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Star People / Black Tie & Tales – CD-Review

Quasi wie ein Phönix aus der Asche kam 2021 das Doppelalbum "Black Tie & Tales" von den Progressive-Rockern Star People auf den Markt.
Was hat es mit den beiden Scheiben, zwischen denen zwanzig Jahre liegen denn auf sich?
Aufschluss gibt eine vom Kollegen Markus geschriebene News:
»[…] Die Progressive-Rocker Star People hatten gegen Ende des letzten Jahrtausends bereits einige Platten auf dem Markt und waren gerade an der Arbeit für ihr nächstes Werk, als sich plötzlich alles überschlug. Wie es heißt, flogen der Band wie aus dem Nichts Backsteine um die Ohren. Sie fanden Fehler bei ihrem Management, einige Bandmitglieder hatten mit schweren Schicksalsschlägen im privaten Bereich zu kämpfen und andere Bandmitglieder wechselten ohne Ankündigung zu anderen Combos. Sprichwörtlich konnten die amerikanischen Progger gar nicht so schnell schauen, wie sie plötzlich vor einem Scherbenhaufen standen. […]«

Die Musik auf der ersten Scheibe ist so weitläufig wie das von einer Spinne gestaltetes Netz.
Mäandernde Musik lässt die Leute vor den Lautsprechern aufhorchen, besonders wenn sich Lorenza 'Star Girl' Ponce (auch Ron Sexsmith, Sheryl Crow, Bon Jovi, Rachel Yamagata) mit ihrer Violine oder – sehr bemerkenswert – durch ihren Gesang in Szene setzt. Es gibt kaum eine Nummer, die von Durchgängigkeit geprägt ist. Viele Tracks hätte man durchaus in unterschiedliche Parts einteilen können.
Melodisch-verführerische Klangkonstellationen an der Grenze zum Pop treffen auf Phasen, die ihre Finger bis in geradezu furiose Abfahrten ausstrecken. Dabei hat die Violinistin bei diesen Segmenten ein gehöriges Mitspracherecht.

Der wechselnde Lead-Gesang sorgt für feine Abwechslung.
Wobei dabei aus meiner Sicht Lorenza 'Star Girl' Ponce die Nase vorne hat.

Der musikalische Spagat ist imposant.
Da geht der Progressive Rock eine Allianz mit dem Jazz in der rockenden Auslage ein. Die für beide Platten separat aufgeführten Line-ups sind dann doch nicht so detailliert, denn wer die jazzige Trompete in "The White & Black" spielt, steht nirgends geschrieben. Schade, die Person hätte es verdient.
Die Breite der Star People-Musik schießt manchmal über das Ziel hinaus, wenn der männliche Gesang zum Beispiel in Richtung Bing Crosby geht.
Die Interpretation von The Beatles' "A Day In The Life" ringt dem Original neue Sichtweisen ab. Gelungen!

Die 2021-CD bringt das Fass sozusagen zum Überlaufen.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Zwanzig Jahre nach dem 2001-Rundling gehen Star People in die Vollen. Die neun Songs strotzen vor mehr gradliniger Intensität. Beim Gitarristen Robert 'The Captain' Dean  entdeckt man hier und da Vorliegen für Robert Fripp und dabei ist King Crimson gar nicht so weit entfernt.
Was sich sonst Gitarristen an Klangeffekten erlauben, gefällt hier auch dem Bassisten Randy 'The Mabassador' Pratt. Nicht ohne Grund werden bei ihm »[…] effect pedals […]« gelistet. Klasse!

Abermals haben wir es mit dem Jazz zu tun.
In "Exit, Stage Left" präsentiert ihn Scott 'The Doctor' Treibitz als Lounge-Piano-Version, gekrönt vom Gesang. Wie so oft gibt es wieder eine Situation, in der der schmeichelnde Beginn nur die Ruhe vor dem Prog-Sturm ist. Trotzdem toll!
Bei diesen Bass-Sounds kennt der Tiefton-Spezialist keine Grenzen. Super!
Wenn man so will, setzt das vom Songtitel her doch eher sanftmütig gemeinte "The Morning Star" die Alpträume der Nacht fort. Okay, zeitweise haftet dem Gesang – sowie der Musik – etwas Schmeichelhaftes an. Ganz allgemein ist Lorenza 'Star Girl' Ponce in Höchstform.

Wer sich auf Star Peoples "Black Tie & Tales" einlassen möchte, muss den Dingen auf den beiden Platten offen entgegen treten, aufgeschlossen sein.
Rund um den Progressive Rock gesellen sich viele Stile, zum Teil auch herausfordernder Art, sodass dieses Genre alleine nicht die Star People-Diversität abdeckt.
Testen ist auch in der Musik angesagt.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Star People:

William 'The Teacher' Olland (vocals)
Paul 'Golden Boy' Gifford (vocals, percussion, acoustic guitar – CD 1 – #3)
Lorenza 'Star Girl' Ponce (vocals, violin)
Robert 'The Captain' Dean (guitar)
Scott 'The Doctor' Treibitz (keyboards)
Randy 'The Mabassador' Pratt (bass, effects pedals – CD 2)
Phil 'The Helmsman' Weiss (drums)
T.C. Tolliver (drums – CD 2)

With:
Tim Bogert (bass, extra backing vocals – CD 1 – #10)
Vinnie Martell (extra backing vocals – CD 1 – #10)
Jesse Berlin (extra shred guitar – CD 2)
Rhonda Denet (extra vocals – CD 2 – #1)
Eliot Kissileff (bass – CD 2 – #5)
Tommy Arunel (drums – CD 2 – #5)
Bobby Rondinelli (drums – CD 2 – #7,8)

Tracklist "Black Tie & Tales":

CD 1 (2001):

  1. I, Starman
  2. Twister
  3. Space & Time
  4. Marriage In Space
  5. "Queen In Space"
  6. The White & Black
  7. Where Did My Life Go?
  8. A Trillion Miles To Hollywood
  9. Move Nearer The Sun
  10. A Day In The Life

CD 2 (2021):

  1. Hot Blue Star
  2. Twisted
  3. Regal
  4. Quantum
  5. Wild Granny
  6. No More Stars
  7. The Pact
  8. The Morning Star
  9. Exit, Stage Left

Gesamtspielzeit: 45:08 (CD 1), 46:09 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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