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Spread / Vivi Per Miracolo – CD-Review

Das Quartett Spread kommt aus Bergamo, einer Stadt im Norden Italiens mit einer Vielzahl an bekannten Sportlern beziehungsweise Personen, die in weitesten Sinn mit den Künsten verbunden sind.
Aus dem Informationsblatt zu Spreads drittem Album "Vivi Per Miracolo" geht hervor, dass der Titel so viel heißt wie »[…] being alive by a miracle […]«
Nicht nur der Titel der vorliegenden Platte ist italienisch. Alle Lyrics singt der Frontmann Roberto Longaretti in seiner Heimatsprache.
Vorweg: "Vivi Per Miracolo" ist etwas für die Freigeister unter den Musik-Fans, die so ziemlich keine Grenzen kennen.
Das Coverfoto zeigt zwei Kühe, die auf eine Wasseroberfläche umgezogen sind. Dahinter befindet sich ein Schiff, das eine Fähre sein könnte und den Horizont bilden Berge mit einer am Ufer befindlichen Stadt. Schon die Komposition dieses Bildes gibt Rätsel auf.

Ähnlich verhält es sich mit der Musik. Anschmiegsam rockend beginnt das erste Lied "Trumpolino" und mit diesem Begriff könnte man auch Spreads Output bezeichnen. Auf dem federnden Gerät springt die Combo musikalische Figuren, die man ziemlich schwierig, auch innerhalb eines Songs, in einer Kategorie unterbringen kann. Zu Beginn gibt sich die Formation herrlich melodisch. Das nächste Kleidungsstück übergestreift, rockt man vehement. Roberto Longarettis Stimme wird lauter, bewegt sich in höheren Tonlagen und dann stürzt sich das Quartett ohne ein schlechtes Gewissen zu haben in eine Art klassisches Intermezzo, so ähnlich, wie es die niederländische Band Focus kann. Focus deswegen, weil über die Keybords auch (Quer-) Flötentöne wahrgenommen werden.

Sonne, Strand, Schatten, ein Drink. Mit der Raspel und anderem Percussion-Kleinzubehör bietet man jetzt Schlagerstimmung an. Dann wieder ein atmosphärischer Wechsel. Bei Catarina Valente würde spätestens jetzt der Sonnenhut brennen. Spread wirft wieder ein hart rockendes Teil ins Grill-Feuer und so gesehen ist der Rest der Nummer bis hin zum sich noch steigenden Finale durchaus Alternative Rock.
Zum Vergleich mit den Vorgänger-Scheiben steht im Informationsblatt: »[…] This time there aren’t dark atmospheres, […], but strong moments don’t miss. […]«

Im Untergrund schwelt der kuriose Rock. Darüber singt der Frontmann mit verfremdenden Effekten einerseits höchst eindringlich, anderseits melodiös. Musikalisch wirkt "Koskoosh" verwirrend, irgendwie nicht zum Gesang passend. Dann tauscht man den irren Rock gegen eine progressive Variante aus. Das Nervenkostüm des Hörers ist gefordert.

"CCNNPP" ist dann Drama pur. Betörend-progressiv beginnt diese Nummer. Ein Intermezzo verändert die Stimmung hin zum luftig-leichten Ambiente. Dann driftet man sozusagen in eine Art Freestyle-Segment.
"Cifre Uniche": Über einem knackigen Funk-Fun singt Roberto Longaretti dann in Rap-Mustern und schon wieder begibt sich Spread wie aus dem Nichts für ein Blitzlicht ins sehr heftige Segmente des Rock. Sanftheit injiziert man dem Track dann auch noch.
Spread, die Unberechenbaren.

Alle weiteren Nummern sind in ähnlichem Format.
Eine Information birgt den Hintergrund zu dieser Scheibe: »[…] It’s an album born after a lot of musical improvisation and it has been recorded on tape […] during a live session, to keep the band’s real attitude.«

Spread’s Musik auf "Vivi Per Miracolo" ist wahrlich nicht jedermanns Sache, aber das Konglomerat an frecher Stil-Mischung ist dann doch apart. Neugierige sollten der Combo eine Change geben und in diverse Songs reinhören. Für eine fundierte Beurteilung reicht ein Track nicht.


Line-up Spread:

Valentino Novelli (bass)
Paolo Colleoni (drums, percussion)
Roberto Longaretti (vocals, guitar, percussion)
Paolo Fusini (guitars, keyboards, pedal steel, mandolin)

With:
Luca Ferrari (percussion)
Nico Atzori (percussion)

Tracklist "Vivi Per Miracolo":

  1. Trumpolino
  2. Sottinsù
  3. Koskoosh
  4. CCNNPP
  5. Cifre Uniche
  6. C’è Chi Non Lo Sa
  7. Fedora
  8. Spaghetti Aglio E Odio
  9. Come Nuovi
  10. Fuoco Di Paglia

Gesamtspielzeit: 42:33, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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