«

»

Sonny Burgess / Rocks – CD-Review

http://www.legendarypacers.com/

Albert 'Sonny' Burgess lebte vom 28. Mai 1931 bis zum 18. August 2017. Er war einer der wohl wichtigsten Rockabilly-Musiker der USA, seine Geschichte ist eng mit dem Plattenlabel Sun Records in Memphis verbunden. Der Sun Records-Experte Colin Escott schrieb einst über Burgess: »It was punk before punk, trash before trash«.

Ja, er galt in der Tat als einer der wildesten unter den damaligen Musikern, die von Sam Phillips unter die Fittiche genommen wurden. 1956 startete seine Karriere mit der ersten Single, "We Wanna Boogie / Red Headed Woman" (Sun 247). Klar, dass wir diese beiden Songs auch auf der Kompilation "Rocks" von Bear Family Records finden. Für mich nicht nachvollziehbar ist es, dass die sonst stets so akkuraten und bis ins Detail recherchierten Veröffentlichungen von Bear Family Records nicht auch mit diesen beiden Einsteigern starten.

Stattdessen geht es los mit mit zwei Aufnahmen aus dem Jahre 1996, "Big Black Cadillac" und "Lookin' Out For Number One". Und ich hatte mich schon gewundert, warum sich seine Stimme so ganz anders als mir bekannt anhört. Gleichwohl sind das bärenstarke Songs, mit dem alten Rockabilly-Feuer. Seltsamerweise geht es kunterbunt in der Zeitgeschichte weiter, fernab jeglicher Chronologie. Bei "I Don’t Dig It" befinden wir uns im Jahre 1992, mit "Don’t Know Love At All" stoppt die Zeitmaschine dann wieder kurz im Jahr 1996, bevor es dann zehn Jahre rückwärts schreitet nach 1986.

Mit "I Used To Cry Mercy" landen wir dann in 2004, des Protagonisten Stimme klingt mittlerweile wie ein angestrengtes Krähen, der alte Rockabilly-Schwung ist dahin, das Stück rockt allenfalls noch ein wenig cool. Erst mit dem fünfzehnten Titel, "Sadie’s Back In Town" landen wir endlich im Sun Studio in Memphis, wir schreiben das Jahr 1959. Und das ist der Sonny, wie man ihn als Rockabilly-Fan eigentlich kennen gelernt hat. Hier geht die Musik ab, sie fliegt, sie swingt, sie ist frisch und frech, und ein Ed Thomas am Piano lässt irgendwie den Jerry Lee heraushängen.

Fortan bleiben wir in Memphis und in den Fifties. "We Wanna Boogie", da ist er endlich, der Song mit der ungewöhnlichen und röhrenden Trompetenbegleitung. Und so folgen die Kracher Schlag auf Schlag! Ach, einen kleinen Zeitsprung gibt es noch zum Schluss – 1961 begeben wir uns in "Mike’s 67 Club" in Newport, Arkansas, von dort stammt die Live-Aufnahme von "Swingin'", im Übrigen ein Instrumental, bei dem Sonny die Möglichkeit hat, seinen Gitarrenstil vorzustellen.

Aus welchem Jahr auch immer, diese Musik sprühte förmlich vor Energie und der kraftvoll raue Gesang wurde von der meistens treibenden Rhythmusgruppe angeheizt. Besonders in den Fünfzigern swingt dieser Rhythmus, alles floss leicht und federnd und elastisch, ob es nun wie wild treibt wie zum Beispiel auf "Sadie’s Back In Town", wenn sich der Rhythm & Blues in den Vordergrund schiebt wie bei "Fannie Brown" oder eine Prise Blues bei "Feelin' Good" zu vernehmen ist.

Wie stets bei Veröffentlichungen von Bear Family Records positiv hervorzuheben ist, wir haben auch hier ein sechsunddreißig Seiten starkes Booklet mit ausführlichen Informationen, auch zu jedem einzelnen Song, hervorragend!


Line-up Sonny Burgess:

Sonny Burgess (vocals, guitar)
Roland Janes (guitar)
Ed Thomas (piano)
J C Coughran (guitar)
Frankie Siddeth (bass)
Raymond Thompson (drums)
Joe Lewis (guitar, vocals)
Johnny Ray Hubbard (upright blues)
Kern K. Kennedy (piano)
Russell Smith (drums)
Bobby Crafford (drums)
Jack Nance (trumpet)
Jack Clement (bass, acoustic guitar)
Larry Donn (guitar)
Bill Livsey (piano)
Garry Tallant (acoustic guitar)
Roy Husky, Jr. (upright bass)
John Gardner (drums)
Dave Alvin (guitar)
Dick Bachmann (steel guitar)
Jerry Miller (guitar)
Steve Burke (piano)
Rory McLeod (bass)
Doug Hinman (drums)
Kern Kennedy (piano)
Marcus Grady (rhythm guitar)
Gary Grady (bass)
Roger Jefford (drums)
Rockin' Billy Hamden (guitar)
Studebaker John (harp, slide guitar)
Nick Lloyd (bass)
Warren Storm (drums)
Jim Kreher (guitar)

Tracklist "Rocks":

  1. Big Black Cadillac
  2. Lookin' Out For Number One
  3. I Don’t Dig It
  4. My Heart Is Achin' For You
  5. Stuck Up
  6. Automatic Woman
  7. Enough Of You
  8. Didn’t Know Love At All
  9. Spellbound
  10. Leave Your Lovin' At Home
  11. Catbird Seat
  12. I Used To Cry Mercy
  13. Down The Road
  14. Rock On Mars
  15. Sadie’s Back In Town
  16. Ain’t Got A Thing
  17. Daddy Blues (Alt. 3)
  18. We Wanna Boogie
  19. Ain’t Gonna Do It (Alt. 2)
  20. Fanny Brown (Alt. 1)
  21. My Bucket’s Got A Hole In It (Alt. 2)
  22. Feelin' Goo
  23. Red Headed Woman
  24. The Prisoners Song (Alt. 1)
  25. Gone
  26. Truckin' Down The Avenue
  27. Little Town Baby
  28. Tomorrow Night
  29. Swingin' (Live At 'Mike’s 67Club')

Gesamtspielzeit: 76:46, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>