektrische Piano.
Auf der vorliegenden Platte sind kompositorische Eigenleistungen der in Kansas City geborenen Protagonistin Fehlanzeige. Die vierzehn "Chills & Fever"-Lieder sind ausnahmslos Coversongs, aber wie Samantha Fish sie zu ihrem musikalischen Eigentum macht, ist schon bemerkenswert und auch ihre Stimme ist quasi wie gemacht für die angegebenen Genres.
Die geballte Musiker-Kompetenz macht sich selbstredend bemerkbar. Die von Bobby Harlow (The Go und andere) produzierte Platte ist herrlich ausgewogen. Da darf man Samantha Fish ein Kompliment aussprechen, denn bei vielen Tracks auf "Chills & Fever" handelt es sich »[…] um R’n’B- und Soulmusik ihrer Jugend […]«. Ray Charles sowie Otis Redding waren nur zwei ihrer Favoriten.
Dem Blues hat die Frau allerdings nicht vollkommen den Rücken gekehrt. Auf jeden Fall hat man sich herrliche Nummern aus den besagten Genres herausgepickt und dabei muss man wahrlich nicht auf fetzige Lead Gitarrenklänge verzichten.
Schon beim ersten Track legt sich die auf neuen Wegen befindliche Musikerin mächtig ins Saiten-Zeug. Da gibt es kein Vertun … auf das Spiel einer rockigen Gitarre versteht sich Samantha Fish immer noch.
Der Hörer muss auch nicht auf feine Backing Vocals verzichten. Die ziehen sich wie ein roter Faden durch die vierzehn Songs, von denen sich die letzten beiden Lieder als CD-Bonus Tracks entpuppen. Auch gut, denn "Somebody’s Always Trying" und "I’ll Come Running Over" sind in keiner Weise so etwas wie ein überflüssiger Appendix. Erstgenannter Song hat einen tollen Drive und nicht erst hier hat der Hörer erkannt, wie gut ihre Stimme auch im R&B oder Soul ankommt. Die Bläser mischen überall mit und beim vorletzten Song gefallen besonders die tiefergelegten Saxofontöne, die die schärfer gewürzte E-Gitarre der Frontfrau wunderschön ins richtige Licht setzen. Überhaupt ist dieses Stück von großer Abwechslung geprägt, was man bei knapp über sechs Minuten voll auskostet. Samantha Fishs Spielfreude spürt man bis unter die Haut und Bob Mervak erweist sich als ihr kongenialer Partner auf den schwarzen und weißen Tasten.
In die Jahre gekommen ist diese Art von Musik bestimmt nicht. Man könnte bei "Chills & Fever" geradezu von einem R&B-/Soul-Revival sprechen, auch wenn es andere Künstler/Bands gibt, die diese musikalische Fahne hoch in den hart umkämpften Markt der Hörergunst halten.
Ist der Opener ein guter Einstieg ins Album, setzt das Titelstück erste Ausrufezeichen des Bemerkenswerten. Hier wird man von Samantha Fishs Stimme und der ganzen Platten-Atmosphäre quasi gefangen genommen und erst wenn die letzten Töne von "I’ll Come Running Over" verklungen sind, wird der Hörer wieder entlassen. Aber bei diesem Album begibt man sich gerne wieder in dieses musikalische Gefängnis.
Auf dem Coverbild zeigt sich die Musikerin im Leopardenlook. Viel wichtiger sind die inneren musikalischen Werte und die trägt Samantha Fish überzeugend nach außen. So steht sie mit dem gewissen "Chills & Fever"-Kurswechsel immer noch hoch im Kurs und man darf gespannt darauf sein, in welchem Line-up sie diese Songs auf der Bühne präsentieren wird. Auch wenn zum Zeitpunkt dieser Rezension noch keine europäischen Tourtermine auftauchen, kann man sich mit dem Album bestens die Wartezeit vertreiben. Mit "Chills & Fever" gibt es nun eine Verbindung zwischen Ina Forsman und Samantha Fish. Die hört auf den Namen Amy Winehouse. In diesem Sinn …
Line-up Samantha Fish:
Samantha Fish (vocals, lead guitar)
Joe Mazzola (rhythm guitar)
Steve Nawara (bass)
Kenny Tudick (drums)
Bob Mervak (electric piano)
Mark Levron (trumpet)
Travis Blotsky (saxophone)
Tracklist "Chills & Fever":
- He Did It
- Chills & Fever
- Hello Stranger
- It’s You Voodoo Working
- Hurt’s All Gone
- You Can’t Go
- Either Way I Lose
- Never Gonna Cry
- Little Baby
- Nearer To You
- You’ll Never Change
- Crow Jane
- Somebody’s Always Trying (Bonus Track)
- I’ll Come Running Over (Bonus Track)
Gesamtspielzeit: 54:51, Erscheinungsjahr: 2017
Neueste Kommentare