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Space Debris / Back To Universe – Archive Volume 4 – CD-Review

Space Debris - Back To Universe - CD-Review

Wie wir bereits im Oktober diesen Jahres vermeldet hatten, dürfen sich alle Kraut-, Jam- sowie Space Debris-Freunde noch in 2017 auf gleich drei Veröffentlichungen dieser Band freuen. Den Anfang macht die Scheibe "Back To Universe", die Teil 4 der Archiv-Serie der Band darstellt. Am weitesten zurück geht es hier mit vier Stücken in der Besetzung Christian Jäger, Tommy Gorny und Tom Kunkel, die aus den Jahren 2004 sowie 2005 stammen. Also in etwa zu der Zeit, in der mit "Kraut-Lok" die zweite Scheibe der Band entstand. Und tatsächlich haben wir es hier teilweise mit Outtakes von der genannten Platte zu tun. Aber wenn das Wort Outtakes im Allgemeinen eher negativ oder übersetzt mit 'Nur für Fans!' behaftet ist, so braucht man sich hinsichtlich der sechs hier enthaltenen Stücke der deutschen Jam’n’Kraut-Rocker überhaupt keine Sorgen zu machen. Für Songs, auf die von Space Debris für ein Album verzichtet wurde, würden andere Bands wer weiß was tun, damit sie sie in petto haben könnten.

Das neueste Hör-Abenteuer des einstigen Trios und heutigen Quartetts startet mit dem Titelsong und einem mächtigen Hammond-Sound. Dieses von Tom Kunkel gespielte Instrument dominiert dann tatsächlich auch fast die komplette, fast zwanzigminütige Spielzeit dieser Nummer. Die Drums machen – je nach Situation – ebenfalls mächtig Alarm oder halten sich eben auch mal vornehm, mit ganz viel Feeling gespielt, zurück. Der zusätzliche Reiz sind dann Tommy Gornys Solo-Ausflüge auf der Sechssaitigen, die bei diesem Stück der Orgel quantitativ aber etwas nachstehen. Das kommt megagut und könnte glatt aus einer lange vergangenen Zeit um etwa 1970 stammen, als Bands wie Deep Purple, Beggar’s Opera, Iron Butterfly und wie sie alle hießen noch sehr viel Wert auf die schiere Vehemenz der Tasten legten. "Second Sight (Part II)" ist – wie der Name es schon sagt – der zweite Teil des auf "Kraut Lok" veröffentlichten Songs und soundmäßig ebenso ausgerichtet, wie sein Vorgänger. Außer vielleicht, dass die Hammond hier nicht ganz so bestimmend ist.

"Schwachbach" (auf die Suche nach der genauen Bedeutung des Titels darf sich jeder gerne selbst begeben) aus dem Jahr 2005 hat durchaus klassische Einflüsse und ist – soviel darf ich verraten – zum Teil auch als Hommage an den altehrwürdigen Johann Sebastian Bach zu verstehen. Eine richtig coole Fusion aus Klassik und Rock, wie man sie als Konzept auch schon von Deep Purples "Concerto For Group And Orchestra" (um nur mal ein Beispiel zu nennen) kennt. Feine Sache, sehr variabel, teilweise aufwühlend dramatisch und – wie immer bei Space Debris – musikalisch sehr überzeugend dargeboten. "Discordant Pompeij Mainstreamkiller" (WAS für ein Titel!) beginnt so, wie auch einige Parts des Titelsongs klingen, sehr psychedelisch und spacig. Dass diese Musik meilenweit weg von kommerzieller Mucke ist, versteht sich von selbst und war bei den Süd(west)deutschen ja noch nie wirklich anders. Soviel zu den von der Ur-Besetzung Kunkel/Jäger/Gorny eingespielten Tracks.

Mit "Kaleido Scoop" findet sich dann die erste Nummer der Besetzung Jäger/Gorny/Rimbach-Sator/Besen wieder, aufgenommen im Jahr 2012. Das Stück beginnt in getragener Stimmung mit einem Keyboard-Teppich und gezupfter Gitarre, bis auch der Bass und das Schlagzeug ins Geschehen eingreifen. Auch hier wird durch leichte Jazz/Fusion-Einflüsse wieder für sehr viel Abwechslung gesorgt. Bei dem einzigen Live-Stück des Albums handelt es sich um eine weitere Version bzw. Variation des "Mountain"- Themas, dieses Mal aus dem Jahr 2014… und was für eine Version! Hier fährt Winnie Rimbach-Sator einen höllengeilen Orgel-Sound auf, über den Gorny dann seine Gitarren-Improvisationen legt. Eine meiner absoluten Lieblings-Versionen dieses Songs. Alle vier Musiker sind hier in Hochform und speziell Mitja Besens druckvoller Bass trägt dazu bei, dass diese 16 Minuten eine absolute Granate sind.

Es scheint fast so als könnte Space Debris gar nicht anders, da auch "Back To Universe" wieder mal ein richtig starkes Album geworden ist. Sicherlich hat jeder so seine Lieblings-Phase in der Vita der Band, was aber keiner der bisherigen Besetzungen ihre Berechtigung nehmen kann. Und außerdem dürfen wir uns ja noch auf die erweiterten Neuauflagen der ersten beiden Alben "Krautrock Sessions 1994 – 2004" sowie "Kraut Lok" freuen, die in Kürze erscheinen werden.


Line-up Space Debris:

Tommy Gorny (guitars)
Christian Jäger (Ludwig drums)
Tom Kunkel (Hammond organ – #1-3,6)
Winnie Rimbach-Sator (keyboards – 4,5)
Mitja Besen (bass – #4,5)

Tracklist "Back To Universe":

  1. Back To Universe (19:40)
  2. Second Sight [Part II] (6:19)
  3. Discordant Pompeij Mainstreamkiller (6:31)
  4. Kaleido Scoop (9:16)
  5. Psycho Monstermountain (16:05)
  6. Schwachbach (8:18)

Gesamtspielzeit: 66:23, Erscheinungsjahr: 2017 (2004 – 2014)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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