Na, das passt ja wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge! Die ersten Sonnentage strahlen auf uns nieder, der Frühling liegt in der Luft, ist fast physisch zu greifen und allerorts blühen die Lebenssinne wieder so richtig auf, während mir ein Doppelalbum der Reggae- und Dub-Könige Sly & Robbie auf den Tisch flattert. Lowell 'Sly' Dunbar (Schlagzeug) und Robbie Shakespeare (Bass) lernten sich etwa Mitte der siebziger Jahre kennen und stellten sehr schnell fest, dass sie dieselben Vorstellungen von und Vorlieben bezüglich der Musik hatten. Seither musikalisch untrennbar, spielten sie bereits in vielen Bands zusammen, bevor sie Ende der Siebziger bei Black Uhuru einstiegen und der Band ihre erfolgreichsten Jahre bescherten. Zur ersten offiziellen Scheibe unter dem Namen Sly & Robbie mit dem Namen "Crucial Reggae" kam es schließlich 1981. Darüber hinaus spielten und produzierten sie aber auch für Größen aus den USA sowie Europa, beispielsweise für Eric Clapton, Bob Dylan, Mick Jagger oder auch Joe Cocker. Die Höhe der Anzahl der von ihnen eingespielten und produzierten Alben können die beiden wahrscheinlich selbst nicht mehr festmachen und… sie sind nach wie vor aktiv.
Auf dem hier vorliegenden Doppel-Album befinden sich acht relativ lange Songs, die mit unterschiedlichen Sängern in der Zeit von 1978 bis 1987 entstanden und einmal mehr die Klasse des Duos aufzeigen. Das geht schon mit dem locker-flockigen "Rainy Night In Georgia" mit Tinga Stewart am Gesang richtig gut los. Da wird durch den Sound ein unglaublich weites Feld im Kopfkino des Hörers kreiert, die Verleitung gedanklich in ferne Länder abzuschweifen ist schon beim ersten Track viel zu groß, als dass man ihr widerstehen könnte. Im zweiten Teil fließen dann auch noch Dub-Elemente in den Song ein. Für "Show & Tell" steht Ken Boothe vor dem Gesangsmikro und macht seine Sache genauso gut wie sein Vorgänger. Hier ist die räumliche Vorstellung etwas enger geschnürt, das Tempo ist etwas verhaltener und nicht ganz so abwechslungsreich. Macht aber gar nichts, da auch hier immer noch Sommer, Sonne und Meer über allem liegt. Supergeil kommt auch Marvin Gayes "Sexual Healing", bei dem die eigentliche Struktur nach einigen Minuten verlassen wird und das Ganze in einen lockeren Bass- und Schlagzeug-Groove übergeht. Hier hat Jimmy Riley die Vocals übernommen, der seine Sache ebenfalls bravourös erledigt. Die Stücke haben tatsächlich insgesamt einen leichten Disco-Einschlag, der aber nie wirklich nervend oder die Hauptthemen überfrachtend daherkommt.
Das 180g-schwere Vinyl sorgt schon ganz alleine für einen Spitzensound, den die Musik bzw. Produktion dann auch bestätigt. Für "You Must Believe Me" (mit Junior 'Tamlins' Moore als Vokal-Akrobat) sind dann auch Bläser am Start, die sich aber nie in den Vordergrund drängen, sondern die Rhythmus-Abteilung, sprich die Protagonisten dezent unterstützen. Dabei haben wir es hinsichtlich der über elfminütigen Spielzeit mit dem längsten Track des Albums zu tun, der dann allerdings tatsächlich auch ein paar… Längen aufweist. Aber Schwamm drüber, denn mit "Could It Be I’m Falling In Love" geht es anschließend wieder flotter und beschwingter zu. Für die letzte Albumseite haben sich die beiden Protagonisten dann mit "Fever" sowie "Inner City Blues" nochmal zwei Hochkaräter aufgespart, von denen besonders der Letztgenannte richtig klasse kommt.
Letztlich eine ganz feine Sache (nicht nur) für Reggae-Liebhaber, denen man Leute wie Sly & Robbie sowieso nicht mehr vorstellen muss. Der leichte Disco-Einfluss wirkt sich zu keiner Zeit negativ aus und die Songs sowie die Atmosphäre sind angenehm, karibisch relaxt. Dazu kommen kultige Coverfotos aus den Siebzigern und obendrein noch ein Beiheft mit viel Text, das etwas größer als eine 7″-Single ausgefallen ist. Eine ganz feine Sache also für die kommenden Sommermonate!
Tracklist "Taxi Gang In Disco Mix Style 1978 – 1987":
- Rainy Night In Georgia (w/ Tinga Stewart)
- Show & Tell (w/ Ken Boothe)
Side 2:
- Break Your Promise (w/ Barry Biggs)
- Sexual Healing (w/ Jimmy Riley)
- You Must Believe Me (w/ Junior 'Tamlins' Moore)
- Could It Be I’m Falling In Love (w/ Home T-4)
Side 4:
- Fever (w/ Marcia Griffiths)
- Inner City Blues (w/ Delroy Wilson)
Gesamtspielzeit: 15:42 (Side 1), 16:07 (Side 2), 21:22 (Side 3), 15:20 (Side 4), Erscheinungsjahr: 2017 (1978 – 1987)
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