Der Spruch ist ja so alt wie die Schweiz selbst, dass alles von den Eidgenossen Kommende nur gut sein kann. Und obwohl man durchaus eine gewisse Abgegriffenheit feststellen muss, muss man ebenso konstatieren, dass die inhaltliche, qualitative, Bedeutung nach wie vor Gültigkeit hat. Geläufigeren Namen wie Gotthard, Shakra oder auch Maxxwell schreibt man das Attribut der hohen Qualität immer wieder gerne zu, aber auch Bands mit weitaus weniger internationalem Nimbus dürfen sich dieses Merkmal auf die Fahne schreiben, so auch unsere Protagonisten von Slam & Howie And The Reserve Men, die uns brandneu einen neuen Beweis ihres Könnens in Form von "Firewater" präsentieren.
Früher tourten sie ausgedehnt durch die Lande, auch die ausländischen, und zogen durchaus eine gewisse Fangemeinde in ihren Bann. Irgendwann war dann aber der Zeitpunkt gekommen, an dem sich das Rad zwar drehte, jedoch nicht mehr nach vorne und man beschloss, die nötige Auszeit zur Besinnung zu nutzen. Andernfalls hätte es wohl das Ende des Quartetts bedeutet. Lt Slam, aka Produzent Sandro Lamparter, zog es in die Ferne, und zwar nicht, wie es die Musik vermuten ließe, in den wilden Westen, sondern in die unendlichen Weiten mongolischer Steppen. Andere Bandmitglieder orientierten sich musikalisch anders oder konzentrierten sich auf die Pflege ihrer roten Bärte (O-Ton Waschzettel). Notwendig war es offensichtlich und auch musikalisch hat es genützt, denn "Firewater" profitiert immens vom frischen Wind.
Es scheint den Musikern zu gefallen, das zu tun, was sie tun. Man merkt ihrem Liedgut, das irgendwo zwischen Country Rock, Country Punk, Rockabilly, Irish Singalong, Americana und Blues zu verorten ist, deutlich an, wieviel es den Jungs wert ist, genau diese Mucke zu machen. Handwerklich gut und vor allen Dingen so richtig 'handgemacht' (auch dieser Begriff leidet ein wenig unter inflationärer Nutzung, aber er passt einfach wie die Faust auf’s Auge). Die Hausaufgaben in Sachen Instrumentierung haben sie allemal gewissenhaft erledigt und vermögen auch, dieses in die Praxis umzusetzen. Hauptsächlich kommen viele Saiteninstrumente und ein paar Tasten zum Einsatz – die Band scheint übrigens keinen Haupt-Drummer zu haben, denn die jeweiligen Parts teilen sie unter drei Gästen auf.
Der Gesang ist auch genau das, was zum Rest passt, passen muss: etwas ungeschliffen, manchmal nölig, meist druckvoll und bei so manch einem Stück durchaus entführend, im Sinne von zum Mitsingen animierend. Da wartet besonders die erste Hälfte der Platte mit Beispielen auf, wie man es machen sollte, wenn man den Club um die Ecke in Stimmung spielen möchte und dabei viel Bier fließt! Alleine schon das Cover mit der Klapperschlange in der Whiskeyflasche lässt Assoziationen zu lauten Saloons, dem Klicken von Pool-Kugeln und dem ausgelassenen Lärm der Freitagabendbesucher vor dem inneren Auge hochschießen. Beim Hören der Scheibe gibt es subjektiv empfunden zwischendurch zwar mal einen kleinen Hänger im Spannungsbogen, aber die Band holt uns dann zum Schluss wieder gekonnt ab und weiß mit ihrem nunmehr sechsten Studioalbum (plus eine Live-CD) ansonsten durchweg zu überzeugen.
Wer mag, kann sich zur Einstimmung ja mal auf dem offiziellen Video-Kanal den Clip zu "Once We Get There" anschauen und Musik sowie die Bilder für sich sprechen lassen. Und vielleicht, vielleicht kommen sie ja auch mal wieder zu uns auf Tour – lohnend wäre das allemal!
Line-up Slam & Howie And The Reserve Men:
Lt. Slam – (vocals, guitars, piano, percussion)
Ross The Red (guitars, banjo, vocals)
Mr Drake (bass, vocals)
Boris The Spider (guitars, mandolin, vocals)
Flavio Mezzodi (drums – #3, 4, 5, 7, 8, 11)
Christian Kyburz (drums – #1, 2, 9)
Marc Egloff (drums – #6, 10)
Tracklist "Firewater":
- Once We Get There
- Blind Men
- Witness Of Dawn
- Anywhere The Wind Blows
- Pretender
- The Legacy
- Calling Home
- I Don’t Wanna Have Fun Tonight
- You Got Me Good
- Far Out East
- Pass Of The Die
Gesamtspielzeit: 42:43, Erscheinungsjahr: 2018
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