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Simon McBride / The Fighter- CD-Review

Simon McBride / The Fighter- CD-Review

Wie ein "Kämpfer" sieht er nicht gerade aus, auch wenn das neue Album mit "The Fighter" (deutsch: Der Kämpfer) überschrieben ist. Dann schon eher der nette Mann von nebenan, der ebenso gut als Schwiegermutter-Typ punkten kann. Doch die Punkteskala bei Simon McBride ist eine andere. Als Sänger und Gitarrist ist der gebürtige Nordire angetreten, Musikfans unterschiedlicher Interessen zu begeistern. Andere Künstler laden ihn gerne zu sich ein, um im Studio oder auf der Bühne gemeinsam mit ihm zu musizieren. Seine Teamfähigkeit hat er unter anderem schon bei Don Airey und Ian Gillan, beide Deep Purple, unter Beweis gestellt.

Wer ihn einmal an der Seite von Don Airey live erlebt hat, der sah einen äußert soliden Begleitmusiker mit der Fähigkeit zu mehr. Ein Teamplayer, der sich zurücknimmt, wenn es ums große Ganze geht, der aber zum großen Wurf ausholen kann, um sein eigenes Instrument zum Glänzen zu bringen. Dabei war er immer nur der Gastmusiker auf der Gitarre und nicht zusätzlich Sänger. Auf seinen Soloplatten hat er schon sein Können unter Beweis gestellt und kombiniert dabei Gitarre und Gesang. Das zelebriert er auf beeindruckende Weise. "The Fighter" knüpft daran an. Simon McBride agiert hier wie ein Grenzgänger an der Schwelle zwischen Blues und Hard Rock. Keine der beiden Stilrichtungen scheint ihm fremd zu sein.

Ein paar Takte auf dem Opener "Don’t Dare" verraten uns, dass ihm die Klänge von Deep Purple nicht unbekannt sind, da er gleich zu Beginn des Tracks Blues und Hard Rock mischt. Genau diese Kombination zeichnet die Hard Rock-Legende aus. Doch es bleibt bei ein paar Takten. Dass er im Sommer 2022 auf der Tour von Deep Purple mehrere Wochen Steve Morse vertritt, weil sich der etatmäßige Gitarrist von Deep Purple um seine kranke Frau kümmern möchte, spricht für alle Beteiligte. Es zeichnet aber Simon McBride aufgrund der hohen Erwartungshaltung in einer besonderen Weise aus. Diese Konstellation hatte ganz sicher keinen Einfluss auf das Songwriting, das auf seinem Soloalbum zu 100 Prozent bei ihm lag. Die Tatsache, dass er mit Ian Gillan und Don Airey jeweils länger zusammengearbeitet hat, könnte schon einen größeren Einfluss bei der Ideenfindung gehabt haben, wobei es rein klanglich keine weiteren Anknüpfungspunkte zu Gillan & Co. gegeben hat. Wenn es ein höchst abwechslungsreiches Album mit zwölf Stücken gibt, dann auf alle Fälle "The Fighter". "Show Me How To Love", das rockige "Kingdoms" oder das energetische "High Stakes" sind Nummern, die einfach Spaß machen. Bei "Trouble" lebt die Erinnerung an die Gitarrenlegende Jimi Hendrix nicht das einzige Mal auf diesem Album auf. Ruhiger geht es bei "Let Me Go" zur Sache. Die Aufmerksamkeit richtet sich hier besonders auf McBrides Stimme, gleichzeitig aber auf die Gitarre.

Zu all den Kompositionen passt wunderbar eine überlieferte Geschichte, aus der sich die Arbeitsethik und die Fähigkeiten des außergewöhnlichen Musikers sehr gut ableiten lassen. Im Zusammenhang mit dem Vertragsabschluss zwischen Simon McBride und seiner neuen Plattenfirma earMUSIC soll er in Hamburg zu einer Challenge eingeladen worden sein. Ohne spezielles Aufnahmeverfahren sollte er so viele Titel aufnehmen wie möglich. Simon McBride lieferte: Er lieferte 20 Stück. Seine Karriere begann tatsächlich als sogenanntes 'Wunderkind' im Alter von 15 Jahren. Er gewann den Titel 'Guitarist Of The Year' in Großbritannien. Es folgte eine eigene Heavy Metal-Band namens Sweet Savage. Mit Andrew Strong von The Commitments tourte er nach eigenen Angaben durch die ganze Welt. Seine Solokarriere begann er offiziell 2008. In der Folge spielt Simon McBride mit verschiedenen Künstlern wie Joe Satriani, Jeff Beck und Derek Trucks auf.

Doch seine Alben und Projekte vermitteln keineswegs nur den Eindruck eines Wunderknaben, sondern vielmehr eines äußerst versierten Musikers, der sich an der Seite mit anderen Künstlern stets weiterentwickelt und auch diese beeinflusst. Vielleicht steckt an dieser Stelle ja doch der Hauch eines Kämpfers drin.


Line-up Simon McBride:

Simon McBride (guitars, vocals, backing vocals)
Jon Finnigan (drums)
Dave Marks (bass, percussion, keyboards, backing vocals)
Shannon Forest (keyboards)
Jo Webb (guitar – #7, backing vocals)
Emily Holligan (backing vocals)
Mitchel Emms (backing vocals)
Iain Hornal (backing vocals)

Tracklist "The Fighter":

  1. Don’t Dare
  2. Show Me How To Love
  3. Kingdoms
  4. The Fighter
  5. High Stakes
  6. Let me Go
  7. 100 Days
  8. King Of The Hill
  9. Just Takes Time
  10. Trouble
  11. Back To You
  12. The Stealer

Gesamtspielzeit: 47:21, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

1 Kommentar

  1. Reinhard Huber

    auch so eine der seltenen Tommy Bolin teser cds,
    äusserst bestechend in der songschreibung,
    zieh mir gerade jetzt das erste mal in die Ohren,
    einfach Klasse…

    reinhard

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