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Spacemob / Spacemob – LP-Review

Über Spacemob erfahren wir in der Pressemitteilung unter anderem: »[…] Seit 2020 dringt Spacemob bis in die sternenstaubigsten Ecken des Musikuniversums vor und fusioniert Fusion mit Krautrock. Wir sind eine Improvisationsband, in der verschiedene Musikgenres zusammengefunden haben. Spacemob aus Düsseldorf, improvisiert immer und durch die unterschiedlichen musikalischen Vergangenheiten entsteht eine Melange aus versch. Genres, die zwischen Rock, Blues und Funk, meandrieren, zu Noise und Freejazz mutieren um wieder tonal einen neuen Weg zu finden. Spacemob lotet das Intuitive mit dem Improvisatorischen aus. Kontrollierte Trance ermöglicht es neue akustische Freiräume wahrzunehmen und ohne weitere Bewertung diese zu erspielen. […] Join the Mob! […]«
Spacemobs "Spacemob" »[…] erschien Anfang April 2023 auf Vinyl. […]«

Auf Seite A der vorliegenden Vinyl-Platte legt Spacemob gleich mit dem zweitlängsten Song des Albums "Spacemob" los. Na ja, loslegen ist jetzt etwas übertrieben, denn zu Beginn von "Gravitationswelle" können wir uns quasi fast verträumt in ein daunenweiches Kopfkissen fallen lassen. Nur ab und an wird man ganz leicht aus dem Nebel der Illusionen bis fast an die Grenze zur Realität gezogen, denn phasenweise entwickeln sich keine dynamische Spitzen. Sanft-rhythmische Becken-Berührungen von Schlagzeuger Josua Dunst lassen den Track ausklingen. "Gravitationswelle" ist eine Album-Eröffnung der entspannten Improvisations-Art.

Nach der gerade genannten Nummer widmen wir uns doch gleich dem längsten Lied und das hört auf den Namen "Sonntagsspaziergang". Eine verführerisch-sphärische Klangwelt rieselt wie kleine Regentropfen auf uns hinab. Bei den flirrenden Klängen, die sich ihren Weg geschmeidig über unsere Ohren ins Gehirn bahnen, sind die Keyboard-Sounds von Mike Jansen auf Melodie gepolt. Drastischer, ja schon dramatischer Szenenwechsel. Mit dem Einsetzen des sich im Free Jazz tummelnden Uwe Juchum–Saxofons zieht ein kräftiger Wind auf, der die soeben erwähnten Regentropfen in Nadelstiche im Gesicht verwandelt. Nur durch ein beruhigendes Intermezzo unterbrochen geht es dann einen verhängnisvoll-steilen Weg abwärts. Free Jazz der besonderen, extremen Sorte. Diese Song-Teile zerren an den Nerven wie zwei Mannschaften bei den Highland-Games, die einen Sieger im Tauziehen ausmachen wollen. Von einem Gleichklang ist die Band meilenweit entfernt. Uwe Juchum versucht durch seine Piano-Akzente fast erfolglos Linie in die chaotische Welt zu bringen. Nach dem ersten "Sonntagsspaziergang" lässt man sich geschafft in den Sessel fallen. Achtung! Herausforderung! Aufgeschlossene Gemüter geben diesem Stück mehrere Chancen, um es zu ergründen und siehe da, "Sonntagsspaziergang" hat etwas von Erhabenheit.

Kaum zwei Minuten: "Ktobymog". Maksim Hartwigs improvisierter Gesang, auch im Scat-Muster, und die dahin geworfenen Worte beziehungsweise Wortfetzen sind ein Zwischenspiel der besonderen Art.
Auch wenn unsere Wangen zunächst von "Pinball" zart gestreichelt werden, entwickelt sich eine ähnliche Stimmung wie bei "Sonntagsspaziergang". Aber eben nur ähnlich. So eine Musik versteht Spacemob unter Funk, der sich mit der Fusion paart. Es fällt schwer, sich der Spacemob-Musik zu entziehen.
"Snaketrip" windet sich, von einer hypnotischen Monotonie angetrieben, durch die Gehörgänge. Das Saxofon von Kai Winter fantasiert wie entgeistert durch die Szenerie und am Ende verschwinden die Töne im Nebel der Stille. Highlight!
"Wurmloch" ist die ultimative Einladung zu einer Reise in den luftleeren Raum. In ihrer Raumkapsel erzeugen Spacemob eine Stimmung der Psychedelic, die, wie könnte es anders sein, eine prägende Band-Handschrift trägt.

Spacemobs "Spacemob" ist eine Herausforderung.
Spacemobs "Spacemob" will erobert werden.
Spacemobs "Spacemob" ist ein Album, das voller Überraschungen ist, auch wenn diese die Uhrzeiger manchmal anscheinend rückwärts laufen lassen.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Spacemob:

Josua Dunst (drums)
Jassin Eghbal (bass)
Uwe Juchum (saxophone, piano, effects)
Jörn Quade (electric guitar)
Mike Jansen (keyboards  – # side B – #1)
Maksim Hartwig (vocals, ktobymog)
Kai Winter (alto saxophone – side A – #2)
Matthias Kaiser (violin – side A – #2)

Tracklist "Spacemob":

Side A:

  1. Gravitationswelle
  2. Pinball
  3. Center
  4. Ktobymog

Side B:

  1. Sonntagsspaziergang
  2. Snaketrip
  3. Wurmloch

Gesamtspielzeit: 23:05 (Side A), 22:31 (Side B), Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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