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Space Debris / "Menhir – Archive Volume 7" – CD & Vinyl-Review

Space Debris - "Menhir - Archive Volume 7" - CD & Vinyl-Review

»Oha, was ist denn da passiert??«, war mein erster Gedanke, als mir das neue Album der deutschen Jam’n’Kraut-Rocker aus dem Odenwald (und Umgebung) vorlag und mein Blick beim Betrachten des sehr coolen Covers (von dem Künstler Manuel Lambertz aka VonBertz exklusiv für diese Scheibe kreiert) auf das Line-up fiel. Ein Space Debris-Album ohne den Tastenmann Winnie Rimbach-Sator? Auf Rückfrage stellte Christian Jäger jedoch klar, dass Rimbach-Sator definitiv weiterhin in der Band ist und das Line-up lediglich erweitert wurde. "Menhir" heißt das neue Werk, das sowohl aus Live- wie auch aus Studioaufnahmen besteht. Dabei sind auf dem super klingenden Einfach-Vinyl lediglich die zwei langen Livetracks in Form des Titelstücks sowie "Imaginary Planet" enthalten, während auf der CD sowie beim Download auch die zusätzlichen vier Studio-Songs zu finden sind.

Beginnen wir doch direkt mal mit den Live-Stücken und der ersten Überraschung in Form der Hinzunahme einer Flöte, die von dem hier mit der Band spielenden Keyboarder Thomas Hinkel mit eingebracht wurde. Alleine dieses zusätzliche Instrument steuert natürlich eine neue Klangfarbe hinzu und vergrößert die eh schon riesige Spielwiese des Quartetts. Davon abgesehen, dass sich die Tastenarbeit von Hinkel natürlich von der Rimbach-Sators unterscheidet, ist die eigentlich schon einzigartige Arbeit bzw. der Stil von Space Debris nach wie vor jederzeit am Start, was natürlich auch für den zweiten Longtrack, "Imaginary Planet", gilt. Freie Improvisation von sich geradezu blind verstehenden Musikern … Jägers kraftvoll groovende Drums, Tommy Gornys führende und – ob härter rockende oder mit sehr viel Feeling gebrachte – immer melodiöse Gitarre und schließlich Janni Schmidts bauchiger sowie rhythmisch hervorragend eingestellter Bass und schließlich Hinkels Keyboards, die zeitweise mit breitem Orgelteppich, zeitweise mit funkigen Einlagen (auf die auch die anderen drei Musiker einsteigen) aufwarten können, machen den Sound der Band auf dieser neuen Produktion aus.

Auf den vier im Studio eingespielten Tracks ist Veronika Frisch an den dicken Saiten am Start. Und auch hier reißt bereits die erste Nummer "Meloncola" mit. Zunächst – wie ein schlafender Riese – noch sehr bedächtig beginnend, nimmt das Stück nach etwa zwei Minuten Fahrt auf und gewährt dem Bass einen gebührenden Platz im Scheinwerferlicht. Dann übernimmt die Gitarre, bis die Drums sich in einen wahren Rausch steigern … der emotionale Höhepunkt ist überschritten und es wird wieder etwas ruhiger, während die Gitarre mit einer traurigen Melodie zu trösten versucht. Eine Nummer, die den Hörer in Wallung bringt, die eine komplette (aufwühlende) Geschichte erzählt. Welche das ist, wird bei jedem anders sein, aber definitiv ist es eine, auf der man was erlebt. Wow, erstmal durchatmen … und zwar mit dem perkussiven und psychedelisch/spacig angehauchten "Natural Rave", das eine nicht weniger gelungene Reise darstellt.

Der Rahmen dieses Reviews soll nicht gesprengt werden, selbst wenn mit "Under The Hill" und "Synchronicity" (bei dem die Flöte wieder zum Einsatz kommt) zwei weitere Hochkaräter am Start sind. Während der erstgenannte Titel der Favorit des Rezensenten auf dieser Platte ist, packt Space Debris den Hörer bei dem sehr spacigen "Synchronicity" derart, dass die Fußwippe nicht mehr still stehen kann. Erneut Respekt an diese Band, deren ungebändigte Kreativität offensichtlich nicht zu versiegen scheint.

Abschließend darf ich zweifelsfrei festhalten, dass Space Debris auch mit "Menhir – Archive Volume 7" wieder ein sehr starkes Album vorgelegt hat. Die Geschmäcker sind verschieden und da darf sich jeder seine eigene Meinung bilden, dem Verfasser dieser Zeilen haben hier vor allem die Studiotracks besonders gut gefallen. Wer diese Band bzw. dieses Genre auch nur ansatzweise mag, kann mit dieser Scheibe nullkommanull falsch machen.


Line-up Space Debris:

Christian Jäger (Trixon drums ’62, Ludwig drums ’69)
Tommy Gorny (Fender Strat, Hughes & Kettner Triamp)
Veronika Frisch (Human Base JBX-tra bass – #3-6)
Janni Schmidt (Fender Precision bass – #1,2)
Thomas Hinkel (flute, TC Voice 3, Yamaha organ & e-piano, Korg Miniloque)

Tracklist "Menhir – Archive Volume 7":

  1. Menhir (18:55)
  2. Imaginary Planet (17:52)
  3. Meloncola (11:28) [cd and download only]
  4. Natural Rave (9:21) [cd and download only]
  5. Under The Hill (8:23) [cd and download only]
  6. Synchronicity (13:11) [cd and download only]

Gesamtspielzeit: 36:47 (LP), 79:26 (CD), Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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