«

»

Scorpions / Rock Classics Sonderheft Nr. 35

Scorpions / Rock Classics Sonderheft Nr. 35

Eine Erhebung über den genauen Bekanntheitsgrad der Scorpions als Marke gibt es zwar nicht, aber über das Ergebnis darf trefflich spekuliert werden. In einer Internetumfrage liegen die Hardrocker aus Hannover unter 14 genannten Bands aus Deutschland  auf dem ersten Platz. Das Ergebnis ist nicht repräsentativ, es spricht aber für sich. Mit weltweit über 110 Millionen verkauften Tonträgern und fast 60 Jahren auf der Bühne gehören sie zu den erfolgreichsten und langlebigsten Bands der Musikgeschichte. Aus gutem Grund widmet die Reihe "Rock Classics" aus dem SLAM Media der Hard Rock-Legende in Ausgabe 35 auf 100 Seiten ein ansprechendes Sonderheft. Vor genau 50 Jahren, am  9. Februar 1972, erschien deren Debütalbum "Lonesome Crow". Nur noch drei Jahre, 2025, dann können The Scorps, wie die Musiker von ihren Fans gern genannt werden, sechs Dekaden ihres Bestehens feiern. Ihr 19. Album,"Rock Believer", steht erst seit kurzem neu in den Regalen. Gleich mehrere Gründe zum Feiern.

Dabei darf man nicht vergessen, dass RockTimes 2010 über deren Album Sting In The Tail berichtet hatte – mit dem Hinweis, dass diesem eine etwa dreijährige Abschiedstournee um den Globus folgen sollte. Daraus sind inzwischen zwölf Jahre geworden. Egal, wie man selbst das Phänomen des ewigen Abschieds bewertet: Ein Glaubwürdigkeitsproblem haben die Scorpions gewiss nicht. Dafür steht mit gutem Beispiels Rudolf Schenker, einziges noch aktives Gründungsmitglied in der Band. Der Gitarrist war bereits in der Kindheit damit beschäftigt, mit dem Tonbandgerät Musiktitel aufzuzeichnen, die seiner Erinnerung in der Lektüre zufolge »den Weg zu den Schellacks der heimischen Musiktruhe noch nicht gefunden« hatten. Seinen sechs Jahre jüngeren Bruder Michael, der später ebenfalls Mitglied bei den Scorpions war, konnte er gewinnen, die Rhythmusgitarre durch eine Melodiengitarre zu ergänzen. Im Alter von 15 Jahren komponierte Rudolf Schenker das erste Mal ein eigenes Lied. Bruder Michael, der gerade erst ein neues überzeugendes Album veröffentlicht hat, war damals neun Jahre alt. Die erste Band ließ nicht lange auf sich warten. Mehr handgemachten Rock’n’Roll in einer Musikervita geht nicht.
Natürlich werden die Scorpions bis über ihre Karriereende hinaus immer damit konfrontiert, mit "Wind Of Chance" den kommerziell erfolgreichsten Hit gefeiert zu haben, der leider oft vergessen lässt, dass sie lange zuvor mit "No One  Like You", "Rock You Like A Hurricane", "Big City Nights" oder "Bad Boys Running Wild" Erfolge weltweit gefeiert haben, allen voran in den USA und in Japan. Das betraf Radiostationen genauso wie ihre Bühnenauftritte.

Einen Hang zur Ballade hatte die Formation schon immer. "Still Loving You" (1984) und "Send Me An Angel" (1990) belegen das außerdem. Doch im Kern ist es ein Rockerherz, das den aktiven Skorpionen Antrieb ist. Klaus Meine (73), Rudolf Schenker (73), Matthias Jabs (66), Paweł Mąciwoda (55) und Mikkey Dee (58) machen deutlich, dass Rockmusik kein Verfallsdatum hat, aber bei jedem Musiker die biologische  Uhr ebenfalls tickt.
Apropos Musiker: Sänger und Gitarrist Rudolf Schenker, Klaus Meine, ebenfalls Gesang und Gitarre, Gitarrist Matthias Jabs, Bassist Francis Buchholz und Schlagzeuger Herman Rarebell bildeten die erfolgreichste Besetzung der Band, während deren Zeit die meisten Hits entstanden sind.

Das Sonderheft zeichnet die beispiellose Geschichte der Scorpions anhand von Porträt und Interviews aller Protagonisten nach. Zu Wort kommen der frühere Gitarrist und Komponist Uli Jon Roth, Veranstalterlegende Ossy Hoppe und Gründungsmitglied Wolfgang Dziony. Dazu kommt in bewährter Weise die lückenlose Aufzeichnung aller Alben. Die akribischen Porträts zeigen, aus welchem Holz die Musiker geschnitzt sind, wie das erwähnte Beispiel des Rudolf Schenker zeigt. Die Lektüre vermittelt einen ungefilterten Eindruck der Bandgeschichte, jeweils aus einem anderen Blickwinkel.

Die Geschichte zu den Alben beleuchten die jeweiligen Hintergründe. Zeitgeschichte trifft auf Musikgeschichte, unterhaltsam und kurzweilig. Das Sonderheft sollte in keinem gut sortierten Regal eines Scorpions-Fans fehlen.
Die mit "Rock You Like A Hurricane. Von Hannover in den Olymp: Die Geschichte der Scorpions" untertitelte Publikation darf getrost allen Musikliebhabern empfohlen werden, die gern über den eigenen Tellerrand hinausschauen.

»Die Bundeswehr war ein einschneidendes Erlebnis. Ich kam da an, die langen Haare fielen der Schere zum Opfer. Statt Rock’n’Roll gab’s Schinderei.» (Klaus Meine, Sänger der Scorpions)

Erhältlich ist "Scorpions – Das Sonderheft " im Zeitschriftenhandel sowie bei Amazon.

Seitenzahl: 100, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>