Fast, aber nur fast wäre vorliegende CD erst Mal auf dem 'Höre-ich-mal-rein-wenn-ich-mehr-Zeit-habe'-Stapel gelandet. Die Schubladen Anti Folk, Comedy und DIY Pop sowie die Info des Waschzettels, der die beiden als »Spezialisten« von »Silliness and Sincerity, High Concept and Novelty« bezeichnet, trugen wesentlich zum verzögerten Anhören bei.
Aber – da man auch mit Menschen reden sollte, die Bier aus Plastikflaschen und Wein aus Tetrapacks trinken sowie der Tatsache, dass die Scheibe gerade mal eine gute halbe Stunde meiner Aufmerksamkeit bedurfte, kam sie in dann doch relativ zügig in den Player.
Und da läuft sie nun seit ein paar Tagen und erfreut meine Lauscher. Ja, es ist auf den ersten Blick ziemlich minimalistische Musik, was das britische Songwriter/Comedy-Duo da zusammengewürfelt hat. Textlich geht es da um ganz banale Alltäglichkeiten und selbst die werden comedyhaft verpackt und mit typisch britischem Humor dargebracht. Ob es vorteilhaft ist, die Texte zu verstehen, oder aber eher nicht, muss ein jeder für sich entscheiden. Musikalisch ist die Scheibe allerdings gar nicht daneben. Die beiden Protagonisten sind ausgewiesene Pastiche-Fans und so zitiert ihre Musik – abseits der Lyrics – auch Vertreter des seriösen Biz.
Mario und Chris kommen aus der britischen Großstadt Sheffield und sind von dort aus mittlerweile auf der ganzen Insel bekannt. Dazu beigetragen hat zum einen ihr schräg-humorvoller Satire Podcast, in dem u. a. schon mal fast drei Stunden lang 50 Pizza-Songs 'komponiert' werden. Zum anderen sind ihre Liveauftritte sehr beliebt. Essen scheint bei den Beiden eh ein brennendes Thema zu sein, was neben dem Bandnamen ein abgedrucktes Suppenrezept auf der CD-Innenhülle dokumentiert. Außerdem ist mit "Baba Ghanoush" ein mir bis dato unbekanntes und lecker erscheinendes Gericht vertont.
Die beiden Hauptdarsteller haben sich für manche Songs Verstärkung ins Boot geholt und so sind die Nummern durchaus etwas 'größer', als wenn die beiden Sänger und Klampfer alleine musizieren würden. Folkig startet die Platte mit der Hymne für den 'Tag der fliegenden Ameisen', die klingt, als sei eine trinkfreudige Pub-Runde beim Afterwork etwas versackt. Hier und da blitzen die Kinks durch und beim halben Astronauten lugen John und Paul um die Ecke. Vielen Songs ist eine sehr harmonische Grundmelodie ins Rezept geschrieben und manche Akkordkombinationen sind trotz des einfach gehaltenen Grundtenors einfach herrlich gewählt. Da passt es irgendwie sogar, dass die zwei keine Carusos und Saitenhexer sind, denn das teils Schräge verleiht den Stücken die gewisse Prise und das berühmte Lorbeerblatt.
"Icarus Record Collection" lässt zusammenzucken. Pastiche sei Dank bluest es gekonnt und slidet schön in Richtung Little Feat. "Jezza" reitet durch Nashville, während "The Mines Of Devoutium" einen Bogen darum macht und in Richtung Outlaw Cash trabt. Sängertimbre und Akkordeon sind der Bringer. Man braucht – nicht nur des Tracknamens "New Skins For The Old Ceremony" wegen – nur wenig Fantasie, um festzustellen, dass die Nummer schon mit einen humorvollen Blick in Richtung des großen kanadischen Singer/Songwriters schielt. Weiterhin finden sich auf der Platte Nuancen der Doors, Canned Heat oder Dr. John. Oftmals nur für Sekundenbruchteile, dann auch wieder in kurzen Sequenzen. Da mag ein jeder am besten selbst heraushören, was er wo wie stark hineininterpretiert.
Das Debütalbum hat bei mir Lust auf mehr geweckt. Auf jeden Fall ist "From The Bed To The Settee (And Back Again)" ein herrliches Stück Musik, das ich mir gut vorstellen kann, als Partyabsacker aufzulegen. Dann, wenn alle müde sind; von der progressiven Grand Cru-Party zum Beispiel, oder nach einer Bier-vernichtenden Rock-Session. Genau dann kann der britische Humor von Soup Review die Runde noch mal aufmischen und zum Mitsingen animieren.
Auf jeden Fall wird das nächste Mal der Warte-Stapel nicht wachsen, wenn der Waschzettel etwas von Anti Folk und DIY-Musik schreibt …
Line-up Soup Review:
Mario D’Agostino (vocals, guitar)
Chris Delamere (vocals, guitar)
Additional musicians:
Andy Delamere (drums & percussion)
Simon Clear (bass – #4,6,7)
Thomas Lebioda (bass – #9, additional vocals – #1,3)
Simon Dumpleton (accordion – #7)
Tracklist "From The Bed To The Settee (And Back Again)":
- Anthem For Flying Ant Day
- A Recipe For Baba Ghanoush
- Half Astronaut
- Telegraph Hill
- Icarus Record Collection
- Jezza
- The Mines Of Devoutium
- New Skins For The Old Ceremony
- Sandwiches
- Thoughts Walking To Euston
- Theme From 'Russian Satellite'
Gesamtspielzeit: 34:05, Erscheinungsjahr: 2018
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