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StarkLinnemann / Transcending Chopin Volume II & III – CD-Review

Transcending Chopin hat einen Nachfolger und der ist gleich im Doppelpack erschienen. "Transcending Chopin Volume II & III" nimmt die Frérdéric Chopin-Kompositionen "Piano Sonata Opus 58" sowie "Cello Sonata Opus 65" ins Visier. Beide Stücke wurden von Paul Stark einerseits im Winter 2013 beziehungsweise andererseits im Sommer 2015 »[…] recomposed […]«.
Genau darin liegt die Würze der vorliegenden Platten. Mit dem Respekt vor der Tradition und einem feinen Händchen für die Lebenssituation und musikalischen Aussagen des Komponisten und Pianisten ist es Paul Stark und in einem Atemzug dem Trio StarkLinnemann (mit Vasilis Stafanopoulos am Kontrabass) gelungen, dem Hörer eine Jetztzeit-Sichtweise auf die beiden Stücke zu erlauben.

Wie bei "Transcending Chopin" ist es die Modern Jazz-Auslage, die diese beiden Scheiben zu einem äußerst ausdrucksstarken Werk werden lassen.
Bei der zweiten CD wurde die Band StarkLinnemann zum Quartett, denn hier ist der Saxofonist Iman Spaargaren mit von der Partie. Er hat 2013 mit seiner Band Undercurrent das Album "In The Moment" auf den Markt gebracht.

"Transcending Chopin Volume II & III" ist vielschichtig, vielseitig, animierend, tiefschürfend. "Transcending Chopin Volume II & III" geht unter die Haut, macht Laune und bringt enorm viele Varianten des Modern Jazz auf den Plan. Auch "Transcending Chopin Volume II & III" ist feinste Kost für Klassik- und Modern Jazz-Fans und die werden, wie abschließend in der "Transcending Chopin"-Rezension sinngemäß geschrieben wurde, unüberhörbar Beifall zollen.

Die beiden Kompositionen sind wie ein Kaleidoskop der Emotionen, wie hörbar gemachte Sensibilität gegenüber der Vergangenheit. StarkLinnemann strebt bereits nach dem dritten Album einem Höhepunkt in seinem Werdegang an.
Die Band ist ein Wandler zwischen den musikalischen Genres. StarkLinnemann gibt sich als Klassik-Versteher der Szene.

Die Protagonisten offenbaren nicht nur zwei Seiten ihrer Chopin-Medaille. Paul Starks lyrisch-besinnlich-energisches Pianospiel, Jonas Linnemanns akzentuiert-einfühlsames Drumming und Vasilis Stefanopoulos' durchdringendes Kontrabassspiel kann den Hörer zu so etwas wie einen Höhenflug animieren.
Dieser zweite Schritt, sich mit hochklassiger Klassik zu beschäftigen, ist mutig, genauso, wie der erste Schritt. "Transcending Chopin" weckte Begehrlichkeiten. "Transcending Chopin Volume II & III" befriedigt diese Verlangen.

Die Chopin-Bearbeitungen erzeugen Gänsehäute. Man höre sich nur den Bass in "Piano Sonata Opus 58 (Part 1)" an. Ob gezupft oder mit dem Bogen gestrichen, Vasilis Stefanopoulos kreiert eine tonale Landschaft aus Sehnsucht sowie Melancholie. Pianotöne perlen wie glasklares Wasser aus den Lautsprechern und nicht nur der Schlagzeuger hat den Groove. Wenn Jonas Linnemann sich hinter den Congas platziert, dann ist, wie in "Piano Sonata Opus 58 (Part 2)" hochkarätiges Latin-Feeling angesagt. Hier klingt es fast schon so voluminös wie eine ganze Trommelgruppe. Die Klänge entfernen sich immer weiter, bis zur Stille, nur um dann mit etwas mehr Vehemenz zurückzukehren.
"Piano Sonata Opus 58 (Part 3)" beginnt äußerst dramatisch, bewegt sich dann hin zu einer ziemlich entspannten Reise in die Welt der Träume und ist auf der ersten CD die wunderschöne arrangierte Ballade.

Wie bereits weiter oben erwähnt ist bei "Cello Sonata Opus 65" der niederländische Saxofonist Iman Spaargaren mit von der Partie. Er gibt der ebenfalls in vier Teile gegliederten Komposition natürlich eine weitere, beeindruckende Facette. Dieses Werk ist eines der wenigen, die Frérdéric Chopin nicht für das Piano geschrieben hatte. "Cello Sonata Opus 65" war die letzte zu Lebezeiten veröffentlichte Komposition.

Auch hier ist die Anlehnung an das Original mit der individuellen Interpretation brillant ausgefallen. Ob furios, mit einem äußerst agilen Saxofonisten, Solo-Phasen von Vasilis Stefanopoulos am gestrichenen sowie gezupften Kontrabass lassen aufhorchen und auch hier regiert das Zepter des Swing und Grooves. Mit vielen atmosphärischen Wechseln bleibt StarkLinnemann großartig und überzeugend. Der Variantenreichtum an Latin-Exkursen auf "Transcending Chopin Volume II & III" ist herrlich und "Cello Sonata Opus 65 (Part 3)" ist die schwebende Ballade der zweiten Platte, bei der Iman Spaargaren deutlich im Vordergrund steht.

Es gibt kein Deuteln oder Zweifeln. "Transcending Chopin Volume II & III" ist genauso überragend wie die erste Ausgabe der StarkLinnemann Chopin-Interpretationen. Wem "Transcending Chopin" gefallen hat, wird auch bei dem vorliegenden Doppelalbum seine wahre Freude haben.


Line-up StarkLinnemann:

Paul Stark (piano)
Vasilis Stefanopoulos (acoustic bass)
Jonas Linnemann (drums, congas)
Iman Spaargaren (tenor saxophone [CD 2])

Tracklist "Transcending Chopin Volume II & III":

CD 1:

  1. Piano Sonata Opus 58 (Part 1)
  2. Piano Sonata Opus 58 (Part 2)
  3. Piano Sonata Opus 58 (Part 3)
  4. Piano Sonata Opus 58 (Part 4)

CD 2:

  1. Cello Sonata Opus 65 (Part 1)
  2. Cello Sonata Opus 65 (Part 2)
  3. Cello Sonata Opus 65 (Part 3)
  4. Cello Sonata Opus 65 (Part 4)

Gesamtspielzeit: 49:58 (CD 1), 45:07 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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