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Space Debris / Krautrock Sessions 1994 – 2001 – LP-Review

Space Debris - Krautrock Sessions 1994 - 2001 - LP-Review

Die Band Space Debris gab es ja bereits, als es sie noch gar nicht gab. Oder so ähnlich… Aber Spaß beiseite, denn was einst in der ersten Hälfte der neunziger Jahre von Tom Kunkel und Christian Jäger als Projekt ins Leben gerufen wurde, entwickelte sich spätestens ab dem Einstieg des Gitarristen Tommy Gorny im Jahr 1997 zu einer echten Band. Und die ist, abgesehen von einer kurzen Pause, nach wie vor aktiv sowie auch produktiv. Nachdem in diesem Jahr bereits das letzte offizielle Studioalbum Behind The Gate erschienen war sowie mit Back To Universe ein (diesjähriger) erster Blick in die Vergangenheit geworfen wurde, erblicken nun mit "Krautrock Sessions 1994 – 2001" sowie "Kraut Lok" die ersten beiden – bereits seit einigen Jahren nicht mehr erhältlichen – Alben der Südwestdeutschen noch einmal das Licht der Welt. Als Bonus obendrauf gibt es drei bisher nicht veröffentlichte Tracks sowie länger ausgespielte Songs, die in der Original-Ausgabe aus technischen Gründen etwas gekürzt werden mussten.

Bevor sich die drei Musiker Kunkel/Gorny/Jäger einig waren, die optimale Besetzung für Space Debris gefunden zu haben, waren aber natürlich noch andere Musiker mit an Bord, von denen Uwe Moldrzyk (Bass) quantitativ am häufigsten vertreten ist. Auf der ersten Seite überzeugen vor allem die zwei langen Stücke "Long Distance Voyager" sowie "Green Skies", wovon das Erstgenannte ein absoluter Killer mit spacigen Effekten und Soundspielereien ist. Die Spielfreude ist ungebremst, die Ideen sprudeln nur so aus den Köpfen bzw. Händen der Musiker und man kann auch ohne irgendwelche Zusatzstoffe zur Musik abheben sowie sich mit der Combo auf eine Reise in ferne Galaxien und wieder zurück begeben. Das ist so stark, dass die beiden kürzeren Stücke "Mo-Jo-Me" sowie "Nuff & Nummer" lediglich als willkommene Ergänzungen zu den eigentlichen Großtaten begrüßt werden.

Das sehr gute "Schwachbach" kennen wir ja bereits von "Back To Universe", wobei das weitere Highlight der zweiten Seite das über 16-minütige "We Were At The Moon Before You Were At The Moon" ist, das einmal mehr durch sehr gute Ideen, eine grundsolide Dynamik sowie dem ständigen Wechselspiel der drei Instrumente lebt. So etwas kann man nicht lernen, solche Stücke können nur dann entstehen, wenn die exakt richtigen Musiker zur exakt richtigen Zeit zusammengefunden haben, um kreativ zu sein. "Lorna’s Vibrator (long version)" hat etwas Futuristisches und könnte ohne weiteres auch als Soundtrack, oder der Refrain gar als Erkennungsmelodie für eine Sci-Fi-Serie Verwendung finden. Erstaunlich ist, dass die einzelnen Stücke trotz wechselnder Musiker keine Qulitätseinbußen zu verzeichnen haben.

Ausnahmestellungen, da mit Gesang versehen, haben die Titel "Big Baby’s Birthday" sowie "Miranda". Bei Ersterem übernahm Tom Kunkel die Position vor dem Mikro und lieferte einen verdammt guten Job ab. Eine relativ straighte, sich tempomäßig zurückhaltende Nummer mit gewissem Blues-Feeling, zu der die Vocals sehr gut passen. Für "Miranda" war der Gast Sven Köthe am Start und hier haben wir es mit einem echten (Hard-) Rocker zu tun. Aber selbst wenn man zunächst staunt, so freut man sich bereits sehr schnell über diesen neuen Farbtupfer in der Space Debris-Geschichte. Auch wenn ich es nie bezweifelt hätte: Schnell gespielte Rock-Songs hat die Band also ebenfalls auf dem Kasten. Wie u. a. "Gaspra 951" zeigt, hatte es die Combo bereits sehr früh drauf, auch jazzige sowie soulige Einflüsse in ihren Tracks unterzubringen, was sich ja bis zum heutigen Tag nicht geändert hat. Nach dem über zehnminütigen "Daydream", dem ältesten und einzigen ohne Tommy Gorny vertretenen Stück, folgt zum Abschluss noch der dritte Bonus Track "Mynona".

"Krautrock Sessions 1994 – 2001" kommt neben der bockstarken Musik als wunderschöne 140 Gramm schwere Doppel-LP mit großartigem Klang daher. Aufgeklappt findet man Fotos aus der damaligen Zeit, den Original-Text zur Veröffentlichung im Jahr 2002 und dazu einen zum 15-jährigen Jubiläum (beide von Christian Jäger). Außerdem dann noch die Angabe der jeweilig an den einzelnen Songs beteiligten Musiker. Also auch an dieser Stelle alles, was man sich so wünscht und braucht. So, und jetzt freue ich mich schon auf den Nachfolger "Kraut Lok", den wir euch in Kürze ebenfalls in diesem Theater vorstellen werden.


Line-up Space Debris:

Tom Kunkel (Hammond organ, synthesizer – #C-3, vocals – #C-3)
Christian Jäger (Ludwig drums, percussion, Trixon drums – #A-3,#C-5)
Tommy Gorny (guitars)

With:
Eric Bläß (guitars – #C-3,#D-2)
Uwe Moldrzyk (wah-wah guitar – #A-1, bass – #A-1-3,#C-4,#C-5)
Jochen Meister (guitar – #A-3,#C-5,#D-1)
Rainer Kühnel (bass – #C-3)
Sven Köthe (vocals – #C-4)
Thomas Schütz (bass – #D-1)

Tracklist "Krautrock Sessions 1994 – 2001":

Side 1:

  1. Long Distance Voyager (9:22)
  2. Green Skies (8:25)
  3. Mo-Jo-Me (2:58)
  4. Nuff & Nummer (3:11)

Side 2:

  1. We Were At The Moon Before You Were At The Moon (16:12)
  2. Lorna’s Vibrator [short version] (1:07)
  3. Schwachbach [Deluxe Bonus] (8:18)

Side 3:

  1. Lorna’s Vibrator [long version] (2:48)
  2. Phobos Was Here (11:14)
  3. Big Baby’s Birthday (6:54)
  4. Miranda (2:28)
  5. Mo-Jo-Me III [Deluxe Bonus] (1:32)

Side 4:

  1. Gaspra 951 (8:25)
  2. Daydream (10:40)
  3. Mynona [Deluxe Bonus] (4:04)

Gesamtspielzeit: 24:02 (Side 1), 25:41 (Side 2), 25:04 (Side 3), 23:13 (Side 4), Erscheinungsjahr: 2017 (2002)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

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