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'Sir' Oliver Mally / Mally Plays Dylan – Digital-Review

'Sir' Oliver Mally bewegt sich auf dünnem Eis, balanciert am Rande des Abgrunds, lässt sich auf ein Abenteuer ein, stellt seine eigene Kreativität auf eine Probe.
'Sir' Oliver Mally veröffentlichte ein (fast) Solo-Album mit dem Titel "Mally Plays Dylan".
Bob Dylan ist im Musik-Zirkus der Welt natürlich eine der herausragenden Persönlichkeiten. In diesem Zusammenhang ist 'Sir' Oliver Mally für den Blues wohl auch eine besondere Persönlichkeit.
Die als LP auf den Markt gekommene Platte hat er mit punktueller Unterstützung von Peter Schneider, Gitarre in "Blind Willie McTell" und "Blood In My Eyes", sowie Martin Burböck, Akkordeon auf "Girl From The North Country", aufgenommen.
Ausnahmen bestätigen die Regel, denn "Blood In My Eyes" ist das einzige Stück, das nicht von Bob Dylan komponiert wurde. Es stammt von den Mississippi Sheiks.
Dem Album liegt ein Download-Voucher bei. Damit erhält der Käufer noch "Blowin' In The Wind" als Bonustrack.

Los geht die Scheibe mit "One Too Many Mornings".
Durch die Produktion ist der Hörer ganz dicht bei dem Protagonisten. Es fühlt sich an, als sitze man in der ersten Reihe, direkt vor 'Sir' Oliver Mally. Er geht die Nummer mit einer für seine Version prägenden Sanftmut an. Feines Fingerpicking versetzt in Verzücken und die sonst so raue Stimme des Österreichers ist einfühlsam-warmherzig.

"Blind Willie McTell" ist einer von zwei längeren Tracks auf "Mally Plays Dylan".
Bereits erwähnter Peter Schneider ist mit von der Partie und mit zwei Gitarren wird auch dieses Lied zu einem Szenario der Hingabe. Hervorragend, wie man durch die Sechssaiter einen wunderschön-durchgängigen Groove kreiert. Darüber ist es dann an der Zeit für ein erstes sensibles Solo und später nimmt man die Alleingang-Fantasien in einer variierten Form wieder auf. Nicht nur Blind Willie McTell kann den Blues singen. Der Hörer wird zum Genießer. Dieses Stück ist ein Highlight!

Der andere Track mit einer zeitlich längeren Ausdehnung ist "Blood In My Eyes", ebenfalls mit Peter Schneider.
Unaufgeregt, quasi völlig entspannt, widmet man sich diesem Song, der hier über einen unglaublichen Tiefgang verfügt. Aus dem relaxten Ambiente schält sich ein Gitarren-Solo heraus, das seine Wirkung auf den Hörer aus einer wunderschönen Weite zaubert.
Es liest sich immer wie selbstverständlich, wenn Musiker bei einem solchen Vorhaben den Respekt vor der Tradition der Kompositionen bewahren. Allerdings stellt man ziemlich schnell fest, dass 'Sir' Oliver Mally seinen Reichtum an nuancierten Ideen einbringt. So atmen die Songs die künstlerische Ausdruckskraft des Protagonisten. Respekt!

An "Girl From The North Country" ist Martin Burböck am Akkordeon beteiligt. Beide Musiker befinden sich sozusagen an der Quelle der Sehnsucht und sowohl 'Sir' Oliver Mally als auch der Akkordeonist – besonders durch sein Solo – geben genau diese Emotionen an uns weiter.
"All I Really Want To Do" ist ein Track, der seinen Charakter in einem flinken Tempo, gepaart mit einem stetigen Riffing äußert.
Der Bonustrack "Blowin' In The Wind" ist eine fantastische Entdeckung der Langsamkeit. Herrlich, wie 'Sir' Oliver Mally diese Nummer mit seiner akustischen Gitarre inszeniert.
Mit "Love Minus Zero/No Limit" poliert der Künstler das Metier des Singer/Songwriters auf und "Simple Twist Of Fate" ist ein vertiefter Abgang für diese LP.

'Sir' Oliver Mally positioniert die Song-Scheinwerfer der Bob Dylan-Kompositionen anders und lässt sie in einem persönlich gefärbten Licht erstrahlen. Das eingangs aufgeführte Eis hat gehalten und der Künstler ist nicht abgestürzt. Hut ab!


Line-up 'Sir' Oliver Mally:

'Sir' Oliver Mally (vocals, guitar)
Peter Schneider (guitar – "Blind Willie McTell", "Blood In My Eyes")
Martin Burböck (accordion – "Girl From The North Country")

Tracklist "Mally Plays Dylan":

Side 1:

  1. One Too Many Mornings (2:52)
  2. Blind Willie McTell (7:31)
  3. Love Minus Zero/No Limit (2:44)
  4. I Want You (4:05)

Side 2:

  1. Girl From The North Country (3:52)
  2. All I Really Want To Do (4:09)
  3. Blood In My Eyes (7:01)
  4. Simple Twist Of Fate (4:10)

Gesamtspielzeit: 36:24, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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