Okay, erst mal zu den Namensgebern: Spirits Burning ist keine Band im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr ein Musiker-Kollektiv, das von dem amerikanischen Produzenten und Musiker Don Falcone gegründet wurde. Nach dem Debüt "New Worlds By Design" aus dem Jahr 1999 entstanden seither mit ständig wechselnden (und auch immer wieder als 'Wiederholungstätern' auftauchenden) Mitwirkenden über zehn Alben. Und um genauer zu sein, handelt es sich bei dem aktuellen Output "An Alien Heat" bereits um Platte Nummer 14. Michael Moorcock, der für diese Scheibe zum ersten Mal mit dem Kollektiv gearbeitet hat, ist ein englischer Science Fiction-Buchautor, der in den siebziger Jahren und danach unter anderem bereits mit Hawkwind, Blue Öyster Cult sowie Robert Calvert (R.I.P., Ex-Hawkwind) kollaboriert hat. Das Album benennt sich nach einem von Moorcocks Büchern, dessen Geschichte hier in musikalischer Form bearbeitet und umgesetzt wurde.
Die insgesamt 16 Tracks liefern mit einer Spielzeit von stolzen (knapp) 76 Minuten eine relativ gemäßigte oder wenn man so will auch zahme Form des Space Rock ab. Erstaunlich ist die Instrumenten-Vielfalt, die sich allerdings sehr wohltuend auswirkt und für ein gutes Stück an Abwechslung sorgt. Der eigentliche Schwachpunkt an dieser Produktion sind letzten Endes die Vocals (von zugegebenermaßen auch sieben unterschiedlichen Sängern), die nur selten wirklich überzeugen können. Dieser Fakt wird wahrscheinlich auch dem Produzenten nicht ganz entgangen sein, was eventuell zu einem feinen Bonus geführt hat. Aber dazu später mehr. Eine richtig gute Figur vor dem Mikrofon macht Ann Marie Castellano bei ihren (leider zu wenigen) Einsätzen. Die weiteren Protagonisten auf diesem Gebiet können zwar weniger punkten, aber dafür wird mit der Musik wieder einiges gut gemacht.
Die einzelnen Stücke bewegen sich zwar ohne große Schwankungen nahezu komplett im Midtempo-Bereich, empfehlen sich jedoch immer wieder durch toll kreierte Stimmungen und Atmosphären. Hört man sich das Album in Ruhe an, wird man durchaus in dessen so ganz eigenen Kosmos gezogen, in dem man locker verweilen und sich mit auf die Reise nehmen lassen kann. Betrachtet man sich die beteiligten Musiker etwas näher, dann kann man feststellen, dass hier (manchmal ehemalige) Mitglieder von Bands wie Hawkwind (Harvey Bainbridge, Adrian Shaw, Mick Slattery sowie Bridget Wishart), Camper Van Beethoven, Clearlight, The Groundhogs oder auch The Dictators mit am Start waren. Aber wie man im unten aufgeführten Line-up unschwer ersehen kann, waren bei diesem Album von Spirits Burning vor allem Don Falcone und Albert Bouchard die federführenden Personen.
Die jeweiligen Tracks haben offensichtlich das Hauptziel, die hier angepackte Geschichte zu transportieren und erzählen. Leider geht dies jedoch stellenweise zu Lasten des Songwritings, oder anders gesagt: Auch nach mehreren Durchläufen bleibt von den einzelnen Titeln wenig im Ohr hängen. Zugegebenermaßen werden sich die Macher von "An Alien Heat" nun gewiss nicht vorgenommen haben, einen Hit nach dem anderen abzuliefern, aber ein bisschen mehr an Erinnerungs-Potenzial wäre schon wünschenswert gewesen. Ein Thema, das aber natürlich immer auch vom Standpunkt bzw. der Sichtweise des Hörers abhängt. Für mich funktioniert diese Scheibe am besten als Großes Ganzes, auf das man sich etwas intensiver einlassen muss, um in den vollen Genuss zu kommen. Beileibe kein schlechtes Album, wenn der Verfasser dieser Zeilen dann doch lieber die alten Hawkwind– oder neueren Nik Turner-Scheiben bevorzugt.
Und um wieder auf den Gesang bzw. den Bonus zurück zu kommen: Als Zugabe wurde hier sogar noch eine zusätzliche CD beigefügt, die das komplette Album in instrumentaler Form beinhaltet. Ungewöhnlich, aber ein nettes Geschenk an die Liebhaber dieses Stils, das sicher gerne mitgenommen wird.
Line-up Spirits Burning & Michael Moorcock:
Donald 'Buck Dharma' Roeser (lead vocals)
Joe Bouchard (lead vocals)
Ann Marie Castellano (lead vocals)
Jsum Atoms (lead vocals)
Don Fleming (lead vocals)
Andy Shernoff (lead vocals)
Richie Castellano (guitars, vocals)
Mick Slattery (guitars)
Vicente Tiburcio (lead guitars)
Doug Erickson (acoustic, lead & rhythm guitars)
Andy Dalby (guitars, bass)
Greg McKella (guitars)
Don Falcone (piano, organ, keyboards, synthesizers, mellotron, clavinet, samples, e-percussion, background vocals)
Harvey Bainbridge (synthesizers)
Mrs. A. U. (piano, violin, bassoon, vocals)
Cyrille Verdeaux (strings, synth flutes)
Ryan Avery (violins)
Jonathan Segel (violins)
Craig Fry (violins)
Bridget Wishart (bells, english horn, crash cymbals, violins, bassoon)
Craig Shropshire (udu, kanjira)
Dave Willey (accordion)
Lux Vibratus (bass)
Adrian Shaw (bass)
Steve York (bass)
Albert Bouchard (drums, cowbell, shakers, acoustic & electric guitars, banjo, tambourine, bass, piano, synthesizers, lead & background vocals)
Ken Pustelnik (drums)
Jack Gold-Molina (drums)
Paul Sears (acoustic drums)
Monty Oxymoron (conga, shaker, cajon, locomotive, frying pan)
Michael Moorcock (vocals, harmonica)
Tracklist "An Alien Heat" (CD 1 & 2):
- Hothouse Flowers
- Geronimo
- Soiree Of Fire
- In The Future
- Doomed
- Fall In Love
- Any Particular Interest
- Dark Dominion
- Seven Finger Solution
- To Steal A Space Traveller
- Virtue & Mrs. Amelia Underwood
- Learning The Art
- Back To 1896
- Quest For Bromley
- Thank You For The Fog
- Old Friends With New Faces
Gesamtspielzeit: 75:51 (CD 1), 75:55 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2018
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