Der in Leipzig lebende Musiker, Sänger und Komponist Stefan Saffer ist fast schon so lange bei RockTimes zu Gast, wie dieses Jahrtausend alt ist. Und vollkommen egal, ob seine Alben von meinem Ex-Kollegen Manni (The Dark Frontier, 2002), meiner Wenigkeit (From Rebellion To Redemption… And Then Back, 2012) oder Sabine (unter anderem Singers & Players, 2015) reviewt wurden, sie kamen durch die Bank gut weg. Und das hat einen guten Grund, denn der Wahl-Sachse geht seiner Musik mit ungeheuer viel Herzblut nach. Teilweise sogar so sehr, dass man den schweißgebadeten Gitarristen, den verzweifelten Sänger und den zeitweise wütenden, zeitweise warnenden Lyriker beim Anhören seiner Alben fast schon vor sich sehen kann. Die oben genannten Figuren sind natürlich nur ein Teil der Persönlichkeit Saffers, die dazu in Kunst (Songs) verpackt wurden. Und die darf und soll sogar die Butter immer etwas dicker aufs Brot schmieren, als sie letzten Endes gegessen wird. Darüber hinaus verfügt der Musiker aber natürlich noch über so einige andere Gesichter, was seine Alben immer zu sehr interessanten Erlebnissen macht.
Eröffnet wird das neue Album "New Day" mit dem Titelsong, bei dem sich anfangs der Schlagzeuger Koma Kschentz schon mal ohne Gnade über seine Drums hermacht, bis auch Saffers Gitarre und Tom Löwes Bass ins Geschehen eingreifen. Da steckt ein ordentliches Stück Punk Rock drin und genau so kompromisslos wird dann auch der Text (von starken Background Vocals unterstützt) vorgetragen. Wow, da geht der Tacho gleich mal rasant von Null auf 150 hoch, wobei jederzeit für ausreichend Melodien gesorgt wird, sodass spätestens der Refrain Lust zum Mitsingen auslöst. Mit "House Of Rain" (auf der Scheibe "Singers & Players" noch in einer deutlich softeren Version vertreten) sowie "Cry Fire" geht es mit voller Power, gutem Songwriting, starkem Gesang und richtig coolen Background Vocals weiter. Stefan Saffer ist einer dieser Musiker, dem man seine Texte (über beispielsweise Privates oder Politisches) abnimmt, ohne mit der Wimper zu zucken. Dies liegt (um mal einen Versuch der Analyse zu wagen) wahrscheinlich an seiner intensiven Überlieferung der Lyrics, was immer für ordentlich Leben in einem Track sorgt.
Nach den ersten drei Nummern wird dann mit "Perfect" einen (kleinen) Gang runtergeschaltet, die Gitarrenriffs kommen im Anschluss etwas differenzierter und der Groove erobert sich (wie bei "Monkey Time") größere Anteile im Songgerüst. Mit Löwe und Kschentz hat sich Stefan Saffer ein wahres Powerhouse als Rhythmusabteilung ins Boot geholt, zu dem (Powerhouse) man ihm nur gratulieren kann. Und wer dann noch so coole Refrains wie zu dem bereits erwähnten "Monkey Time" komponieren kann, dem kann auf einer Scheibe sowieso nicht mehr furchtbar viel schief gehen. Als einziger Gastmusiker war auf diesem Album der Saxofonist Erik Heimannsberg am Start, der das abschließende Instrumental "Cheap Wigs" mit seinem Holzblasinstrument veredelte. Passt, wackelt und hat Luft! Auch hier wird wieder rockig gegroovt bis ekstatisch gerockt und die Nummer stellt einen hervorragenden Abschluss dieser Platte dar.
Eine weitere starke Scheibe des Leipzigers also, die nach meinem Bauchgefühl noch eine Spur härter, punkiger (Punk Rock der guten alten Schule wohlgemerkt!) und rauer rüberkommt, als einige der (mir bekannten) älteren Werke. Eine kleine Warnung muss ich vielleicht noch aussprechen: "New Day" ist weniger für Candle-Light-Dinners, romantische Abende mit der Angebeteten oder zum Abschalten (wenn einem die Frisur vor Stress eh schon auf Sturm steht) geeignet. Nein, die Stefan Saffer Band rockt. Und das kompromisslos sowie kerzengerade nach vorne, ohne Rücksicht auf Verluste. Vielleicht ist es auch genau das, was den Unterschied zu so einigen seiner Musikerkollegen ausmacht: Die offensichtliche Echtheit der Musik, die ohne auf irgendeine (gerade angesagte) Richtung zu schielen ihr eigenes Ding durchzieht. Aber genug jetzt der Analysen und Theorien, lieber so schnell wie möglich "New Day" auflegen und abrocken!
Line-up Stefan Saffer Band:
Stefan Saffer (guitars, keyboards, lead vocals)
Tom Löwe (bass, keyboards, background vocals)
Koma Kschentz (drums)
Mit:
Erik Heimannsberg (saxophone – #10)
Tracklist "New Day":
- New Day
- House Of Rain
- Cry Fire
- Perfect
- Rewind/Restart
- Monkey Time
- Purple Plains
- Paper Cissors Stone
- Most Hated Man In Town
- Cheap Wigs
Gesamtspielzeit: 51:49, Erscheinungsjahr: 2018
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