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Shiregreen / Indian Summer – CD-Review

Ende März 2022 kam das Shiregreen-Album "Indian Summer" auf den Markt.
Auf der Band-Website und beim Label DMG Germany titelt man zur vorliegenden Platte:
»[…] "Indian Summer" von Shiregreen – entspannter Folkrock gegen den Blues des Älterwerdens […]«.

Zum Hintergrund des Albumtitels erfahren wir:
»[…] Als "Indian Summer" bezeichnen die Amerikaner eine warme Wetterperiode im späten Herbst, in der der Sommer noch einmal alle Register zieht, mit strahlend blauem Himmel und intensiver Blattverfärbung. […] Klaus Adamaschek und seine Band ziehen alle Register ausgereifter und authentischer Songwritermusik; ein Album voller Seele, mit bunten Farbtupfern aus Folk, Rock, Country und deutscher Liedermachertradition. […]«
Zum Shiregreen-Schlagzeuger Jonas Giger heißt es:
»[…] Der Sohn der Schlagzeug-Legende Peter Giger (Family of Percussion) ist neu bei Shiregreen und sorgt für spürbar mehr Power. […]«

Von akustischer Gitarre und wie auf Flügeln schwebenden Klängen begleitet, richtet Klaus Adamaschek halb sprechend, halb singend im Titelsong unter anderem die folgenden Zeilen an die Leute vor den Lautsprechern:
»[…] Sicher kennst auch du diese Tage, wenn so gar nichts passt
Ein falsches Wort, eine dumme Frage, alles tonnenschwere Last […]
Dann suchst du nach dem Schalter, der das irgendwie noch dreht
Und irgendwann kommt das Alter, in dem man weiß, wie das geht
Es ist Indian Summer […]«

Solche Situationen kennen wohl alle Personen, die meinen, es gibt Tage, an denen man lieber im Bet bleibt. Die sinnliche Musik dieser Nummer reflektiert auf bemerkenswerte Weise die Gefühlswelt des Textes. Da taucht man schon gleich zu Beginn der Scheibe in Shiregreens Welt ein. Der Opener streichelt sozusagen die Seele.

Schon sind wir bei einer Vielzahl an eindrucksvollen Punkten, über die es hier zu berichten gibt.
Shiregreen kann auch rocken. Die Nachdenklichkeit des Openers wird vom groovend-rockenden Charakter des Folge-Stücks abgelöst. "Yesterday When We Were Young" macht nicht nur die zupackenden E-Gitarren von Tom Eriksen sowie Johannes Gunkel auf sich aufmerksam, sondern auch durch die prägnante Stimme von Marisa Linss. Im Internet findet man ihren Nachnamen als Linß geschrieben und erfährt, dass sie gemeinsam mit Klaus Adamaschek das Duo From Home To Home bildet.
Besondere Lieder gibt es auf "Indian Summer" so einige. Wir genießen das im Klaus Adamaschek/Marisa Linß-Duett gesungene "Hundert Mann und ein Befehl", bei dem der Bandleader »[…] dad’s guitar […]« spielt und Johannes Gunkel seine wehmütigen Beitrag auf der Slide-Gitarre abliefert. Toll!
Ein weiteres Lied widmet Klaus Adamaschek seiner "Red Guitar". Abermals setzt Johannes Gunkel das Bottleneck ein, jetzt eher mit einem Hauch von Blues.

Bei den Instrumenten ist Paul Adamaschek ziemlich weit vorne. Neben dem Bass verfeinert er mit ganz unterschiedlichen Klangkörpern den Sound fast aller Nummern. Da gehen beide Daumen hoch.
Emotional aufgeladen vertieft sich die Band mit Marisa Linß' wunderschönen Lead Vocals bei "The Story Of Buffy Sainte Marie". Der kanadischen Sängerin setzt man sozusagen ein würdevolles musikalisches Denkmal. Herrlich, wie aus dem entspannten Song-Charakter Spannung aufkommt. Klasse!

Nach einem abermals rockenden "Music, Miles And Miracles" wird es bei "Wenn meine Enkel mich einst fragen" sehr persönlich. Persönlich auch deswegen, weil neben Klaus Adamaschek nur noch sein Sohl Paul sowie Tom Eriksen mitwirken. Nicht nur die gesungene Geschichte, sondern auch die musikalische Umsetzung sind phenomenal. Highlight!

Neben dem von Barry Sadler/Robert Moore – deutscher Text von Ernst Bader – geschriebenen "Hundert Mann und ein Befehl", sorgt der Bonus Track "Røvig am Hafen bei Nacht" für Aufmerksamkeit. Das Lied wurde von Tom Eriksen komponiert und für dieses Album mit einem deutschen Text von Klaus Adamaschek versehen. Hier fokussiert man sich ein letztes Mal auf die wunderschöne Entspanntheit dieser Platte. Wie vorher erwähnt, sind die relativ rockenden Songs die Ausnahme von der Regel.

Weil es passt, hier ein Auszug aus dem DMG Germany-Text:
»[…] Indian Summer ist ein hörenswertes Album mit inhaltlichem Tiefgang und musikalischer Vielfalt, es bietet reichlich Denkanstöße für den Kopf und Balsam für die Seele. […]«
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Shiregreen:

Klaus Adamaschek (lead vocals, acoustic guitar, 12-string guitar, dad’s guitar, harmonicas, vocals)
Tom Eriksen (electric guitar – #1-7,10-12, acoustic guitar – #8,9,12,15, cymbals – #1,13)
Johannes Gunkel (electric guitar – #2, acoustic guitar – #5,6,16, slide guitar – #3,9, Dobro – #4,10, double bass – #8,16)
Paul Adamaschek (lead vocals – #14, bass – #1-,7,9-15, piano – #16, shaker – #1,3,5-7,14-16, tambourine – #1,4,6,12, cajon – #5,8,11,15, omnichords – #6, broom – #9, vocals – #1-7,9,12,14)
Sascha Schmitt (accordion – #1,3,5,8,11,16, Fender Rhodes – #1,10, Hammond organ – #6,10,12,14, piano – #7,9, omnichord – #3, synthesizer – #10,15)
Lukas Bergmann (violin – #1,4-6,11,15)
Jonas Giger (drums – #1-4,6,7,9,10,12,14)
Marisa Linss (lead vocals – #3,11, vocals – #1,2,4-10,12,14,16)

Tracklist "Indian Summer":

  1. Indian Summer (4:14)
  2. Yesterday When We Were Young (6:52)
  3. Hundert Mann und ein Befahl (3:47)
  4. Songs From The Heart [And An Old Black Guitar] (3:44)
  5. So viel gute Zeit (3:31)
  6. No Longer Alone (4:20)
  7. No One Needs A Broken Heart (4:14)
  8. Don’t Put The Blame On The Moon (3:03)
  9. My Red Guitar (4:19)
  10. Snowy Mountain Escapade (5:50)
  11. The Story Of Buffy Sainte-Marie (3:31)
  12. Music, Miles And Miracles (3:24)
  13. Wenn meine Enkel mich einst fragen (3:08)
  14. When You Play Kristofferson (4:42)
  15. A Million Things To Change (3:56)
  16. Rørvig am Hafen bei Nacht [Bonustrack] (4:28)

Gesamtspielzeit: 68:45, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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