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Saxon / Denim And Leather – LP-Review

Saxon - "Denim And Leather" - LP-Review

Nach den beiden bärenstarken Alben Wheels Of Steel und Strong Arm Of The Law sowie einer im Jahr 1980 durchgezogenen US-Tour stand die englische Band Saxon voll im Saft. Darum wurde zwischen weiteren Tourneen und Festivals im Folgejahr auch gar nicht erst Zeit verplempert, sondern es standen vielmehr die Aufnahmen für das nächste Studioalbum auf dem Plan. Dafür zog sich das personell nach wie vor unveränderte Quintett in die Aquarius Studios im schweizerischen Genf zurück, wo die Arbeit mit dem Produzenten Nigel Thomas begann. Sämtliche Songcredits zu den neun auf der Scheibe zu findenden Tracks wurden den Herren Byford, Dawson, Gill und Graham zugeschrieben, wobei es etwas seltsam anmutet, dass sich der Gitarrist Paul Quinn als einziger offensichtlich nicht am Prozess des Komponierens beteiligt haben soll. Vor allem deshalb, weil er bei jeder Saxon-Scheibe davor und danach immer mit bei der Sache war.

Aber wie dem auch sei, als "Denim And Leather" im Oktober 1981 erschien, ahnten wohl die wenigsten, dass es sich dabei um das letzte Hurra des Original-Line-ups handeln sollte. Und nicht nur das, denn mit dieser Platte wurde nach den bereits oben genannten auch das Trio abgeschlossen, das als das Fundament der Engländer gilt, das die Combo bis heute überleben ließ. Sicher kann man darüber streiten, ob die Scheiben um 1980 die besten der Briten sind, aber darum soll es hier gar nicht gehen. Mit dem Ohrwurm "Princess Of The Night" wird von Beginn an ein Feuerwerk abgebrannt, das zu (fast) keiner Sekunde nachlässt. Nach dem ebenfalls bis heute auf den Konzerten der Band gespielte "Never Surrender" folgt mit "Out Of Control" der gefühlt einzige qualitativ etwas abfallende Song.

Dieser wird jedoch umgehend mit dem bärenstarken und wieder deutlich flotteren "Rough And Ready" gekontert, der zu den besten Tracks des gesamten Albums zählt. Textlich setzt sich Byford mit unterschiedlichen Themen auseinander. Beim vorgenannten Stück geht es darum, sich als ewiger Outlaw und von der Gesellschaft Ausgestoßener zu sehen, während sich "Princess Of The Night" mit einer Dampflok (doch, doch, tatsächlich…) befasst und es bei "Out Of Control" auch mal um die Liebe geht. Der Titelsong war eine Ode von Saxon an ihre Fans und ist bis heute einer von mindestens vier Band-Klassikern, die sich alleine auf diesem Album befanden. Nachdem "Play It Loud" die erste Seite gebührend rockend beendet hat, startet Numero Zwo mit der Single-Auskopplung "And The Bands Played On". Das sind (ebenso wie der Titeltrack) Stücke, die jedem Metaller geläufig sind und auf die gar nicht mehr groß eingegangen werden muss.

Die Freuden des Motorradfahrens beschreibt "Midnight Rider" in einem für die Band eher als Midtempo durchgehenden Titel. Die große Stärke dieses Albums ist seine Stimmigkeit, was sowohl das Songwriting, die Einspielung sowie auch die Arrangements betrifft. Und gerade diese sind es bei der letztgenannten Nummer, die sie von einer guten zu einer sehr guten werden lässt. Auch "Fire In The Sky" macht nochmal jede Menge… ja, Feuer unterm Dach.

Wie bereits erwähnt war "Denim And Leather" das letzte Album des Original-Line-ups, da der Schlagzeuger Pete Gill (später Motörhead) bereits bei der nächsten Tour nicht mehr dabei war. In der offiziellen Erklärung hieß es, dass er sich eine Handverletzung zugezogen hatte und deshalb nicht spielen konnte. Einen Hinweis darauf, warum (wenn dem tatsächlich so war) er nach der Tour dann nicht wieder zur Band zurückkehrte, habe ich bisher nicht gefunden. Jedenfalls wurde er durch Nigel Glockler ersetzt, der seither (von ein paar Unterbrechungen abgesehen) bis heute in der Band ist.

Diese neue Auflage der Scheibe kommt in sehr gut klingendem 180g-Vinyl und dazu in psychedelischem blau-weißem Swirl-Design und einer Innenhülle, auf der sämtliche Texte abgedruckt sind. Wir haben es also nicht nur mit einer Hammer-Platte zu tun, sondern dazu noch mit einer, bei der das Auge so richtig mitgenießen kann. Für Sammler unverzichtbar, dazu ein dicker Tipp für alle Metal-Fans, die dieses Werk noch nicht in ihrer Album-Kollektion stehen haben!


Line-up Saxon:

'Biff' Byford (lead vocals)
Graham Oliver (guitars)
Paul Quinn (guitars)
Steve Dawson (bass)
Pete Gill (drums)

Tracklist "Denim And Leather":

Side 1:

  1. Princess Of The Night
  2. Never Surrender
  3. Out Of Control
  4. Rough And Ready
  5. Play It Loud

Side 2:

  1. And The Bands Played On
  2. Midnight Rider
  3. Fire In The Sky
  4. Denim And Leather

Gesamtspielzeit: 19:33 (Side 1), 17:41 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2018 (1981)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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