Sista Maj wurde im Mai 2015 gegründet und das Trio debütiert gleich mit einem Doppeldecker, der auf den Namen "Series Of Nested Universes" hört. Mikael Tuominen spielte bei der Post-Rock-Band Kungens Män »[…] instrumental psychedelic […]«-Musik. Er zupft den Bass, fühlt sich aber auch auf dem Sechssaiter sauwohl.
Jonathan Segel ist Mitglied bei Camper Van Beethoven. Andreas Axelsson trommelt vornehmlich in Jazz-, Post-Jazz- oder Avantgarde-Bands wie zum Beispiel Lisa Ullén’s Group.
Aus einigen nur so aus Spaß Jams wurde dann sozusagen Ernst. Das Trio traf sich in den Stockholmer Roth Händle Studios und spielte die insgesamt acht Titel des Albums "Series Of Nested Universes" ein. Die Songs haben eine erstaunliche Spannweite.
Das erste Lied fängt folkig-bodenständig an. Dafür sorgt alleine schon die Violine von Jonathan Segel. Der Mikael Tuominen-Kontrabass ist im Kontrast dazu eher im Modern Jazz verwurzelt. Erst nach zirka drei Minuten hebt der Opener "Peony Spies" etwas vom Boden ab. Dem Streichinstrument gönnt man einige Verfremdungen und bis fast zum Schluss bleibt der Tieftöner bei seiner zu Beginn der Nummer zugrunde gelegten Struktur. Eine Album-Eröffnung, die an sich doch mehrmals zu Gemüte führen muss. Ungewöhnlich, aber hoch interessant.
Für "Secret Cave, Secret Rat" greift Jonathan Segel zur E-Gitarre und Mikael Tuominen setzt seine elektrische Sitar ein. Die fernöstlichen Morgennebel werden bei Beginn der Orgel-Fantasien weggeschoben und die Psychedelic nimmt nach einem zarten Gitarren-Intermezzo Kurs auf den Himmel. Man spürt förmlich den Atmosphären-Wechsel. Toll! Das Schlagzeug gibt ein Mid-Tempo vor und darum arrangieren sich E-Gitarre und Sitar in ihren Ideen. Plötzlich, wie aus dem Nichts, schlägt Jonathan Segel fast bedingungslos den rockigen Weg ein und die anderen Musiker folgen ihm auf den Fersen. Es bleibt bis zu einem eher nachdenklichen Schluss psychedelisch-schwebend. "Secret Cave, Secret Rat" ist ein klasse Stück!
Mit Morsezeichen zu Vinyl-Rauschen beginnt "Which, In Turn, Falls". Dann wird nicht lange gefackelt, denn die Synthesizer machen stante pede klar, wo sich Sista Maj befindet. Das Trio hat seine Flugbahn um fiktiv-stellare Planeten gefunden und kreist mit langsam zunehmender Geschwindigkeit in der Nähe der Øresund Space Collective-Kapsel. Jonathan Segels Saiten-Variationen sind herrlich und es ist irgendwie schon bemerkenswert, wie sehr die beiden anderen Musiker das Stück in einer wunderschönen Stimmung schweben lassen. Ab der Track-Mitte wird die Atmosphäre energischer. Die E-Gitarre will einfach mehr, möchte aus dem Dahingleiten ausbrechen, was dann auch als elektrisierender Fluchtversuch überzeugend gelingt. Toll!
Achtung! Droht jetzt eine Art musikalisches Sturmtief? "A Very Heavy Feather" ist angesagt. Sista Maj befindet sich mit dieser Nummer im exzessiven Jam-Modus, denn fast sechsundzwanzig Minuten Spielzeit sprechen ihre eigene Sprache.
Ein eher ruhiger Beginn resultiert zunächst in eine E-Gitarren-Kost, die wahrlich nicht einfach zu konsumieren ist. Die Ideen haben ausschließlich den Horizont vor sich. Im rockenden Ambiente kennt Jonathan Segel nur diese eine Richtung und nimmt zur Verstärkung das Wah Wah-Pedal mit ins Boot. Furios-intensiv geht es zu, so als wenn er sich den Frust von der Seele spielen müsste. Gigantisch!
Da darf der Hörer gespannt sein, was ihn auf der zweiten CD erwartet.
Mit einem Blick in den musikalischen Rückspiegel ist das Titelstück des Doppeldeckers "Series Of Nested Universes" zunächst entspannt rückwärts gerichtet. Mit einem leichten Changieren in der Tonlage wirkt der Beginn hypnotisch. Die Dynamik wandert die Wendeltreppe hinauf und die tranceartige Stimmung entwickelt sich intensiver. Am Ende wird der relaxte Charakter des Anfangs wieder aufgenommen.
Wow, was hören wir denn jetzt? Sista Maj rockt den Bluesund zwar mit Slide-Gitarre. Das ist ja ein Ding. Überraschung pur. Damit hätte man so nicht gerechnet. Dann gesellt sich sogar noch eine verträumte Melodie dazu. Vom Bottleneck wechselt Jonathan Segel zum Wah Wah-Pedal und diese Aktion geht deftig unter die Haut. In diesem Stück serviert uns der Gitarrist seine gesamten Fähigkeiten quasi auf einem Silbertablett.
Mit "It Never Ends" schraubt das Trio auch die Spielzeit deutlich in die Höhe. Sista Maj hat nun wieder ein anderes Outfit. An der Sonderbar hat das Trio jetzt ein ziemlich bizarres Getränk im Cocktail-Shaker. MIt dieser über siebzehnminütige Exotik muss man sich erst einmal anfreunden. Was im ersten Moment als ganz süffig eingestuft wird, hat im Abgang doch einen gewöhnungsbedürftigen Geschmack. Die Jam lässt sich musikalisch nicht so gut einordnen, aber letztendlich bestellt man sich noch ein Getränk dieser Sorte.
Spinnt man diesen Faden weiter, wird einem auch der besondere Space Rock dieser Combo à la "Bones Of Steel" gefallen, denn hier unterliegt das gesamte Geschehen keinen Vorgaben. Sista Maj präsentiert sich in ganz freier Entfaltung.
Auf den beiden Scheiben gibt es genügend Ecken und Kanten und trotzdem läuft die Musik rund. Sista Maj fordert den Hörer phasenweise, gerade im letzten Stück der zweiten CD. Die verschiedenen Stilrichtungen, aus denen die Musiker kommen, werden teilweise zu tragenden Elementen der Musik und so ist "Series Of Nested Universes" manchmal zuerst gewöhnungsbedürftig. Der Rezensent wartet schon sehnsüchtig auf die nächste Veröffentlichung.
Line-up Sista Maj:
Andreas Axelsson (drums, percussion)
Mikael Tuominen (basses, baritone guitar, electric sitar)
Jonathan Segel (electric guitar, violin, organ, synthesizer, bass)
Tracklist "Series Of Nested Universes":
Disc 1:
- Peony Spies (6:39)
- Secret Cave, Secret Rat (10:30)
- Which, In Turn, Falls (13:59)
- A Very Heavy Feather (25:40)
Disc 2:
- Series Of Nested Universes (10:52)
- Like A Diamond In This Guy (11:36)
- It Never Ends (17:19)
- Bones Of Steel (16:13)
Gesamtspielzeit: 56:50 (CD 1), 56:00 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2016
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