SpiteFuel gibt es seit 2016. Nach einer Single ("Sleeping With Wolves", 2016) und dem Debüt "Second To None" (2017) kommen die Heilbronner mit ihrem Zweitling "Dreamworld Collapse" ambitioniert daher.
Denn es handelt sich hierbei um eine Konzept-Scheibe, basierend auf einer von Sänger Stefan Zörner entwickelten Science Fiction-Story. Diese ist im Booklet sowohl in Deutsch als auch in Englisch abgedruckt.
Die Handlung spielt im Jahr 8389 in einer dystopischen Zukunft. Die Menschen leben unter einer Glaskuppel und erinnern sich längst nicht mehr an das, was außerhalb liegt. Sphärapolis wird durch eine kleine Elite geleitet, die als einzige noch Wissen von früher hat und dieses diktatorisch für sich behält. Maschinen und auch Menschen folgen ihren Aufgaben, die Stadt zu erhalten. Darunter Maurer Xam, der dafür sorgt, dass die Kuppel intakt bleibt. Bis… eines Tages eine geheimnisvolle weiße Frau (Brilliant White) von außerhalb hereinstürzt…
Natürlich verlangt eine solche Story gewissen Aufwand bei der Umsetzung. "Prologue: 8389 A.D." erinnert ein wenig an Ayreon bzw. Avantasia, wobei SpiteFuel näher an ihren Landsmännern um Tobias Sammet sind, als an den Niederländern um Arjen Lucassen.
Im Gegensatz zu beiden Genannten haben wir es hier mit einer Band zu tun, statt mit einem Projekt mit Gastmusikern und Sängern mit verschiedenen Rollen. Es gibt dennoch weiblichen Gastgesang, Flöte, Piano und mehr, um das musikalische Spektrum zu erweitern.
Außerdem wurden gleich zwei Produzenten gewählt, gerade die ruhigen Stellen wurden dadurch gut umgesetzt, allerdings finde ich, wenn die Musik schneller/metallischer wird, dass es etwas erschlagend wirkt. Vielleicht ist das auch so gewollt, weil modern.
Ebenso habe ich ein wenig meine Probleme mit dem besonders bei den härteren Stellen sleazig wirkenden Gesang von Stefan Zörner. Das schreibe ich wirklich ungern, denn er gibt sich einige Mühe und passt sich den Songs gut an, und vor allem finde ich seine Story klasse.
Diese schauen (hören) wir uns nun mal genauer an:
Zunächst stellt sich der Maurer (brickmaker) Xam vor, dem dann auch der erste Song "Brick By Brick" gewidmet ist. Dieser ist recht flott und eingängig. Ähnlich, stellenweise noch schneller, vielleicht mit noch etwas mehr Ohrwurmcharakter, ist später "Under Fire". Doch SpiteFuel können auch anders.
Beginnend mit "Ouverture", bei dem auf orchestrale Einlagen mit Erzähler (Sprechstimme) kombiniert werden, wird es episch und melodisch bei den beiden "Dreamworld Collapse"-Teilen. Balladeske ruhige Parts treffen auf epische Elemente. Starke Gitarrenharmonien, toller Bombast – ja, so soll es sein bei einem Konzeptalbum, das von einer futuristischen, oberflächlich harmonischen Welt handelt. Die scheinbar heile Welt unter der Glaskuppel lässt sich dabei gut im Kopfkino erzeugen.
Mit "Brilliant White Lies" und "Grave New World" gibt es epische Longtracks, die in mehrere Abschnitte unterteilt sind. Hier wird großes Kino aufgefahren, um darzustellen, wie Xam das Zersplittern seiner bisherigen Vorstellungen der Welt erlebt und diese zu hinterfragen beginnt.
SpiteFuel präsentieren mit "Dreamworld Collapse" ein anspruchsvolles Werk, das vielschichtig angelegt ist, sich musikalisch vielseitig präsentiert und verschiedene Emotionen umsetzt. Damit schwingen sich die Heilbronner auf ihrem Zweitling auf ein hohes Level und bekommen dafür verdientermaßen einige Aufmerksamkeit. Natürlich liegt die Messlatte für eine solche Veröffentlichung sehr hoch (gerade bei mir) – und Respekt, sie schlagen sich überraschend gut, vor allem in Hinblick darauf, dass die Band erst seit 2016 besteht.
Kleinere Kritikpunkte (siehe weiter oben) gibt es schon, doch sollte die Scheibe ausreichen, um einige Hörer in ihren Bann zu ziehen bzw. zu beeindrucken. Dazu sollte man sich allerdings schon darauf einlassen bzw. Konzeptscheiben dieser Art mögen. Wer auf straighten Rock/Metal steht (in diesem Fall empfehle ich als Einstieg Under Fire), dem ist hier zu viel Spielerei drin. Mir wiederum gefällt gerade das daran.
Line-up SpiteFuel:
Stefan Zörner (vocals)
Tobias Eurich (guitar)
Timo Pflüger (guitar)
Matthias Lüönd (bass)
Björn-Philipp Hessenmüller (drums)
Gastmusiker:
Kerstin Fenchel (female vocals)
Carolin Engelhardt (flute)
Michael Fiedler (piano, analog-synthesizer, backing vocals)
Tracklist "Dreamworld Collapse":
- Prologue: 8389 A.D. (1:55)
- Brick By Brick (4:15)
- The Secret (4:23)
- Ouverture: Inside The Sphere (2:09)
- Dreamworld Collapse, Pt. I (4:57)
- Interlude: The Funeral Of Youth (3:11)
- Dreamworld Collapse, Pt. II (7:00)
- Iconic Failure (4:23)
- Under Fire (3:59)
- Brilliant White Lies (10:16)
Pt. I: What We’ve Chosen
Pt. II: The Raging Quiet
Pt. III: Deconstructing A Falling Star - Grave New World (5:31)
Pt. I: They Shall Have Star
Pt. II: Dreamworld Revisited - Epilogue: 8427 A.D. (1:29)
Gesamtspielzeit: 53:58, Erscheinungsjahr: 2018
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