Skalar ist eine Band aus dem Ruhrpott. 2016 debütierte das Trio mit einer EP, "Miracle Cure". Somit hat es fünf Jahre gedauert, bis zum 1.Oktober 2021, um den ersten Longplayer mit "Spooky" vorzulegen. Im Kern wartet die Band mit ihrer eigenen Auslegung des Genres Folk Rock auf, am ehesten fällt mir eine eher britisch angelegte Ausführung auf. So komme ich natürlich nicht umhin, einen spontanen Vergleich zu Fairport Convention heran zu ziehen. Aber auch Spuren von Pentangle oder Lindisfarne kann man durchaus assoziativ heranziehen.
Und bei diesen Vergleichen scheitert es für mich allerdings. Denn dieses absolut Besondere der beispielhaft genannten drei Bands fehlt Skalar für mich. Klar, keine Sandy Denny oder Jacqui McShee, kein Richard Thompson oder solch filigrane Handwerker wie John Renbourn oder Bert Jansch, und so muss ich mich zwangsläufig ganz anders orientieren in meiner Betrachtung und Beurteilung, und individuelle Eigenarten der Band beleuchten zu versuchen.
Mit "My Friend" startet die Platte recht unspektakulär und ich empfinde den Vortrag als relativ amateurhaft und auch farblos, wäre da nicht das kurze Keyboard-Solo. Mit "Vampires" erfolgt eine kleine Steigerung, und mit "Selfish New Advances" nimmt die Musik dann so langsam Fahrt auf. Als positiv und wesentlich empfinde ich die Prägnanz des Bassisten, der für mich ein wichtiges Element in der Gestaltung der Songs darstellt. Brummelnd, Rhythmus gebend, flexibel und mit warmen Ausdruck, so bindet Sebastian Birk die Songs zusammen.
Bei einigen Songs empfinde ich es gesanglich an der Oberfläche dümpelnd, so fehlt mir hier die emotionale Tiefe, die Überzeugungskraft, mit der man solchen Folk ausdrücken müsste. Nur "Silver Mermaid" zeigt diesbezüglich das, was ich mir wünschte und wirkt im Rahmen der folkig orientierten Richtung für mich als überzeugendes Beispiel, wie man es am Besten umsetzen könnte.
Doch es gibt dann ja noch den für mich persönlichen Höhepunkt von "Spooky" – und das ist "Black Mamba". Das ist eindeutig eine sehr interessante Stimmung, die erzeugt wird. Sei es die Perkussion, die mystische Atmosphäre, aus der ich Ansätze und Auszüge der Musik Pink Floyd’s entnehme ("Set The Controls For The Heart Of The Sun"), hier nun meine Assoziation zu Pentangle, alles das und dann noch über gut acht Minuten lang – psychedelische Augenblicke lassen mich gedanklich zurück gleiten in die geliebten Sixties. Ja, hier sehe ich die Stärke der Band, auf dieser Basis sollten darüber hinaus noch verstärkte solistische Ausflüge innerhalb einer solchen Spielzeit erfolgen. Auch die gesangliche, geheimnisvoll wirkende Bearbeitung weist einen hohen Grad an Individualität auf.
"Hiding Times Are Over" zählt ebenfalls zu den Highlights der Platte mit seiner Stimmung, man scheint sich langsam warm gespielt zu haben, dieses verspielte Stück schunkelt behaglich dahin und versprüht eine gute Stimmung.
Auch für gelungen halte ich "Trumper Airhorns". Es fließt relativ unbeteiligt wirkend dahin und kann sich zwar nicht wirklich tief einbohren, doch der mehrstimmige Gesang – wobei eine Stimme ein wenig an die besondere Art von David Crosby erinnert – und das Bläserarrangement heben diesen Song dennoch heraus.
Nach 4:38 ist schließlich "Silver Mermaid" beendet, und man sollte noch etwa zwanzig Sekunden warten, weil dann der A-capella-Nachschlag kommt (Vermutlich) The Crew of Unshaven Seafarers bringt mit vollmundigen Gesang seemännisches Feeling ein, davon hätte ich mir auch mehr auf dem einen oder anderen Titel gewünscht.
Letztlich ist es jedoch auf jeden Fall gelungen, in der Gesamtheit betrachtet, ein relativ abwechslungsreiches Album vorzulegen, das zwar noch eine wirklich klare Richtung nicht eindeutig erkennen lässt, gleichwohl jedoch ausbaufähige Ansatzpunkte bietet, die sehr vielversprechend sind.
Line-up Skalar:
Anne Smidt (Gesang, Gitarre, Keyboards)
Sebastian Birk (Bass, Gesang, Keyboards)
Groucho Kangaroo (Schlagzeug, Perkussion)
Gäste:
Jürgen Dahmen (Keyboards)
Oldrik Scholz (Harmoniegesang)
Freddy Mast (Harmoniegesang)
Moussa Varolgil (Trompeten)
Frank Henkemeyer (Kontrabass)
The Crew of Unshaven Seafarers (Hintergrundgesang)
Tracklist "Spooky":
- My Friend
- Vampires
- Selfish New Advances
- Super Good Advice
- Black Mamba
- Hiding Times Are Over
- Trumper Airhorns
- Old Bigmouth
- Silver Mermaid
Gesamtspielzeit: 45:07, Erscheinungsjahr: 2021
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