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Shine On Brightly – Zum Tod von Gary Brooker – Nachruf

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Mit dem englischen Sänger, Musiker und Komponisten Gary Brooker hat eine weitere Koryphäe der Rock-Szene diese Welt am 19. Februar 2022 verlassen. Und selbst wenn das ganz große Rampenlicht und die ganz großen Erfolge in den letzten vierzig Jahren seines Lebens ausblieben:

Eigentlich kennt ihn jeder, der ab Mai 1967 mehr oder weniger intensiv Musik hört oder gehört hat. Denn in diesem Monat hatte Gary Brooker mit seiner neuen Band Procol Harum gerade seine erste Single, "A Whither Shade Of Pale" veröffentlicht. Die Nummer wurde ein massiver Hit (im Internet auf einer viel frequentierten Site, die auch ein gutes, seriöses Ansehen genießt, ist die Zahl von zehn Millionen verkaufter Scheiben genannt), sogar so massiv, dass die Plattenfirma die junge Band mehr oder weniger dazu zwang, umgehend an die Aufnahmen für ein ganzes Album zu gehen. Zumindest solange die Single noch heiß war und lief. Naja, die Single lief und lief und lief und … läuft heute immer noch und regelmäßig im Radio.

Vor Procol Harum hatte Brooker im Alter von 17 Jahren zusammen mit dem Gitarristen Robin Trower die Rhythm’n’Blues-Band The Paramounts gegründet, die in der Szene sehr angesagt und von denen speziell die Rolling Stones sehr angetan waren. Der erhoffte große oder größere Erfolg stellte sich jedoch nicht ein. Also beschloss Brooker etwas neues anzufangen, Robin Trower und den Paramounts-Schlagzeuger B.J. Wilson nahm er aber vorsichtshalber etwas später mit dazu (wobei beide Musiker nicht auf dem Debüt-Hit zu hören sind). Dazu kamen nach kurzer Zeit der Organist Matthew Fisher, der für die Songtexte zuständige Lyriker Keith Reid sowie der Bassist Dave Knights.

Zum ersten Mal bewusst wahr genommen hat der Verfasser dieser Zeilen die Band Procol Harum (als gebürtiger Saarländer selbstverständlich) durch deren zweite Single "Homburg", natürlich noch ohne zu wissen, wofür dieses Wort im Song tatsächlich steht. Die zweite Single und wieder ein Top10-Hit in England (wenn auch nicht ganz so erfolgreich in den USA und Kanada) und 1969 kam dann "A Salty Dog", eine Nummer, die sogar Udo Lindenberg für eine seiner "Rock Revue"-Scheiben eingedeutscht hat.

Man kann guten Gewissens behaupten, dass mindestens die ersten drei Alben der Band (Procol Harum von 1967, Shine On Brightly von 1968 sowie A Salty Dog aus dem Jahr 1969) absolute Klassiker sind, die in keiner gut sortierten Plattensammlung fehlen sollten. Anschließend ging es begleitet von immer schneller wechselnden Höhen und Tiefen sowie einer (un-?) gesunden Anzahl an Line-up-Wechseln weiter und weiter tief in die siebziger Jahre. Nach dem Album "Something Magic" aus dem Jahr 1977 war dann erstmal Schluss und Procol Harum löste sich auf. Gary Brooker schlug eine Solokarriere ein und meldete sich 1979 mit seinem Debüt "No More Fear Of Flying" zurück.

In den folgenden Jahrzehnten folgten mit "Lead Me To The Water" (1982) sowie "Echoes In The Night" (1985) und auch der Live-Platte "Within Our House" (1986) noch weitere Alleingänge, während es immer mal wieder zu sporadischen Procol Harum-Scheiben ("The Prodigal Stranger" aus dem Jahr 1991, irgendwie gehört auch "The Long Goodbye" von 1995 dazu sowie "The Well’s On Fire" von 2003) kam. In allererster Linie war Brooker in diesen Jahrzehnten ein sehr gefragter Session-Musiker, der auf Alben und Tourneen auch ganz Großer wie Eric Clapton, Paul McCartney oder Ringo Starr und vieler, vieler anderer auftauchte. Ein großer Wurf gelang Procol Harum dann nochmal mit der sehr guten Platte Novum aus dem Jahr 2017.

Live durfte meine Wenigkeit den guten Gary in den frühen Neunzigern leider nur ein einziges Mal auf der Bühne als Mitglied von Bill Wyman's Rhythm Kings erleben und dennoch ging er mir mit seinem Gesang damals so dermaßen unter die Haut, dass der Abend unvergessen bleiben wird.

Ein weiterer ganz Großer, der auch unter seinen Mitmusikern und der gesamten Szene als persönliche wie musikalische Lichtgestalt angesehen wurde, ist gegangen. Und auch wenn sich die schließenden Worte in Nachrufen oft wiederholen: Mit seiner Musik wird Gary Brooker immer bei uns bleiben!

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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