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Scratches / Rundown – CD-Review

Scratches / Rundown – CD-Review

Düster und melancholisch eröffnet "Between" den Reigen der acht Tracks auf dem mittlerweile dritten Album (nach "Fade", 2014 und "Before Beyond", 2017) der Basler Band Scratches. Stilistisch legt das Label die Musik unter Cinematic Dark Rock ab. Auch fällt die Bezeichnung Sadcore, was sich im Verlauf der Platte zumindest für mich manifestiert.

Scratches sollen sich auf "Rundown" im Vergleich zu dem Vorgänger minimalistischer zeigen; und elektronischer. Da mir der Vergleich fehlt, kann ich auf die beiden früheren Alben nicht eingehen, jedoch der vorliegenden Platte attestieren, dass der sog. Minimalismus sowie die Elektronik eine enorme Wirkung zeigen. Neben dem dunklen Indie-Sound, den die Band zelebriert, ist es besonders die Stimme von Sarah Maria Bürgin, die den Liedern eine Tiefe und Dichte beschert, wie man sie nur selten zu hören bekommt.

Mir kommt vielleicht Beth Gibbons von Portishead in den Sinn, wenn man unbedingt nach Ähnlichem suchen will. Die Sängerin von Scratches spielt aber alle Facetten aus, die zu den dunklen und traurigen Stücken passen. Ob es fast gehaucht, zart und zerbrechlich sowie dystopisch melodiös ist wie z. B. in "Sorry", fast in Zeitlupe schreiend ("Ghost In The House"), zart und fragil im bluesig zurückgenommenen "Virgin Tree" , hart und hoffnunglos ("Charon") oder kratzig wie in "Song To The Unborn", Sarah-Maria singt nicht nur, sie legt sich quasi komplett in die Tracks und das verleiht den Nummern eine Dimension wie man sie u. a. von Patti Smith oder Marianne Faithful kennt.

Die kongenialen Partner an den Instrumenten agieren nicht minder punktgenau in den jeweiligen musikalischen Szenerien, die sich wie Dramen in des Hörers Hirn fressen. Wenn auch leider (zumindest in der zur Rezension vorliegenden Promo-Ausgabe) keine Lyrics abgedruckt sind, so lassen doch einige erkannte Stellen den Schluss zu, dass Musik und Text untrennbar miteinander verbunden sind.

Lügen, Lied an ein ungeborenes Kind, Charon (der Fährmann, der die Toten in die Unterwelt bringt) – genau dazu passen sowohl die Musik als auch die Stimmung, die das Album transportiert. Man muss aber beim Hören nicht in Depressionen verfallen, denn wenn das Kopfkino auch an Orte führt, die man normalerweise nur äußerst ungern aufsucht, so ist es bei aller Melancholie und vielleicht Sehnsucht auch äußerst angenehm, die düstere Melodik zu genießen. Die anfangs angesprochenen elektronischen Elemente sind songdienlich und sparsam eingesetzt und verleihen die adäquate Färbung.

Wie immer die beiden Vorgängerplatten auch waren, mit "Rundown" haben die vier Schweizer ein bemerkenswertes Album geschaffen. Eines das in die Jahreszeit, und vielleicht auch in die Zeit an sich passt. Düster, schwer, packend und (wohlige) Gänsehaut erzeugend. Dazu hat die Stimme Sarah-Maria Bürgins einen enormen Wiedererkennungswert.

Wer auf Stimmungen à la Nick Cave, Portishead, David Lynch und dystopischen Indie Rock steht, sollte den Baslern unbedingt ein Ohr schenken.


Line-up Scratches:

Sarah-Maria Bürgin (vocals, keyboards)
Sandro Corbat (guitar, loops)
Jonas Prina (drums)
Marco Nenniger (bass)

Tracklist "Rundown":

  1. Between
  2. Sorry
  3. Ghost In The House
  4. Virgin Tree
  5. Rundown
  6. Lie
  7. Charon
  8. Song To The Unborn

Gesamtspielzeit: 40:18, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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