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Scope / Same/II – CD-Review

Scope / Scope

Heute schaue ich ein wenig gen Westen über das flache Land und bin nach etwa 230 Kilometern in Zwolle, in den Niederlanden. Dort wurde 1971 eine progressive Rockband gegründet. Es waren der Schlagzeuger Henk Zomer und der Keyboarder und Flötist Rik Elings, die die Band Scope aus der Taufe hoben. Vorher waren bereits beide aktiv in einer Formation mit dem Namen Strange Power. Scope vervollständigte sich durch den Bassisten Erik Raayman und den Gitarristen Rens Nieuwland.

Drei Jahre später erschien ihr Debüt-Album, lange war dieses, wie auch das Nachfolge-Album nicht mehr erhältlich. Und so mühte sich das Label Sireena Records etwa zehn Jahre lang darum. eine Lizensierung zur Wiederveröffentlichung zu erhalten, letztlich mit Erfolg, auch mit Hilfe der Bandmitglieder Elings und Nieuwland.

Eingespielt wurde das Album in Hamburg im Studio Maschen, produziert hat neben der Band auch Jochen Petersen, der ebenfalls als Gast aktiv ist bei zwei der rein instrumentalen Songs. 1973 – das war seinerzeit die Hochzeit des Jazz Rocks, vorwiegend waren es Bands aus den USA, die das Genre beherrschten, John McLaughlins Mahavishnu Orchestra, Chick Coreas Return To Forever, Lenny White oder Larry Coryell, um nun einige zu nennen. In Europa hatte Jazz Rock eine eigene Färbung, ich nenne Musiker und Bands wie Gary Boyle, Isotope oder die vom Canterbury-Sound beeinflussten Soft Machine, in Skandinavien waren es Janne Schaffer oder Jukka Tolonen, die dieses Metier mit Glanz ausfüllten. Und so passt auch die Band Scope gut in dieses Umfeld. Doch neben dem reinen Jazz Rock waren es auch Spuren von Progressive Rock, die sich hineinmischten, allerdings waren die Grenzen dieser beiden Genres eh oft verwischt.

Mit einem hohen Grad an Virtuosität ausgestattet, waren alle Musiker auf ihrem Gebiet und auf ihrem jeweiligen Posten gut aufgestellt. Angefangen von den ausschließlichen Eigenkompositionen über die gefälligen und teils auch nicht unkomplizierten Arrangements bis hin zu den virtuosen Beiträgen waren sie ein sicher wichtiger Bestandteil der Musikszene jener Tage, jedoch wurden sie beileibe nicht so bekannt, wie sie es verdient hätten. Denn ihre Musik mit dieser speziellen europäischen Ausprägung und einer für mich doch ziemlich starken Beteiligung von Elementen des Progressive Rock war und ist für mich recht einzigartig, bietet sie doch eine Plattform gepflegter und niveauvoller Unterhaltung, Musik, die sich durch Vielseitigkeit und Individualität auszeichnet. Die Neuauflage der ersten Platte wurde um zwei Boni ergänzt, "Strange Power", in zwei Teilen, stammt aus 1971 und entstand im Sound Push Studio Blaricum, Holland. Hier klingt es noch weniger nach Jazz Rock und man mag eine Parallele zur niederländischen Band Solution herstellen oder auch zu Supersister, ebenfalls aus den Niederlanden.

Scope / II

Scope / II

Bereits 1974 begab man sich erneut in das gleiche Hamburger Studio, um das Nachfolgealbum einzuspielen, ganz einfach "II" genannt. Die Besetzung hatte sich zwischenzeitlich geändert, Erik Raayman (Bass, Keyboards) verließ die Band und wurde durch den sehr bekannten Niederländer Rob Franken an den Keyboards ersetzt. Rik Elings übernahm neben den Keyboards nun ebenfalls die Rolle des Bassisten.

Doch hatte sich auch der Sound entscheidend verändert? Ja, eindeutig! Denn nun hatte man sich offensichtlich sehr stark an den amerikanischen (Vorbildern?) orientiert. Fast jeder Song geht eindeutig in die Richtung solcher Musik von Chick Corea’s Return To Forever oder der von Lenny White.
Allein die Auftritte des Drummers, der sich erheblich gesteigert hatte – welchen elastischen Groove hatte der Mann nun drauf(!) – sind umwerfend gut. Auch der Gitarrist war virtuoser, waghalsiger und ausgeprägter in seinem Stil geworden. Zudem war es Rob Franken, der mit seinen Keyboards einen kräftigen Schub vorwärts trieb, und das, obwohl er nicht einen einzigen Song mitkomponiert hatte.

Mithin, "II" hatte einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht, das Niveau war auf ein internationales Level gehoben worden, diese Platte wurde auch von letzten Progressive Rock-Resten befreit.
Befreit – das ist das richtige Wort, denn befreit spielte die Band nun voller Leidenschaft diese hervorragende Musik ein!


Line-up Scope:
Rik Elings (Fender Rhodes piano, Hammond organ, grand piano, flute, Mini-Moog)
Henk Zomer (drums, percussion)
Rens Nieuwland (guitar)
Erik Raayman (bass guitar, grand piano, percussion)
Jochen Petersen (soprano saxophone – #3,5)
Stanley Kho (guitar – #9,10)
Henk van Ling (bass – #9,10)
Bas Munniksma (flute, sax – #9,10)

Line-up Scope II:
Rik Elings (Fender precision bass, Hammond organ – solo #7, Arp synthesizer – #4, grand piano, Gemeinhart flute, Solina string ensemble)
Henk Zomer (Ludwig drums)
Rens Nieuwland (Gibson Les Paul guitar, 12-string acoustic guitar)
Rob Franken (Fender rhodes piano, Arp Odyssey synthesizer)

Tracklist "Scope":

  1. Watch Your Step [R. Elings] (6:29)
  2. Can You Follow Me [R. Nieuwland] (6:47)
  3. Kayakokolishi [R. Elings] (7:26)
  4. Yesternight’s Dream [R. Nieuwland] (1:40)
  5. Description [R. Elings] (6:36)
  6. Walpurgis Night [R. Elings] (9:55)
  7. Chewing Gum Telegram [R. Elings] (4:49)
  8. The Queen Can Do No Wrong [R. Elings] (3:23)
  9. Strange Power / Tenderfoot [R.Elings] (3:10)
  10. Strange Power / Spring [R.Elings] (2:58)

Tracklist "II":

  1. Tamotua [R. Elings] (4:14)
  2. Frisky Frog Funk [R. Nieuwland] (5:44)
  3. Shuttle Service [R. Elings] (7:54)
  4. Ant-Artica [R. Elings] (6:33)
  5. Big Ferro [R. Elings] (4:38)
  6. High Checker [R. Elings] (2:58)
  7. Shuffle Funk Dog [R. Nieuwland] (5:20)
  8. The Zebra # I [R. Nieuwland] (1:59]
  9. The Zebra # II [R. Nieuwland] (4:04)

Gesamtspielzeit: 53:19 (CD 1) 43:29 (CD 2) , Erscheinungsjahr: 2020 (1974 und 1975)

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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