Saxon – dieser Begriff steht im Englischen für das germanische Volk der Sachsen. Folglich dichtet man den Musikern der Band Saxon gern Sachsen als heimliche Wahlheimat an. Damit mögen Auftritte in diesem Teil Deutschlands etwas Besonderes sein und muten wie ein Heimspiel an. Ein wenig Augenzwinkern gehört natürlich dazu. Eine Besonderheit ist aber in jedem Fall der Auftritt am 11. März 2023 in der Musikhalle in Markneukirchen. Im Rahmen der "Seize The Day World Tour" sind als Support Rage dabei, die deutsche Power Metal-Band aus Herne.
Saxon geben an diesem Tag ihre Visitenkarte im weltberühmten Musikwinkel ab. Unter diesem Begriff bezeichnet man heute im Kern die Orte Markneukirchen, Erlbach, Klingenthal und Schöneck sowie die dazwischen gelegenen kleineren Gemeinden im sächsischen Vogtland. Die Tradition des Musikinstrumentenbaus im Vogtland kann nach Überlieferungen auf eine über 350-jährige Geschichte blicken. Sie prägte das Image und die geschichtliche Entwicklung jener Region. »Zwölf ehrbare und kunstreiche Geigenmacher aus Markneukirchen bekamen am 6. März 1677 für ihre Innungsartikel die kurfürstlich-sächsische Bestätigung und begründeten damit die erste Instrumentenbauerinnung in Deutschland«, liest man in historischen Schriften. Seither gilt dieses Jahr als Geburtsstunde des vogtländischen Musikinstrumentenbaus. Ausgehend von Markneukirchen eroberte der Musikinstrumentenbau zu Beginn die Orte Klingenthal, Erlbach, Schöneck, Adorf und Bad Brambach.
Nach 1850 erlangte die gesamte Musikinstrumentenherstellung sogar weltweite Bedeutung. Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konnte man in Markneukirchen sämtliche Orchesterinstrumente kaufen und es wurden alle Zubehörteile wie Saiten, Etuis, Bögen usw. in der Stadt gefertigt. Es setzte ein starker Handel mit Musikinstrumenten ein. Die Stadt wurde zum Zentrum des deutschen Orchesterinstrumentenbaus und ein Begriff in der Musikwelt.
Im Vogtland offerieren heute etwa 115 Betriebe mit über 1.000 Beschäftigten den bedeutendsten Standort des Musikinstrumentenbaus in Europa. Bis auf wenige Ausnahmen wird das gesamte Orchesterinstrumentarium hergestellt, vertrieben und fachmännisch repariert. Die Entwicklung konzentriert sich hierbei auf einen leistungsfähigen Mittelstand, der auf allen Märkten der Welt hohes Ansehen erworben hat.
Das bedeutet, dass diese Unternehmen die schwierigen wirtschaftlichen Umbrüche in dieser Region in der Zeit nach 1990 gemeistert haben. Im traditionellen Handwerksbetrieb und in der Industrie werden alle historischen und modernen Techniken des Instrumentenbaus vermittelt. Die hierfür notwendigen theoretischen Grundlagen werden von den Lehrlingen am Beruflichen Schulzentrum Vogtland erworben. Musikalische Wettbewerbe tragen dieser Entwicklung ebenfalls Rechnung.
Darüber, welche Orchesterinstrumente Saxon wohl am 11. März auf der Bühne zum Einsatz bringen, darf trefflich spekuliert werden. Da die menschliche Spezies aber eher zu den Gewohnheitstieren gezählt werden kann, dürfen wir davon ausgehen, dass die Musiker zu ihren gewohnten Instrumenten greifen. Ganz bestimmt erfolgt dies nicht ohne das Wissen über die Instrumentenbauer in und um Markneukirchen, denen eine Band wie Saxon natürlich ihren Respekt entgegen bringt. Auch wenn an diesem Abend keine Bögen geschwungen werden. Saxon und Markneukirchen – das ist in jedem Fall eine klangvolle Verbindung.
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