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Saxon – Konzertbericht, 08.10.2022, Capitol Theater Offenbach

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Vorhang auf, das Spiel beginnt. Im altehrwürdigen Capitol Theater in Offenbach, das eine lange Geschichte als Kulturstätte vorzuweisen hat, gastierten Saxon im Rahmen ihrer aktuellen Tour "Seize The Day" zum neuen Album Carpe Diem. Wo sonst Musicals und klassische Konzerte bei Kerzenschein auf dem Programm stehen, heizten die Briten dem Publikum in gewohnter Weise mit Liedern aus 40 Jahren ein. Das Ambiente hatte Charme und trotz des gut gefüllten Hauses war so etwas wie eine familiäre Atmosphäre auszumachen.

Als Vorband traten Diamond Head auf. Da Saxon für Tradition stehen, war deren Auftritt eine fast schon folgerichtige Konstante, denn die Formation war schon im Vorprogramm der vergangenen Tour 2018 zu erleben. Diamond Head waren ebenfalls eine wegweisende Band der New Wave of British Heavy Metal. Bekannt sind sie dafür, dass sie Metal-Bands wie Metallica und Megadeth auf ihrem Weg beeinflusst haben.

Das Geburtsjahr der 1976 in Stourbridge, England, gegründeten Combo entspricht exakt dem Gründungsjahr von Son Of A Bitch. Aus ihnen sind 1979 Saxon entstanden. Schon vor 46 Jahren dabei waren Sänger Peter 'Biff' Byford und Gitarrist Paul Quinn. Die Einstimmung durch Diamond Head war also standesgemäß und hätte nicht besser passen können. Eine Formation mit zwei Gitarren, mit gleicher Entwicklung wie Saxon und immer noch auf der Bühne mögen die Markenzeichen gewesen sein, die letztlich dazu führten, dass die Fans für das weitere Geschehen richtig eingestellt wurden.

Biff Byford

Biff Byford

Die Stimmung beim Headliner des Abends stieg von Stück zu Stück, wobei bereits der Opener ein gefeierter Song war. "Carpe Diem" ist der Titeltrack des gleichnamigen Albums aus dem Jahr 2022. Allein sechs Nummern aus dem aktuellen Werk erklangen im Rahmen der Setliste. Ebenfalls euphorisch aufgenommen wurde später "The Pilgrimage", mit dem der Reigen der Zugaben eingeleitet wurde. Interessant war, dass allein fünf Stücke aus dem ersten Livealbum The Eagle Has Landed zu hören waren, das genau vor 40 Jahren erschienen ist. Nimmt man noch die gleichaltrigen Klassiker "And The Bands Played On" und "Dallas 1 PM" dazu, die als Bonus-Tracks auf einer Neuaufnahme des Livealbums von 1982 zu hören sind, waren das allein sieben Produktionen aus diesem Jahr. Dazu kam "The Eagle Has Landed", das ebenfalls 1982 Premiere feierte und 1983 auf dem Album Power & The Glory erschienen ist.

Im Konzert nicht fehlen darf "Sacrifice". Das gleichnamige Album ist 2013 erschienen. Der Titeltrack zeigt, dass die Protagonisten sogar im Speed Metal mithalten könnten. Diese Fähigkeit blitzt immer wieder bei der NWoBHM-Legende auf. Die Fans verlangten lautstark nach "Crusader" aus dem gleichnamigen Album von 1984 und wollten weitere bekannte Nummern hören. Doch von einem Fehlen in der Setliste kann hier keine Rede sein, wenn man bedenkt, dass zum Backkatalog inzwischen 23 Alben seit Gründung als Saxon vor 43 Jahren gehören, darunter mit Inspirations (2021) eine Scheibe mit gecoverten Stücken. Verglichen mit der Setliste von 2018, erlebten die Fans einen stark veränderten Set. Feste Größe sind und bleiben aber die Dauerbrenner "Princess Of The Night", "Wheels Of Steel" und "Denim And Leather", die in dieser Reihenfolge bei allen Konzerten der Band bisher am meisten gespielt wurden.

Nibbs Carter und Doug Scarratt

Nibbs Carter und Doug Scarratt

Dass es bei "Princess Of The Night" im Capitol Theater kein Halten gab, zeigt, wie sehr die Fans diese Ohrwürmer von einst lieben. Auch wenn sie damals keine Hits im klassischen Sinne waren, so haben sich doch alle diese Lieder über vier Jahrzehnte fest gehalten und etabliert. Egal, in welchem Alter der Fan ist, ob Frau oder Mann – sie alle verbindet die gemeinsame Leidenschaft für Saxon. Emotional spielen sie angesichts der geschilderten Umstände für mich in einer Liga mit Dio und Lemmy Kilmister von Motörhead, die leider beide schon in den Rockerhimmel aufgestiegen sind. Damit meine ich die emotionale Bindung an ausgesprochen charismatische Musiker über Lieder, die unsterblich erscheinen mögen.

Saxon haben diese auf ihren Platten verewigt, sie zeigen aber vor allem live ihre Stärke. So ist Biff Byford mit 72 Jahren in der Form seines Lebens. Es ist ein Phänomen, das nur schwer in Worte zu packen ist. Während sich Bassist Nibbs Carter, mit 56 Jahren Jüngster im Bund, als Publikumsliebling mausert, überzeugen die Gitarristen Paul Quinn und Doug Scarratt sowie Schlagzeuger Nigel Glockler fast schon unauffällig mit ihrem Können. Alles zusammen bringt jenen unverkennbaren, einmaligen Mix, den die Fans so lieben.

Gemessen am Alter der Band und an vergleichbaren anderen Entwicklungen im Musikgeschäft hält sich die Fluktuation innerhalb der Band in 43 Jahren völlig in Grenzen. Das zählt ebenso in die Erfolgsgeschichte hinein wie die Ehrlichkeit und Bodenständigkeit der Musiker. Die beiden Gründungsmitglieder Biff Byford und Paul Quinn runden dieses Wir-Gefühl zwischen Band und Publikum ab. Das zahlen Saxon in jedem Konzert zurück. Es ist ein kollektives Glücksgefühl. 105 Minuten währte das Vergnügen in Offenbach. Danke, Biff & Kollegen. Danke für die Autogramme nach Konzertende am Tourbus!

Ein herzliches Dankschön geht an Ute Kromrey von promotör für die Akkreditierung und den langjährigen Support.


Line-up Diamond Head:

Rasmus Bom Andersen (vocals)
Brian Tatler (guitars)
Andy 'Abbz' Abberley (guitars)
Dean Ashton (bass)
Karl Wilcox (drums)

Setlist Diamond Head:

  1. The Prince
  2. Bones
  3. The Messenger
  4. In The Heat Of The Night
  5. Lightning To The Nations
  6. It’s Electric
  7. Helpless
  8. Am I Evil?

Line-up Saxon:

Biff Byford (vocals)
Paul Quinn (guitar)
Doug Scarratt (guitar)
Nibbs Carter (bass)
Nigel Glockler (drums)

Setlist Saxon:

  1. Carpe Diem (Seize The Day)
  2. Sacrifice
  3. Age Of Steam
  4. I’ve Got To Rock (To Stay Alive)
  5. Dambusters
  6. The Thin Red Line
  7. Living On The Limit
  8. Dallas 1 PM
  9. Heavy Metal Thunder
  10. The Eagle Has Landed
  11. Black Is The Night
  12. Metalhead
  13. And The Bands Played On
  14. Wheels Of Steel

Zugabe 1:

  1. The Pilgrimage
  2. 747 (Strangers In The Night)
  3. Strong Arm Of The Law

Zugabe 2:

  1. Denim And Leather
  2. Princess Of The Night


Diamond Head


Saxon

 

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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