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Space Debris / Into The Sun – Live At Herzberg Festival 2006 – 2LP-Review

Space Debris - "Into The Sun - Live At Herzberg Festival 2006" - Doppel-Vinyl-Review

Die Erfolgsgeschichte der deutschen Jam- und Krautrocker von Space Debris ist schon beachtlich, wenn man sich die Anzahl der Outputs seit den frühen 2000ern sowie die durchgängige hohe Qualität mal so vor Augen führt. Nachdem von Beginn an Christian Jäger (drums) sowie Tommy Gorny (guitars) durchgängig aktiv waren und sind, kam es zwischendurch immer wieder mal zu Line-up-Wechseln, während der aktuelle Keyboarder Winnie Rimbach-Sator mittlerweile auch bereits seit 2008 mit an Bord ist. Wenn man von dem klassischen Original-Line-up spricht, dann ist jedoch neben den bereits erwähnten Jäger und Gorny vom dem Trio mit dem Tastenmann Tom Kunkel die Rede. Und genau diese Formation spielte im Jahr 2006 zum ersten Mal auf dem in Insider-Kreisen schon lange legendären Burg Herzberg-Festival. Der Auftritt wurde damals gefilmt und erschien seinerzeit auf DVD sowie CD. Da sowohl die Bandmitglieder, als auch viele ihrer Fans echte Vinyl-Liebhaber sind, kam "Into The Sun …" vor wenigen Wochen (und zum 15-jährigen Geburtstag) auch noch einmal als Doppel-Vinyl auf den Markt.

Überraschenderweise war an diesem Abend nicht das bis heute in jedem Konzert (aber immer abweichenden Variationen) unverzichtbare und sich hier 'lediglich' über siebeneinhalb Minuten streckende "Mountain" das Herzstück, sondern das mit knapp zwanzig Minuten eine komplette Vinylseite füllende "Whales", das ebenfalls für viele Jahre im Live-Set blieb. Aber um erstmal bei "Mountain" zu bleiben, überzeugt auch diese kürzere Version durch das wie immer bärenstarke Anfangsriff und die ungezügelte Spielfreude aller Beteiligten. Wie immer grandios und diesmal so kompakt, dass man die Nummer bedenkenlos auf einem Sampler platzieren kann. "Electric Friends" (vom Studioalbum Kraut Lok) strömt dagegen stellenweise fast bedrohlich und dick wie frisch austretendes Lava aus den Boxen, aber Space Debris wären nicht Space Debris, wenn sie nicht auch diesem Stück spielerisch soviele Nuancen hinzufügen würden, dass man sich auf einen ausgedehnten Trip durchs Kopfkino mit vielen Höhen und Tiefen begeben kann.

Fast genauso lang wurde das eröffnende "Into The Sun" zelebriert. Beginnend mit einem coolen Gitarrenriff gesellen sich bereits sehr bald die Orgel und das Schlagzeug hinzu und dann heißt es 'Ab dafür!'. Hammond und Gitarre werfen sich die Solo-Bälle gegenseitig zu und über die gesamten 18 Minuten wird immer wieder gekonnt zwischen heftig-rockenden sowie einfühlsam-zarten Parts gewechselt. Da kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf, vielmehr schaffen es die drei Musiker die Spannung über die gesamte Laufzeit zu halten. Tommy Gorny singt seine Gitarrensoli stellenweise sogar (wortlos) mit. Nicht nur hier, sondern insgesamt gesehen klingt bei der Orgel immer wieder mal ein Stückchen Jon Lord und bei der Gitarre eine Prise Jimi Hendrix auf. Nicht gerade die schlechtesten Referenzen, sollte man meinen und ihre eigene Identität erielt sich Space Debris sowieso, da die Musiker viel zu klug und eigenständig waren, um als Plagiat irgendeines anderen Acts rüberzukommen.

Das bereits angesprochene "Whales" sowie das den Abschluss des eigentlichen Sets bildende "Lorna’s Vibrator" (letztgenanntes vom Debütalbum Krautrock Sessions 1994 – 2001) sind zwei weitere fabelhafte Longtracks, auf die ich gar nicht mehr genauer eingehen muss, da sie alle bereits angesprochenen Qualitäten noch einmal auf den Punkt bringen. Nur noch soviel: Bei "Whales" hat Tom Kunkel an seiner Hammond einen ausgiebigen Solo-Spot, aber natürlich gab es auch immer jede Menge Raum für Gornys Gitarre sowie Jägers Drums, um sich jeweils so richtig auf ihren Instrumenten auszuleben. Dass die Band nach einem solch sowohl emotional als auch musikalisch intensiven Gig ausgepowert war, dürfte nicht weiter verwundern. Dennoch kam sie für eine vom Publikum frenetisch geforderte Zugabe zurück und legte noch einmal alles in das knapp fünfminütige "Jam Bang", einen fetzige Rocker, rein. Dann war allerdings – und zwar hochverdient! – Feierabend.

Zum einen gibt es diese großartigen Aufnahmen also erstmalig auf Vinyl und zum anderen wurde dafür auch der damals von Tom Kunkel kreierte Original-Entwurf für das Cover verwendet. Somit eine durchaus lohnenswerte Angelegenheit, selbst wenn man die CD und/oder DVD bereits im Schrank stehen hat. Und was geht schon über herrlich gut klingendes Vinyl? Somit reiht sich auch diese neue Ausgabe von "Into The Sun – Live At Herzberg Festival 2006" in die bereits exitsierenden vielen dicken Tipps bezüglich der Band Space Debris.


Line-up Space Debris:

Tom Kunkel (Hammond organ, keyboards)
Tommy Gorny (guitar, voice)
Christian Jäger (Ludwig drums)

Tracklist "Into The Sun…":

Side 1:

  1. Into The Sun (18:10)

Side 2:

  1. Mountain (7:29)
  2. Electric Friends (14:32)

Side 3:

  1. Whales (18:26)

Side 4:

  1. Lorna’s Vibrator (16:15)
  2. Jam Bang (4:51)

Gesamtspielzeit: 18:10 (Side 1), 22:04 (Side 2), 18:28 (Side 3), 21:09 (Side 4), Erscheinungsjahr: 2021 (2006)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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