Nach der Neuauflage ihres davor lange vergriffenen Albums Three und einer auf das Ende dieses Jahres kommenden neuen Albums reichlich Appetit machenden Split-Single mit Paisley Tree legt die deutsche Jam- und Krautrock-Institution Space Debris mit der mir nun vorliegenden DVD sogar noch einen drauf. Bereits vor ein paar Monaten erschienen, ist hier das Konzert der Band auf dem Herzberg Festival aus dem Jahr 2015 festgehalten. Stattgefunden hatte der Auftritt – übrigens noch mit dem mittlerweile ausgestiegenen Bassisten Mitja Besen – am 31. Juli, abends um halb elf. Klasse, denn dadurch bzw. durch die Light Show kommen die einzelnen Stücke, die ganze Atmosphäre und auch die Stimmungen noch besser rüber, als wenn es sich hier um eine Show am Nachmittag gehandelt hätte.
Und Space Debris präsentierte sich in dieser Sommernacht wie gewohnt von seiner besten Seite. Gut aufgelegt rocken und jammen sich die vier Musiker durch fünf lange Tracks zwischen 12:41 und 21:50 Minuten, die es in sich haben. Über die Qualität der Musiker hier noch einmal ausufernd zu berichten, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Jedes einzelne Mitglied ist ein Unikum an seinem Instrument, das auch Vergleiche hinsichtlich seiner Spieltechnik schon lange nicht mehr scheuen muss. Federführend bezüglich der Melodien und Soli sind auch hier wieder der Gitarrist Tommy Gorny und der Tastenmann Winnie Rimbach-Sator, die einmal mehr so ziemlich alles aus ihren Instrumenten heraus holen. Aber selbstredend wurde auch genügend Platz für Alleingänge der Herren Christian Jäger an den Drums und Mitja Besen am Bass eingeräumt. Ein wahrer Genuss, wie die jeweiligen Stücke immer wieder harmonisch verhalten beginnen, sich höher und höher schaukeln, dann in Soli explodieren, sich fast verlieren, um dann doch wieder zum Ursprung zurück zu finden. Die Kunst am freien Improvisieren lebt immer auch sehr stark von der Qualität der agierenden Musiker – und die kann sich hier mehr als sehen lassen.
Das immer wiederkehrende Thema bei Space Debris ist "The Mountain" und die auf dem Herzberg Festival gespielte Version trägt – was läge näher? – dann auch den Titel "Heartmountain". Ein knapp 22 Minuten andauerndes Feuerwerk an Gefühls- und Stimmungs-Achterbahnen, während denen kein Fan des Jam Rock zu kurz kommen dürfte. Gefilmt wurde dieser Gig mit lediglich zwei Kameras, was allerdings viel Ruhe und Feeling in den Film bringt. Dazu kommen immer wieder mal psychedelische Animationen, die den Streifen noch zusätzlich auflockern. Klasse Konzert, klasse DVD!
Einen sehr starken Gegenwert fürs Geld bekommt der Käufer dann durch eine zusätzliche DVD, die Aufnahmen eines Konzertes aus dem Jahr 2013 aus dem Kloster im schwäbischen Weil der Stadt enthält. Nach der relativ großen Kulisse beim Herzberg Festival haben wir es hier mit einem eher kleinen, gemütlichen Club unweit von Stuttgart zu tun. Die Musik von Space Debris funktioniert aber auch in einem solchen Ambiente, sodass man nochmal eine knappe Stunde und vier weitere Nummern geboten bekommt. Interessanterweise war hier der aktuelle Bassist Janni Schmitt am Start, der an diesem Abend den erkrankten Mitja Besen vertrat. Und dies in einer Art und Weise, dass man sich bereits auf die kommenden Konzerte der Band freuen darf. Schmitt spielt anders als sein Vorgänger, was dem Ganzen natürlich nochmal einen neuen, frischen Anstrich verpasst. Das immer wiederkehrende Berg-Thema ist natürlich auch hier in Form von "First Mountain" vertreten.
Space Debris ist eine Instrumental-Band, allerdings eine, die es mit sehr geilen Melodien und Improvisationen immer wieder versteht, den Kraut- oder Jam-Freund in ihren Bann zu ziehen. Kultstatus bzw. einen großen Namen in der Szene hat sich die Combo aufgrund ihrer Qualität schon lange erarbeitet, was sie sich auch redlich verdient hat. Mit "Live At Herzberg Festival 2015" hat das Quartett nun ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt und mit Spannung darf bereits auf das kommende Studioalbum gewartet werden.
Wer auf diese Musikrichtung steht, der kann hier jede Menge Spaß haben und mit einem Kauf nullkommanix falsch machen!
Line-up Space Debris DVD 1:
Christian Jäger (drums)
Tommy Gorny (guitar)
Winnie Rimbach-Sator (keyboards)
Mitja Besen (bass)
Line-up Space Debris DVD 2:
Christian Jäger (drums)
Tommy Gorny (guitar)
Winnie Rimbach-Sator (keyboards)
Janni Schmitt (bass)
Tracklist "Live At Herzberg Festival 2015":
- Comin' Home (13:55)
- Black Orbit (16:12)
- Heartmountain (21:50)
- Tribal Night (13:14)
- Into The Moon (12:41)
Tracklist "Live At Kloster Weil der Stadt 2013":
- NRG (3:55)
- Planet Soup (18:35)
- First Mountain (18:45)
- Jawimeto (17:05)
Gesamtspielzeit: 78:00 (DVD 1), 58:00 (DVD 2), Erscheinungsjahr: 2016 (2015, 2013)
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