![Shawn Phillips - "Continuance" - CD-Review](https://www.rocktimes.info/wp-content/uploads/2018/06/shawn-phillips-continuance-cover-300x271.jpg)
Der in Texas geborene Musiker, Komponist und Sänger Shawn Phillips wurde von dem legendären Konzert- und Festival-Veranstalter Bill Graham einmal wie folgt gewürdigt: »Er ist das am besten gehütete Geheimnis im gesamten Musik-Business!«. Na, wenn das mal keine Weihen aus allerhöchstem Munde sind, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Und dennoch: Trotz etwa zwanzig veröffentlichter Alben und Zusammenarbeiten mit einigen ganz Großen wie etwa George Harrison, Eric Clapton, Steve Winwood oder auch Tim Hardin schaffte der Amerikaner nie den großen Durchbruch. Seine erste Platte erschien bereits 1964, seine erfolgreichste Zeit hatte Phillips jedoch von 1970 bis 1978, bevor dann eine mehrjährige Pause folgte. Ab Mitte der Achtziger war er jedoch wieder aktiv und speziell ab den 2000ern veröffentlicht er regelmäßig Alben.
Shawn Phillips' akutelle Platte hört auf den Namen "Continuance" und wurde mehr oder weniger live eingespielt. Der Songwriter wollte die Tracks so frisch wie möglich halten, weshalb er mit seinen Songs im Studio auftauchte, sie erst dort seiner Band vorspielte und Wert darauf legte, dass allerspätestens der dritte Take derjenige war, der dann auch auf dem Album landete. Dabei hat der Protagonist einen sehr rhythmischen sowie melodischen Gesangsstil am Start, der den Hörer bei vielen Tracks automatisch die Fußwippe betätigen lässt. War er lange Jahre eher auf akustische Gitarren bzw. Musik ausgerichtet, so änderte sich dies im Verlauf seiner Karriere und auch auf dem mir nun vorliegenden Werk sind E-Gitarren keine Seltenheit, sondern eher der Standard.
Textlich befasst sich der Barde vor allem mit sozialen Problemen und persönlichen Ansichten über das menschliche Dasein. Es geht darum, was man so alles falsch machen kann und er gibt auch immer wieder Tipps, wie man Dinge besser lösen könnte. Das sind in der Regel alles sehr gut komponierte Songs, nur leider geht mir die etwas zu sehr ausgeprägte erhobene Zeigefinger-Methode des mittlerweile 75-Jährigen ein bisschen auf den… ja, Zeiger. Mit "Tribute To D" ist allerdings auch ein sehr cooles Instrumental am Start, sehr harmonisch und mit tollen Melodien ausgestattet, bedeutungsschwanger, aber ohne dabei zu aufgetragen zu wirken. Und wenn wir gerade bei den etwas aus der Norm fallenden Stücken sind, da gibt es auch noch zwei Gedichts-Rezitationen (beispielsweise "Furious Desperation"), spärlich unterstützt von unterschiedlichen Instrumenten. Musikalisch herrschen Folk (-Rock) sowie Singer/Songwriter-Kompositionen vor, die hier und da auch mal mit kleinen Jazz-Einflüssen gewürzt werden. Und in "Bach To The Fusion" steckt sogar ein Stückchen Klassik drin. Anspieltipps: "C’mon Round", "Life"/"The Force That We Call Life" sowie "Dancing In Survival".
Der Durchbruch gelang Shawn Phillips zwar nie, aber warum er bereits seit den sechziger Jahren ein konstantes Stamm-Publikum hat, lassen die Songs von "Continuance" bereits erahnen. Die sind nämlich fast durchgängig richtig gut. Wer den Mann (wie der Rezensent) bisher noch nicht kannte und gute, handgemachte Musik mag, dazu noch über Forschergeist bezüglich der Vergangenheit verfügt, der sollte diesen Amerikaner unbedingt mal anchecken. Alleine "Continuance" verspricht schon, dass es da noch eine Menge Schätze aus der Vergangenheit zu heben geben könnte.
Line-up Shawn Phillips:
Shawn Phillips (acoustic & rhythm guitars, vocals)
Brockett Parsons (piano, Hammond organ, Yamaha motif, Kurzweil forte)
Anthony Crawford (bass)
Sebastian Persini (drums)
Danny Jnlow (tenor & soprano saxophones)
Josh Seguin (lead guitars)
Tracklist "Continuance":
- Life
- The Force That We Call Life
- Tribute To D
- Man With A Gun
- Furious Desperation
- C’mon Round
- Song For A Thief
- Bach To The Fusion
- In Grace We Intend
- Dancing In Survival
- Mirror Of Light
- Some Things Will Never Change
Gesamtspielzeit: 53:24, Erscheinungsjahr: 2018
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