Meine Güte, wie oft wurde er schon totgeschrieben, kaputtgeredet und sinnbildlich beerdigt, der gute alte Rock’n’Roll. Und was ist passiert? Sämtliche über die Jahrzehnte so unwahrscheinlich hippen, angesagten und überbewerteten musikalischen Mode-Trends haben längst das Zeitliche gesegnet und sind lange vergessen. Rockmusik hat es dagegen immer gegeben und wird wohl auch für immer präsent bleiben, was nur gut sein kann. Mit den Scarlet Rebels bzw. deren Debütalbum "Show Your Colours" liegt mir nun eine der ständig nachkommenden neuen Bands vor, die sich dem Hard Rock der kräftigeren Sorte verschrieben haben. Interessanterweise befindet sich im Line-up mit Josh Townshend der Sohn von The Who-Gitarrist und Mastermind Pete Townshend, während die Combo von dem Mischpult-Zauberer Tim Hamill (der auf Zusammenarbeiten mit Lemmy Kilmister, Girlschool und auch George Michael verweisen kann) unter seine Fittiche genommen wurde.
Da wird – wie beispielsweise bei "Head’s In The Ground" – ganz kräftig und herzerfrischend in die Saiten gehauen, Wayne 'Pricey' Esmonde am Bass sowie der Schlagzeuger Gary Doyle zünden die Kerze blindlings an beiden Enden an und Wayne Doyle gibt vor dem Mikro ebenfalls eine sehr kraftvolle Performance. Bezüglich des Songwritings ist die Band eher in den späten siebziger und den achtziger Jahren verwurzelt, während der Sound absolut modern und auf der Höhe der Zeit ist. Immer wieder mal taucht das Gefühl auf, bestimmte Arrangements bereits von anderen Bands und Alben zu kennen, was das Quintett aber mit viel Enthusiasmus wieder wett macht. Die Vocals kommen durchaus melodisch und die Refrains sind gut durchdacht, selbst wenn sich unter den insgesamt zwölf Tracks kein Überflieger oder ein potentieller Hit ausmachen lässt.
Überzeugen kann Scarlet Rebels dagegen vor allem durch ihre Kompaktheit und Power, die unüberhörbar vorhanden sind. Denn so, wie die beiden gerade genannten Eigenschaften auf jeden einzelnen Song zutreffen, so gelten sie auch für die gesamte Scheibe. "Let Your Love Go" ist dann auch alles andere als eine rührselige Ballade, sondern vielmehr ein weiterer straighter Rocker, der die Fußwippe unumgänglich in Bewegung setzt. Mit "Blinded By The Pain" kommt dann doch noch die erste langsame Nummer (zu der sich später auch noch "Returning Light" gesellt), die im Anschluss aber stilecht wieder mit jeder Menge Power gekontert wird.
Letzten Endes darf man den Scarlet Rebels zu einem gelungenen Debütalbum gratulieren, selbst wenn da auch noch Luft nach oben ist. Was aber nur gut sein kann, da der Combo somit noch alle Türen offen stehen, sich weiter zu entwickeln, weiter an sich zu arbeiten, so viel Bühnenerfahrung wie möglich zu sammeln und dann in aller Ruhe an ihr nächstes Werk zu gehen. Wer erstmal reinhören will, dem würde ich dazu außer den bereits genannten Stücken noch "Shattered Dreams", "Can I Open My Eyes" und "No One Else To Blame" empfehlen.
Line-up Scarlet Rebels:
Wayne Doyle (rhythm guitars, lead & background vocals)
Chris Jones (lead guitars)
Josh Townshend (piano, keyboards, rhythm guitars, background vocals)
Wayne 'Pricey' Esmonde (bass, background vocals)
Gary Doyle (drums)
Tracklist "Show Your Colours":
- No One Else To Blame
- You Take My Breath Away
- Head’s In The Ground
- Part Of Me
- Heal
- Let Your Love Go
- Nothing To Say
- Save Me
- Blinded By The Pain
- Shattered Dreams
- Can I Open My Eyes
- Returning Light
Gesamtspielzeit: 45:21, Erscheinungsjahr: 2019
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