Skyclad / Jonah’s Ark / Tracks From The Wilderness (Deluxe Edition) – 2 CD-Review

Noise-Neuauflagen:  Skyclad, Teil 3 – "Jonah’s Ark" und "Tracks From The Wilderness"

Im Gegensatz zu den anderen Skyclad-Re-Releases handelt es sich hier um eine Doppel-CD, die sowohl das Album "Jonah’s Ark" als auch die EP "Tracks From The Wilderness" enthält. Wie bei Running Wild ergibt sich dann insgesamt ein uneinheitliches Layout in der Reihe. Aber immerhin ist hier dann mal ein Bonus enthalten – im Gegensatz zu den beiden Vorgängern. Lyrics gibt es leider wieder nicht, was mir bei deren Qualität wirklich unverständlich erscheint.

CD 1: "Jonah' Ark"

"Thinking Allowed" eröffnet mit Geige, bevor dann die anderen Instrumente einsetzen. Der Thrash-Anteil wurde wieder ein wenig heruntergeschraubt, dafür die Dosis Folk erhöht. Passend dazu ist Martins Gesang noch eine Spur weniger keifig.
Textlich gibt es hier gelungene Zeilen / Wortspiele:

»I’m just thinking aloud
Isn’t thinking allowed?
Why is nobody thinking?«

Also alles beim Alten? Ja, so ungefähr, auch wenn es eine schleichende Weiterentwicklung gibt, weniger thrashig, mehr rockig.
Am deutlichsten ist dies ab dem dritten Song "Schadenfreude" zu spüren, klingt (gerade vom Drumsound her) moderner. Wobei ich zugeben muss, dass mir das weder damals noch heute wirklich zusagt. Klingt für mich irgendwie etwas leblos, wobei das subjektiv sein mag.

Schade eigentlich, denn gerade "Schadenfreude" und "The Wickedest Man In The World" haben wieder einmal lesenwerte inhaltliche Aussagen. Was mir daran so gut gefällt, ist die subtile Kritik an der Gesellschaft und der christlichen Kirche – so viel besser als nur plumpes 'Hail Satan'-Gebrülle.

»To the drowning I am water
For your calm I am the storm
I’m the fiend who’s with your daughter
In bed well before the dawn.
Was I the cat that got the bird?
They’ll put the blame on me
Everything was grand in wonderland
Till Charles Manson came to tea»
(und so weiter, ich empfehle Neugierigen, den ganzen Text im Internet zu lesen)
Schließlich kommt die Schlussfolgerung:

»Pleased to meet you,
I’m the wickedest man in the world.«

Im weiteren Verlauf der Scheibe gibt es gute Momente, so enthält beispielsweise "The Ilk Of Human Blindness" eine tolle Gesangspassage, die meiner Meinung jedoch unter dem bereits erwähnten Sound leidet.
Dadurch wird mir die Musik auf "Jonah’s Ark" vergällt, denn die Songs haben durchaus einiges, die Texte sind gelungen bis großartig – so bin ich zwiespältig, was ich von dem Werk halten soll. So will ich nicht weiter auf die Scheibe eingehen, sondern rate daher dazu, reinzuhören, sich selbst ein Urteil zu bilden.

CD 2 "Tracks From The Wilderness"

Die 25-minütige EP erschien 1992 vor der bzw. für die Tour (Tour Of The Wilderness) im Vorprogramm von Manowar – wobei meiner Meinung nach Skyclad damals in Offenbach die bessere Band war, während der Headliner enttäuschte.
Der Opener ist "Emerald" von Thin Lizzy, das ’skycladisiert' wurde. Klingt anders, aber reizvoll. Es folgen zwei neue Eigenkompositionen und drei Live-Stücke. Als Tour-EP durchaus ordentlich. Als Bonus-CD eine gute Dreingabe.

Hier gefällt mir der Sound besser als bei "Jonah’s Ark", da er eher wie die "A Burnt Offering For The Bone Idol" klingt. Hätte deswegen und von der Erscheinungsreihenfolge besser als Bonus zu jener Scheibe gepasst, für mich etwas unverständlich, dass Noise das hier mit dazu gepackt haben.

Line-up Skyclad:

Graeme English (bass, classical guitars)
Steve Ramsey (lead guitars, 12 string guitars, classical guitars)
Keith Baxter (drums, percussion)
Martin Walkyier (vocals)
Dave Pugh (lead guitars)
Fritha Jenkins (violin, mandolin, keyboards, backing vocals)

Gesamtspielzeit "Jonah’s Ark" (39:46), "Tracks From The Wilderness" (25:14),
Erscheinungsjahr 2017 (Originalerscheinungsjahr Jonah’s Ark 1993, "Tracks From The Wilderness" 1992)