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South West Oldtime All Stars / Play Hot Five & Hot Seven Vol. 2 Live In Concert – CD-Review

South West Oldtime All Stars / Play Hot Five & Hot Seven Vol. 2 Live In Concert - CD-Review

Für Jazzfreunde ein klarer Hinweis: "Play Hot Five & Hot Seven". Vielleicht nicht für alle Jazzfreunde, sondern am ehesten für jene, die die Musik der zwanziger Jahre lieben, und damals, zwischen 1925 und 1928, hatte Louis Armstrong mit seinen Bands, den Hot Five und den Hot Seven in verschiedenen Besetzungen etliche Klassiker frühen Jazz' eingespielt.

Die South West Oldtime All Stars pflegen diese Musik mit Leidenschaft und transferieren sie in die Neuzeit. New Orleans Jazz vom Feinsten, gespielt von Kennern des Genres, angeführt von einem sehr bekannten Schlagzeuger – Trevor Richards. Dieser ist ein ehemaliger Meisterschüler des Kollegen Zutty Singleton, der in den Zwanzigern in Armstrong’s Hot Five spielte. Richards stammt aus Großbritannien, lebte eine Zeitlang in New Orleans und siedelte nach der dortigen Überschwemmungskatastrophe wieder nach Europa über.

Die damaligen Aufnahmen von Armstrong und seinen Formationen zeichneten sich bereits dadurch aus, dass sie den Solisten mehr Spielraum für ihre Improvisationen boten und somit eine wichtige Grundlage des Jazz bildeten. Angetrieben von dem enorm authentischen Schlagzeugspiel von Richards, toben sich insofern bekannte Persönlichkeiten der deutschen Jazz-Szene auf diesem am 10. Februar 2020 im Jazzclub Domicile in Pforzheim mitgeschnittenen Konzert aus.

Thomas Stabenow, der Bassist, ist Professor an der Musikhochschule Mannheim für Jazz, Martin Auer ist Dozent für Jazztrompete an der Musikhochschule Leipzig, Jörg Teichert spielt Banjo und Akustische Gitarre und hatte schon immer ein großes Faible für die frühen Stile des Jazz und des Blues, Gary Fuhrmann ist freiberuflicher Klarinettist und Saxophonist und in verschiedenen Stilen des Jazz unterwegs, Felix Fromm ist Dozent für Jazzposaune an der Musikhochschule Mannheim und Würzburg. Ferner hören wir am Sousaphone Matthew 'The Cat' Bookert, der mit seinem wuchtigen Sound den Bassisten noch rhythmisch unterstützt und als weiteren Solisten Thilo Wagner am Piano.

Sogleich setzt die gute und fröhliche Stimmung ein mit "Knee Drops". Ja, mich erinnert das an alte Tage, als es gang und gäbe war, sich am Sonntagmorgen zum Frühschoppen einzufinden. Und wie oft waren es dann Bands mit Musik wie dieser, die zumeist ältere Herrschaften zum Wippen der Füße bewegte. Es war stets eine gute Stimmung, das Bier floss, und auch wenige Jüngere, die den Weg dazu fanden, reihten sich ein. Meist waren jene Jazz-Fans, die der Meinung waren, erst mit Charlie Parker und dem Bebop hätte der Jazz seine Fahrt aufgenommen, gar nicht anwesend. Nun, nicht immer waren einige Bands auch wirklich technisch gar nicht so gut, sondern dienten vielleicht vornehmlich der Stimmung und wurden daher vielleicht auch abwertend betrachtet.

Dieses kann man nun angesichts der Klasse der South West Oldtime All Stars so gar nicht behaupten, denn hier wird eindeutig mit Klasse und Leidenschaft musiziert, alle Musiker sind voller Engagement und bringen ein niveauvolles Ergebnis zu Gehör. Und die gute Stimmung dieser Gute-Laune-Musik wird dazu natürlich auch vollumfänglich bedient, denn diese alten Schlachtrösser der Musikgeschichte beinhalten noch immer Wirkung. Der "Twelfth Street Rag", "Basin Street Blues" "Wild Man Blues", "Heebie Jeebies", diese Songtitel sprechen für sich und wer sich hier fallen lässt, hat Spaß und kann mitswingen mit diesem authentischen Sound, und Trevor Richards erweist sich hierbei als erstklassiger Motor!


Line-up South West Oldtime All Stars:

Martin Auer (trumpet and all arrangements)
Gary Fuhrmann (clarinet)
Felix Fromm (trombone)
Thilo Wagner (piano)
Thomas Stabenow (double bass)
Jörg Teichert (banjo)
Matthew 'The Cat' Bookert (sousaphone)
Trevor Richards (drums)

Tracklist "Play Hot Five & Hot Seven Vol. 2 Live In Concert":

  1. Knee Drops
  2. 12th Street Rag
  3. Oriental Strut
  4. Basin Street Blues
  5. Fireworks
  6. Skit Da De Dat
  7. I´m Gonna Gitcha
  8. Wild Man Blues
  9. Irish Black Bottom
  10. Willie The Weeper
  11. Jazz Lips
  12. Heebie Jeebies
  13. Hotter Than That
  14. Sweet Little Papa
  15. Gully Low Blues
  16. Monday Date

Gesamtspielzeit: 67:20, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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