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Sons Of Apollo / Live With The Plovdiv Psychotic Symphony – CD-Review

Sons Of Apollo / Live With The Plovdiv Psychotic Symphony

Nur ein Jahr nach ihrem 2017er Debüt, "Psychotic Symphony", wagten sich die Sons Of Apollo an eine Aufführung ihrer Werke mit Orchester und Chorbegleitung. Die Progressive Metal-Band aus den USA verschlug es dazu ins römische Amphitheater nach Plovdiv (Bulgarien). Für eine Nacht verwandelte sich dafür das Plovdiv Symphony Orchestra in das Plovdiv Psychotic Symphony. Das Ergebnis liegt jetzt vor.
»Die Idee für die Show wurde von Andy Farrow vorgeschlagen, der unser Manager für den ersten Albumzyklus war«, erklärte zur Entstehungsgeschichte Mike Portnoy. Der Ex-Schlagzeuger von Dream Theater, der dort von 1985 bis 2010 die Trommelstöcke schwang und eine Schlüsselrolle einnahm, bildet gemeinsam mit Sänger Jeff Scott Soto, Gitarrist Ron 'Bumblefoot' Thal, Bassist Billy Sheehan (u.a. David Lee Roth, Mr. Big) und Keyboarder Derek Sherinian Son Of Apollo. Auch Bandkollege Sherinian, Hauptkomponist des Debütalbums, gehörte von 1994 bis 1998 kurzzeitig Dream Theater an. Musikalisch also ein ansprechendes Quintett, das vor zwei Jahren das Licht der Welt erblickte und sich anschickt, im Progressive Metal mitzumischen.

Sons Of Apollo verlegen sich auf komplexe Strukturen, die dem Hörer einiges abverlangen, wie das Instrumentalwerk "Opus Maximus" beweist. In manchen Klangpassagen kommt dieses Werk schon Dream Theater sehr nahe, ohne dass deren Titel generell nach einer Kopie dieser, 1985 in den USA gegründeten Band, klingen. Eine Auseinandersetzung mit den eigenen Stücken und mehrmaliges Hören sind anfangs nötig, will man sich dem Kosmos von Sons Of Apollo nähern. Umso mehr erschließen sich deren Individualität und das musikalische Vermögen.

Für das Live-Werk, man kann schon Live-Erlebnis sagen, haben sich die fünf Musiker zusätzlich einige klangvolle Coverversionen ausgesucht.
"Kashmir" (Led Zeppelin) leitet den zweiten Teil des Albums mit Orchesterbeteiligung ein. Zuvor gibt es elf Studiofassungen. "Kashmir" ist ein würdiges Werk und die hörbare Begeisterung des Publikums zeigt, dass hier eine gute Wahl getroffen wurde. Stimmlich ist das Stück eigenständig und damit losgelöst vom Original aus dem Jahr 1975. Es bietet Platz für Gänsehautmomente, wie wir das von Robert Plant & Co. kennen und wofür wir diese Band lieben.
Auch das folgende "Gates Of Babylon" entstammt den 1970er Jahren. "Long Live Rock ’n' Roll" ist der zeitlose Titel des 1978  erschienenen Rainbow-Albums mit Sänger Ronnie James Dio. Das daraus stammende Lied bietet in der Neufassung der US-Amerikaner einen ausdrucksstarken Gesang und eine druckvolle Musik.
"Labyrinth" ist großes Kino, klingt fast wie ein Cover, stammt aber vom Sons Of Apollo-Debütalbum. Es ist wie geschaffen für eine Orchesterfassung – komplex und doch melodisch eingängig.  Es kommt stilistisch sehr nah an Dream Theater heran.

Das 'Traumtheater' stand mit "Just Let Me Breathe", "Hell’s Kitchen" und "Lines In The Sand" gleich drei Mal bei Coverversionen Pate. Wobei die zwei zuletzt genannten Stücke mit Orchesterbegleitung gespielt wurden.
Für mich die Überraschung und ein glanzvoller Moment zugleich ist die Nummer "Comfortably Numb" von Pink Floyd. Hier stoßen nun wahrlich keine zwei so grundsätzlich verschiedene musikalische Welten aufeinander, doch ist es beeindruckend, wie stilsicher Sons Of Apollo dieses Meisterwerk beherrschen.

Stücke von Queen, Aerosmith, Ozzy Osbourne und Van Halen beenden den Reigen der Coverversionen, ohne auch nur einmal zu enttäuschen. Stets nah am Original, aber immer mit Raum für die individuelle Interpretation. Solistisch bekommen die Bandmitglieder ausreichend Platz, um sich zwischen den Liedern zu produzieren.
Die Spielzeit der Stücke reicht in einigen Fällen über die der Originale hinaus. Durchaus ein Beleg dafür, wie detailverliebt Sons Of Apollo bei der Aufzeichnung waren.

Erhältlich ist "Live With The Plovdiv Psychotic Symphony als 3 CD und 1 DVD-Box, als Blu-Ray und als Special Edition 3 CD + DVD Digipak in Slipcase.
Zur Besprechung lag uns ein Album in digitaler Form vor.
Ärgerlich war einzig, dass die Stücke beim Übergang meistens abrupt endeten und wie abgehackt wirkten, ohne dass es einen weichen Übergang zwischen den einzelnen Titeln gab. Das hätte ich mir für das vorliegende Album gewünscht.


Line-up Sons Of Apollo:

Jeff Scott Soto (vocals)
Ron "Bumblefoot" Thal (guitars, vocals)
Billy Sheehan (bass)
Derek Sherinian (keyboards)
Mike Portnoy (drums, vocals)

Guests:
Plovdiv Symphony Orchestra (#12–24)

Tracklist  "Live with the Plovdiv Psychotic Symphony" (Digitales Album):

  1. God Of The Sun (11:56)
  2. Signs Of The Time (06:38)
  3. Divine Addiction (05:14)
  4. That Metal Show Theme (00:56)
  5. Just Let Me Breathe (05:53)
  6. Billy Sheehan Bass Solo (04:42)
  7. Lost in Oblivion (04:45)
  8. JSS Solo Spot: The Prophet’s Song/Save Me (09:33)
  9. Alive (05:12)
  10. The Pink Panther Theme (04:31)
  11. Opus Maximus (11:11)
  12. Kashmir (09:35)
  13. Gates Of Babylon (07:48)
  14. Labyrinth (09:24)
  15. Dream On (04:53)
  16. Diary Of A Madman (07:51)
  17. Comfortably Numb (09:16)
  18. The Show Must Go On (04:22)
  19. Hell’s Kitchen (04:31)
  20. Derek Sherinian Keyboard Solo (08:46)
  21. Lines In The Sand (12:40)
  22. Bumblefoot Solo Spot (02:38)
  23. And The Cradle Will Rock (05:58)
  24. Coming Home (09:32)

Gesamtspielzeit: 132 Minuten, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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