Wie der Zufall es wollte, konnte RockTimes den gebürtigen Iren Simon McBride mit einem Tag Unterbrechung gleich zweimal live erleben.
Neben "Rich Man Falling" (2008) kann sich der geneigte Blues-Fan ohne schlechtes Gewissen ruhig auch Since Then (2010) oder Crossing The Line (2013) ins Regal stellen.
Im Alter von zehn Jahren orientierte sich der Junge zum ersten Mal auf den sechs Saiten und dem Fretboard einer Gitarre. Mit fünfzehn gewann er den Wettbewerb »[…] Young Guitarist of the Year […] in a Wembley Conference showdown […]« und schon ziemlich kurze Zeit später füllte er sich seinen Kühlschrank über die Verdienste mit der Musik.
Wenn es um Irland und Gitarristen geht, dann fallen automatisch Namen wie Rory Gallagher oder Gary Moore. Auch wenn darüber hinaus von einem amerikanischen Magazin noch Van Morrison genannt wird, steht in Simon McBrides Biografie, dass er durchaus ein Fan dieser Künstler ist, aber »[…] when he released his debut album Rich Man Falling in 2008, it was clear this musician was nobody’s heir, but rather his own artist.« Unterwegs war er auf dieser Tour mit seinen Trio-Partnern Dave Marks (Bass) sowie Schlagzeuger Marty McCloskey.
Der erste Termin war in Groesbeek (NL).
In der Kneipe Café Bar De Comm gastierte wieder das Blues Moose Café und um kurz nach 20:00 Uhr war das Simon McBride Trio bereit, dem Publikum ordentlich einzuheizen.
Der Frontmann, auch bei der Gruppe Snakecharmer aktiv, und seine Mannen versetzten mit ihrem kräftigen Blues Rock die Zuschauer in der Location in wogende Laune und man konnte den Konzert-Auftakt schon als phasenweise vehement bezeichnen. Die ersten Soloeinlagen von Simon McBride waren kernig-kräftig und die erste Zeitreise in Form von Frees "The Stealer" war eine gute Version mit eigener Abwechslung. Perfekt in Szene gesetzt, dieser Klassiker.
Es dauerte nur einen Moment und die Combo servierte schon wieder etwas für die Fußwippe. Dieses Mal fütterte das Trio den Blues Rock mit Rock’n’Roll und einem Schmackes-Groove von Marty McCloskey. Der Bassist Dave Marks rockte mit in der Magengrube spürbar tiefen Tönen und das, was man im letzten Bild der Galerie sieht, ist nicht das Bodenpersonal des Gitarristen, sondern das Pedalboard des Tiefton-Spezialisten, der bei manchen Nummern auch noch eine Art Rhythmusgitarre spielte. Hammer!
Schlagzeuger Marty McCloskey bekam natürlich auch seine Gelegenheit, sich solistisch in Szene zu setzen. Klasse!
Als Song-Eröffnungen kreierte die Band einerseits mystisch-schwebende, andererseits psychedelisch-sphärische Stimmungen. Die funkige Seite des Blues wurde voll ausgekostet. Hier hatte Dave Marks sein unter anderem geslapptes Solo und oft waren Bassist sowie Gitarrist klanglich unisono unterwegs.
Simon McBride lieferte natürlich Soli en masse, mal aus der entspannten Abteilung, mal waren es musikalische Böen, die sich bisweilen in einem Sturm der Emotionen entluden.
Während der Pause frisch gestärkt, konnte das Trio auch mit dem heavy Blues Rock punkten. Damit versetzte man die Luft in ein brodelndes Gemisch und der Boogie rollte über harten Asphalt.
"Show Me How To Love" wurde als neuer, noch nie vorher gespielter Track angekündigt und fiel wegen seiner ansteckenden Melodie auf.
Beim Jammen ziemlich spontan wirkten Einschübe wie Another One Bites The Dust oder in aller Kürze Smoke On The Water als eine Art Wimpernschlag.
Schließlich war noch Zeit für eine Zugabe, die geradezu episch ausfiel und am Ende von einem höllischen Gitarren-Feedback geprägt war.
Trecker mit Zuckerrüben oder Kartoffeln in den Anhängern prägten am Freitagabend das Bild der Fahrt zum blues, Rhede. Die Band machte ordentlich Kilometer, war sie doch aus Hamburg nach Groesbeek (NL) angereist und das Simon McBride Trio kam am kleinen Samstag aus Hannover beziehungsweise Isernhagen, wo die drei Musiker in der Blues Garage gastierten.
"Don’t Dare" war auch in Rhede der, im Vergleich zu dem, was noch folgen sollte, dampfende Opener eines Konzerts, das in so einigen Belangen besser ausfiel, als der Groesbeek-Auftritt. Neben einer abermals gelungenen "The Stealer"-Version, die natürlich auch sehr auf eigenen Simon McBride-Beinen stand, kam man über das vom Rock’n’Roll geschwängerte "You Got A Problem" zu einer der zentralen musikalischen Aussagen des Gigs. Man hatte sich Jimi Hendrix als Vorlage-Künstler ausgesucht und quasi ohne Pause "Little Wing" sowie "Spanish Castle Magic" geradezu zelebriert. Zeitlich waren die Schwingen in keiner Weise klein, denn diese Nummer dauerte gefühlte zehn Minuten und der gleich danach folgende Track verfügte über eine saftige Blues Rock-Schärfe nach einer Simon McBride-Rezeptur.
Im Gegensatz zum Blues Moose Café-Auftritt sang der Schlagzeuger Marty McCloskey neben Dave Marks bei einigen Songs auch Backing Vocals.
Mit griffigen Retro-Riffs und einem tollen Lead-Gesang des Protagonisten zog "It’s Not Over" seine imposanten Kreise im blues, Rhede. Eine derart rockende Nummer mit einem motivierenden Marty McCloskey-Groove aktivierte die unteren Extremitäten und nicht erst zu diesem Zeitpunkt brachte der infizierende Blues Rock eines Simon McBride das Publikum in Bewegung.
In "Fat Pockets" wurde der tolle Drummer Marty McCloskey mit einem exzellenten Solo in den Vordergrund gestellt. Mit viel geslapptem Bass und anderen Leckerbissen konnte sich der in allen Belangen überzeugende Bass-Mann Dave Marks in seinem Alleingang voll austoben.
Oft fanden sich der Bandleader beziehungsweise der Tiefton-Zupfer in der Bühnenmitte für gemeinsame Action ein. Da war was los im blues, Rhede. Ein wunderschöner Frage-Antwort-Teil war wohl einer der Höhepunkte und nicht nur einmal gab es auch Ausritte in die Fusion. Die passte perfekt in den musikalischen Weitblick des Iren.
Aus der heavy Blues Rock-Abteilung setzte "Dead Man Walking" ein Ausrufezeichen nach dem anderen und der dynamische Slow Blues "One More Try" glänzte mit einem wunderschönen Celtic-Touch. In Groesbeek nicht gespielt, servierte man "So Much Love" mit einem Hammer-Feedback-Part. Genauso wie "Don’t Be A Fool", das die Tore eines Tanzschuppens weit öffnete und das Publikum gesanglich mit ins Boot nahm.
Nur ein Lied prägte die Zugabe bei beiden Konzerten. Das im blues, Rhede durch Black Sabbaths "Iron Man" eingeleitete "Power Of Soul" entwickelte sich zweimal zum Highlight der Höhepunkte. Abermals kombinierte man phasenweise den harten Blues Rock mit der Fusion.
Das Simon McBride Trio gab bei beiden Gigs viel Anlass für gute Laune, auch wenn aus meiner Sicht das blues, Rhede-Konzert besser war. Wie dem auch sei, Simon McBride und seine Begleitmusiker sind definitiv exzellente Vertreter des Blues/Blues Rock und live sollte man den Mann nicht verpassen.
Wir bedanken uns bei André Knoch für die problemlose Akkreditierung.
Die Song-Videos zum Groesbeek-Konzert können, wie immer, auf dem Blues Moose-You Tube-Kanal angeschaut werden.
Am Mittwoch, 11. Oktober spielt das niederländische Trio Rootbag um den vielbeschäftigten Frontmann Richard van Bergen im Blues Moose Café und am Freitag, 13. Oktober Timo Gross im blues, Rhede.
Line-up Simon McBride Trio:
Simon McBride (vocals, guitars)
Dave Marks (bass, backing vocals)
Marty McCloskey (drums, percussion, backing vocals)
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