Es war in mehrfacher Hinsicht eine Premiere beim Pößnecker Stadtfest: Die Band Silly gab sich am 7. September 2024 auf dem Marktplatz die Ehre und präsentierte beim ersten Pößnecker Gastspiel zwei vergleichsweise neue Sänger. Bereits seit 2019 ist Julia Neigel als Nachfolgerin von Anna Loos dabei. Interessant ist die zweite Personalie am Gesangsmikrofon: Hier steht seit 2023 Toni Krahl, bis zur Auflösung im Jahr 2022 in den Diensten von City zu erleben. Sein Wirken als Sänger zeigte, dass dessen Besetzung alles andere als eine Alibiveranstaltung ist. Ganz offensichtlich hat der 74-Jährige gute Silly-Gene im Blut. Bei der Interpretation des Liedes "Berlin" wird ihm die Arbeit noch dazu erleichtert. Es stammt aus dem Repertoire von City und wurde von Silly übernommen und bearbeitet. Nunmehr erklingt die Neufassung mit der Stimme von Toni Krahl.
Die Rollenteilung beim Gesangspart war vor dem Auftritt spannend, sie passte aber in jeder Hinsicht. Beim Opener "Unterm Asphalt", veröffentlicht 1983 auf dem Album "Mont Klamott", übernahm Gitarrist Uwe Hassbecker mit verzerrter Stimme den Gesang. Hier trat die Kernbesetzung von Silly mit Uwe Hassbecker, Jäcki Rezniczek und Rüdiger Barton auf, verstärkt durch die Gastmusiker Daniel Hassbecker und Ronny Dehn am Schlagzeug. Der Sohn von Uwe Hassbecker verstärkt die Formation bereits seit 2005. Er spielt das zweite Keyboard und das Cello.
Toni Krahl war unter anderem bei "Bataillon d’amour", "Wo bist du", Paradiesvögel und "Mont Klamott" zu hören. Es waren jeweils von Tamara Danz gesungene Lieder. Der glanzvolle Höhepunkt aber war "So ’ne kleine Frau", das die Originalinterpretin mit besonderer Hingabe und mit viel Gefühl gesungen hatte. Die Interpretation Krahls war der Hammer. Das Lied mit einer starken Dramaturgie offenbarte die Fähigkeit von Silly, das Publikum mitzureißen und ihm Gänsehautmomente zu schenken. Silly und Toni Krahl, das ist auch ein Bekenntnis des Sängers zu der unvergessenen Powerfrau, die 1996 den Kampf gegen den Krebs verlor. Beide verband eine enge Freundschaft und beide Künstler gehörten im September 1989 zu den Mitinitiatoren der Resolution von Rockmusikern und Liedermachern für eine Demokratisierung der DDR-Gesellschaft.
Doch nicht nur die wechselnden Rollen am Mikrofon machten den Reiz des Konzertes aus. Jedes Lied war völlig neu arrangiert, wobei es in vielen Fällen deutlich rockiger zuging. In dieser Rolle ist Julia Neigel ohne Frage eine Idealbesetzung. Ihre Stimmfarbe passt sehr gut zu der von Tamara Danz und irgendwie muss man zu dem Eindruck kommen, sie kam nicht nur durch Zufall zu Silly. Es muss vermutliches ein strenges Casting gegeben haben, als es um die Neubesetzung der Sängerin ging. Julia Neigel trat in Pößneck bei den neuen Stücken ans Mikro und war beim Gesang von Toni Krahl jeweils im Backgroundgesang zu hören. Man spürte förmlich, wie viel Spaß es den Musikern bereitete, auf der Marktplatzbühne in Pößneck zu spielen.
So waren es sicher keine leeren Worte, als Uwe Hassbecker verkündete. »Jetzt, wo wir im Goldenen Buch der Stadt stehen, steht einem Wiedersehen nichts im Weg.« Mit einer 135-minütigen Show demonstrierten die Berliner vor über 1.000 Besuchern, dass sie zu den führenden Rockbands in Deutschland zählen. Ein Silly-Konzert ist jedes Mal eine Verbeugung vor der unvergesslichen Tamara Danz. Es bleibt aber immer die Gewissheit, dass es erstklassige Musiker gibt, die dieses Vermächtnis hochhalten. Das schaffen Silly, indem sie ihre Spielfreude und ihr erstklassiges Können von der ersten bis zur letzten Minute abrufen. »Großartige Musiker mit tollen Songs.« Das habe Julia Neigel gedacht, nachdem sie sich vor ihrem Eintritt zehn Platten der Band angehört hatte.
Silly bleiben eine spezielle Familie mit einem Geist, der einzigartig ist und der verzaubert.
Der Dank von RockTimes geht an Michael Ritze aus der Stadtverwaltung Pößneck für die Akkreditierung und an Hartmut Bergner für ausgezeichnete Fotos vom denkwürdigen Konzert.
Line-up Silly:
Uwe Hassbecker (Gitarre)
Hans-Jürgen "Jäcki" Reznicek (Bass)
Rüdiger "Ritchie" Barton (Keyboard)
Gäste:
Julia Neigel (Gesang)
Toni Krahl (Gesang)
Daniel Hassbecker (Keyboard, Cello)
Ronny Dehn (Schlagzeug)
Bildnachweis für die Bilder 1-8 des Events: © 2024 | Mario Keim | RockTimes
Bildnachweis für die Bilder 9-13 des Events: © 2024 | Hartmut Bergner | RockTimes
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