Wenn der Verfasser dieser Zeilen ehrlich ist, dann war und ist er eigentlich gar nicht so wild auf Live-Aufnahmen seiner Lieblings-Bands. Denn die wollte er nach dem ausführlichen Genuss der Studioalben viel lieber immer direkt live vor der Bühne erleben. Und wie ich bereits erwähnt hatte, ist das auch heute noch so … von Ausnahmen abgesehen, denn die bestätigen wie immer die Regel. Zu der deutschen Band Space Debris gehören Live-Mitschnitte einfach genauso dazu, wie deren unglaubliche Spielfreude und Improvisations-Leidenschaft, die die Band so stark ausmachen bzw. charakterisieren. Und das Schöne daran ist, dass diese Gruppe nie langweilig wird, was natürlich in erster Linie für die Qualität der einzelnen Musiker spricht. Es gibt meines Wissens eigentlich nur ein einziges immer wiederkehrendes Thema (nämlich den "…Mountain…" in sehr vielen Varianten) und selbst jenes wird immer wieder so vielseitig interpretiert, dass allerbeste Unterhaltung garantiert ist.
"Rebirth" nimmt den geneigten Hörer bereits mit auf wunderschöne Gitarrenfahrten, die, mit sehr viel Feeling und Melodien versehen, dazu malerisch unterlegt von den kraftvollen Drums sowie den in dieser Nummer eher begleitenden Keyboards sowie Bass, die optimale Eröffnung des Konzerts darstellen. Direkter Übergang zu "To The Land Of Ladys", bei dem Tommy Gorny mit mal harten, dann wieder funkigen Gitarren-Riffs die ersten Weichen stellt. Im weiteren Verlauf übernehmen auch mal die Tasten, bevor es dann zu einem kleinen Duell mit der Gitarre kommt. Diese wechselt anschließend wieder das Thema und führt uns in einen ganz anderen 'Film'. Der bereits weiter oben erwähnte 'Berg' wurde bei diesem Auftritt vom 19. Mai 2012 mit dem (passenden) Titel "Freak Mountain" gebracht. Unglaublich powervoll waren die vier Jungs hier zugange und nahmen bzw. nehmen die Fans mit in luftigere Höhen.
Wie nicht anders zu erwarten war, verfügte Space Debris auch bei diesem Konzert über die herrliche Gabe, den Zuschauer (bzw. jetzigen Genießer der CD) sowohl wild rocken, als ihn auch in herrliche Melodiebögen fallen zu lassen – und all das meist in ein und demselben Song. In diesem Review jetzt auf jeden einzelnen Track einzugehen, würde den Rahmen sprengen. Ich darf jedoch versichern, dass jede einzelne der sieben Nummern ein kleiner Trip ist, eine Reise, auf die sich der Hörer mit Vorfreude und ohne Angst einlassen kann, nicht mehr zurück zu kommen. Die vier Musiker beginnen jeweils sehr sorgfältig den Bogen zu spannen, bevor sie den Pfeil in all seiner Pracht fliegen lassen, bis sich dieser dann ganz sanft wieder dem sicheren Erdboden annähert und schließlich auch behutsam landet. Sicherlich hatten Christian Jäger und Tommy Gorny zum Zeitpunkt dieser Aufnahmen bereits einige Jahre in der Band 'auf dem Buckel', aber sowohl Mitja Besen als auch Winnie Rimbach-Sator (der unter anderem auf "Sad Wings Of Bavaria" super spielt!) waren damals noch gar nicht mal so lange mit dabei. Und dafür spielte das Quartett sowohl unglaublich inspiriert, als auch souverän zusammen.
Ein weiterer sehr starker Auftritt der Band aus dem Odenwald (und Umgebung). Wer also Bock auf richtig starke und nie langweilig werdende Instrumental-Jams aus der Richtung des Oberbegriffs Krautrock hat, der sollte hier zuschlagen. Aber auch alle, die bisher eher Berührungsängste mit Musik ohne Gesang hatten, sollten Space Debris dringendst einmal anchecken.
Alle Daumen nach oben!
Line-up Space Debris:
Christian Jäger (drums)
Tommy Gorny (guitar)
Winnie Rimbach-Sator (keyboards)
Mitja Besen (bass)
Tracklist "Archive Volume 5 – Freak Valley Festival, 19 May 2012":
- Rebirth (9:40)
- To The Land Of Ladys (12:30)
- Freak Mountain (11:15)
- Sad Wings Of Bavaria (6:57)
- Strange Gravitation (7:33)
- A Light At The End (8:10)
- Into The No-Stoner-Area (7:46)
Gesamtspielzeit: 63:55, Erscheinungsjahr: 2019 (2012)
Neueste Kommentare