
»Meine Musik kommt mit reinen Absichten von innen, zum Universum, für Frieden, Liebe und Harmonie«, erklärte Steffie Mondlady anlässlich einer Presseerklärung zum neuen Album "To The Universe" am 07. September 2021 in Asheville, NC. Asheville? Dort ist doch auch der große Warren Haynes aufgewachsen. Er hat sich oft dazu geäußert, dass es in der Stadt seiner Jugend unglaublich viele Musikschaffende gab und gibt, hier sind allerdings jetzt die ersten vertreten, die sich bewusst auf meinem Player verirrt haben.
Mit Warren Haynes haben Steffie Moonlady und Dennis Haklar jedoch musikalisch nichts zu tun, ihre Musik spielt in anderen Sphären – und das ist wörtlich zu nehmen. Streng genommen hat "To The Universe" nur selten ausgeprägte Merkmale von Rockmusik, meist dann, wenn die elektrische Gitarre einmal etwas deutlicher in den Vordergrund drängt wie in "Tamparawa". Ansonsten kann man die Musik eher schon als klanggewordene Esoterik betrachten, die auf sehr geschickte Weise spirituell traditionelle Sounds verschiedener Kulturen mit harmonisch und sehr zurückhaltend eingesetzten Gesängen sowie Gitarren- und Synthesizer-Sounds zu einer kosmischen Einheit führt. Ein »Om Mani padme Hum« aus Asheville ans Universum, aber auch eine Verbeugung vor der indigenen Kultur.
Wenn man so mag ist auch ein wenig Verwurzelung mit unseren hiesigen musikalischen Vätern und Großvätern zu konstatieren, da Dennis neben den diversen Gitarren und der Sitar auch die Zither zum Einsatz bringt. Die klassische alpenländische Musik ist ja durchaus auch spirituell geprägt, es gibt da beispielsweise wunderschön besinnliche Reflektionen zum Thema Weihnachten, die gerade auf der Zither sehr stilvoll inszeniert werden können. Dass dies weitgehend für viele Bevölkerungsgruppen bei uns in den Hintergrund gedrängt wurde, darf man den plumpen, vermarktungsgeilen Vertretern der schlagergesteuerten, selbst ernannten 'Volksmusik' gerne vorwerfen. Doch hin und wieder kommen bei einzelnen Passagen auch ein paar Gedanken an Ash Ra Temples Manuel Göttsching auf, vereinzelt erinnern Sequenzen auch an Popol Vuh ("New Moon" klingt ein bisschen wie eine Passage aus Werner Herzogs "Nosferatu"). Die im Hintergrund wunderbar entspannt schwebende Gitarre hat vermutlich einige Einflüsse von Robert Fripp in sich, aber insgesamt sollen diese Vergleiche lediglich den einen oder anderen Ansatz zum Verständnis des Klangbildes vermitteln, in der Gesamtheit liegt "To The Universe" ganz weit weg von den genannten Bezügen.
Die Songs sind eher aufgebaut wie sanfte Klangwolken, die sich stoisch zu Traumlandschaften entwickeln und den Geist öffnen für eine transzendentale Reise ins Irgendwo und Nirgendwo. Denn wieder einmal liegen diese fernen Ziele am Ende doch in uns selbst. Die Percussion wird wunderbar dezent eingesetzt, um nur den Fluss der dahin strömenden Energie zu unterstützen, keinesfalls aber zu befeuern. Deshalb gibt es keine Drums – Schläge und treibende Rhythmen würden nur den Flow brechen – sondern beispielsweise indigene Rasseln und tibetische Klangbecken. In einigen Passagen möchte man auch Momente erkennen, wo sich die Musik ein wenig mit den weltmusikalischen Auseinandersetzungen eines Al Di Meola aus den Neunzigern trifft, der aber eher die Intention hatte, den Planeten Erde und die Musik fremder Völker zu erforschen. Steffie und Dennis tun dies auch, aber letztlich mit einer ganz anderen Zielsetzung.
Wie sehr man auch mit einem technischen Instrument wie dem Synthesizer warme und scheinbar organische Klänge erzeugen kann, zeigt "Rainforest". Ähnliche Sounds hat auch Klaus Schulze immer schon zu kreieren verstanden und abermals möchte man irgendwo hinter den Bäumen Robert Fripp vermuten. Es ist aber Dennis Haklar.
Dennis und Steffie kümmern sich seit zweieinhalb Dekaden um Aufnahmetechnik und haben schon mit großen Musikern wie Jon Anderson oder dem legendären Jazz-Gitarristen Larry Coryell zusammen gearbeitet, bis sie sich dazu entschlossen, ihre eigenen Sounds zu erschaffen. Sie tun dies mit Verve und Herzblut und der schöne Gedanke, positive Vibes ins Universum zu senden, ist mir in einer Zeit, die eher für endzeitliche Abgründe zu stehen scheint, ganz besonders willkommen. Die wunderbar dezente Coverart inszeniert die Natur als unsere natürliche Umgebung und die junge Frau sowie die stilisierten Pyramiden signalisieren die transzendentale Verbindung mit dem Universum. Sehr idealistisch und ein Stück weit naiv, aber am Ende nichts als Ausdruck für Liebe und Frieden. Können wir alle gebrauchen.
Line-up Steffie Moonlady & Dennis Haklar Line:
Steffie Moonlady (vocals, percussion)
Dennis Haklar (guitar, citera, sitar, synthesizer, percussion)
Tracklist "To The Universe":
- Awakening
- Ocean Moon
- To the Universe
- Dream Blossom
- New Moon
- Earth’s Wind
- Great Spirit Moon
- Tamparawa
- Beautiful Child
- Rainforest
- Epilogue
Gesamtspielzeit: 43:53, Erscheinungsjahr: 2021
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