Ist eigentlich schon jemand wach um diese Zeit am ersten Tag des neuen Jahres? Um diese Zeit … ach, jaja, die Zeit … Braucht eigentlich irgendjemand von euch noch eine Uhr oder einen Wecker? Im Leben eines dauerbeschallten RockTimes-Redakteurs sind solche überholten Einrichtungen eigentlich gar nicht mehr erforderlich. Der (Redakteur) ist sogar überpünktlich, wenn in seinem Hirn plötzlich (gefühlt) noch mitten in der Nacht auf einmal die Quireboys die Volume-Regler aufdrehen und irgendwie warnend ihr "7 O’Clock" in die Runde werfen. Ja, da steht man dann auch schon mal plötzlich im Bett, aber auf der anderen Seite kommt man auch nie zu spät zur Arbeit.
Aaaah, egal (gähn), erstmal einen "Black Coffee" mit Humble Pie. Dazu gehört zu meiner persönlichen Aufmunterung natürlich eine Fluppe, selbst wenn ich nach dem Smokin' In The Boys Room immer wieder Ärger mit meiner besseren Hälfte bekomme. Als Schutzengel aus dem Jenseits drängen sich der gute Charly Maucher bzw. Jane dann aber meist mit "Early In The Morning" umgehend in den Vordergrund meines Denkapparates, bevor mich The Black Crowes mit ihrem "(Only) Halfway To Everywhere" mit etwas geistesabwesendem Grinsen daran erinnern, dass ich ja auch noch Geld verdienen muss. Also mit dem tröstenden Wissen sowieso zu spät zu kommen (»…and if I had an Aeroplane I still couldn’t make it on time…«) vor den Kleiderschrank. Kris Kristofferson will mir zwar mit »…I found my cleanest dirty shirt…« weis machen, dass die zu treffende Wahl keine besondere Rolle spielt, aber letztendlich entscheide ich mich dann doch für eine »…Cobra snake as a necktie…«, denn schließlich will man sich ja auch nicht zum Vollhorst (wie in beispielsweise The Cape) machen und nach wie vor als Man Of The World gelten.
Mit meinem Ol' 55 geht’s dann Cruisin' Down The Highway in Richtung Day Job, während "Guten Morgen" der (damaligen Noch-) Berliner Ton Steine Scherben versucht, mir die kommenden acht Stunden nicht sonderlich rosig erscheinen zu lassen. Während mir dort irgendjemand mal wieder einen Monolog vorträgt, dass ich Too Young Too Know für diese Arbeit wäre und ich zeitgleich immer nur den Gedanken »Hey babe, take a walk on the wild side!« im Kopf habe, ist die Schicht plötzlich schon wieder vorbei. Sleeping At The Job brüllt mir irgendjemand mit rotem Kopf hinterher, was mich in dem Moment allerdings nicht mehr sonderlich interessiert. Naja, zumindest »…until tomorrow, but that’s just another time…« Auf dem Nachhause-Weg fühle ich mich endlich Free und stelle mir vor, es wie Paul Rodgers zu machen. »Ride On, Pony!« flüstere ich meinem Amaturenbrett leise, aber bestimmt zu. Und siehe da, in meinem von Blackmore-Gitarren und Lord’schen Tasten euphorisierten Hirn werde ich sogar zum Speed King, ach was, Fuckers, HIER kommt der neue "Highway Star"! Oder hat etwa nicht sogar schon der gute Marius damals gesungen »…wer will, der … kann…«?
Wieder (glücklicherweise unfallfrei) zuhause in Guitar Town angekommen, werde ich daheim zunächst mal mit meinen weiteren häuslichen Unzulänglichkeiten konfrontiert. »I am just a cowboy…« grummele ich mir zu eher irritierten Blicken meiner Liebsten in den Bart. Egal, denn ich hab Friday On My Mind und überraschenderweise damit nicht nur ins Volle getroffen, sondern Morgen auch noch frei. Also erstmal aus reinem Selbstschutz mit dem schnell über die Schulter gerufenen Alibi Hund ausführen ("Walking The Dog", obwohl wir gar keinen haben) die Gefahrenzone verlassen, Before They Make Me Run. In der örtlichen Bar haue ich dann meist stundenlang in die Tasten und schmettere The Piano Has Been Drinking (Not Me!), bevor ich mich irgendwann Drunk In The Morning daran erinnere, dass da ja eventuell noch ein warmes Bett auf mich warten könnte.
Morning Has Broken klimpert dann ein paar Stunden später unaufhörlich und aufdringlich zwischen meinen Ohren. War da eigentlich noch …? Ach ja, da war doch noch diese News, die ich vorbereiten wollte, fällt mir gerade (nachdem mir Tom Waits »…and the things you can’t remember tell the things you can’t forget…« aus seinem Stück "Time" eingeflüstert hat) noch ein. Und jede Menge Reviews. Naja, und am Montg geht’s dann (gefühlt mitten in der Nacht mit "7 O’Clock" von den Quireboys und auf 11 gedrehte Volume-Regler) weiter, denn die Wheels In The Sky drehen sich bekanntlich immer weiter und ist es nicht tatsächlich einfach nur eine pure Freude, zu leben?
Also wie dem auch sei, was ich eigentlich mit dieser (durchaus nicht ernstgemeinten) Geschichte sagen wollte, ist … Niemand braucht wirklich einen Wecker oder eine Uhr, wenn er nur die richtigen Songs zum richtigen Zeitpunkt parat hat bzw. in sich fühlt!
In diesem Sinne, bleibt uns gewogen und auf ein gutes 2020!
1 Kommentar
Mario Keim
1. Januar 2020 um 9:59 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Diese Frage hätte ich mit einem klaren „JA“ beantworten können, denn nach dem Jahreswechsel habe ich mich gleich an ein paar Arbeiten gemacht, auch in den Diensten von RockTimes. Eigentlich drehte sich alles um Konzerte, die bei mir bereits im Kalender stehen. Anmeldung, Reiseplanung etc. Da ich die Rituale an Silvester nicht mag, weil ich den Sinn nicht erkennen kann, gibt es traditionell so gut wie keinen Alkohol am Vorabend, was mich also klaren Kopfes ans neue Werk gehen lässt. Denn morgen (02.01.) steht bei mir ein normaler Arbeitstag an. Warum heute Zeit verschwenden? Kurzum: Ich brauche keine außergewöhnlichen Vorsätze, halte stattdessen lieber an Bewährtem fest. Dazu gibt es 365 Tage im Jahr.
Deinen unterhaltsamen Zwischenruf mit einem Augenzwinkern mag ich sehr, die Denkweise und das Spontane gefallen mir.
Ich wünsche Dir alles Gute für 2020!
Liebe Grüße Mario