«

»

Stella Burns / Long Walks In The Dark – CD-Review

Stella Burns - "Long Walks In The Dark" - CD-Review

Jaja, ich bin auch reingefallen. Stella Burns ist selbstverständlich keine Frau, sondern der Künstlername des italienischen Musikers Gianluca Maria Sorace. Der Südländer gründete im Jahr 2004 die Band Hollowblue, mit der er drei Alben veröffentlichte, bevor er sich anschließend auf seine Solokarriere konzentrierte. Unter dem Namen Stella Burns kamen seither zwei Alben, eine dem verstorbenen David Bowie gewidmete EP sowie einige Singles auf den Markt. Nach einigen Jahren Pause, die unter anderem eine ernsthafte Covid-Erkrankung sowie den Verlust seines Vaters und zwei sehr enger Freunde beinhalteten, ist im vergangenen Januar nun seine neue Scheibe "Long Walks In The Dark" erschienen. Ein Dutzend Songs mit einer Spielzeit von gut vierzig Minuten liegen dem Rezensenten nun zur Begutachtung vor.

Wenn der geneigte Hörer die Geschichte bzw. die letzten fünf Lebensjahre des Musikers und dazu den Albumtitel als Vorzeichen ansieht, liegt er dann auch gar nicht so falsch, wenn er als musikalische Auslegung eine eher melancholische vermutet. Wobei die einzelnen Nummern einen deutlichen Desert-Touch haben. Das ist zwar kein Desert Rock, auch nicht wirklich Desert Blues … am ehesten könnte man die einzelnen Stücke wohl als Desert Folk bezeichnen. Sprich, die Tracks sind weit offen, haben und lassen viel Platz zum Atmen, was zwangsläufig zu einem Gefühl von einer gewissen Weite und Offenheit, aber auch Einsamkeit führt. Fast so wie der Cowboy auf seinem Pferd in der Steppe, der sozusagen die ganze Welt vor sich hat, sich abends am Lagerfeuer aber einsam und allein Bohnen und Speck heiß macht, bevor er nach der letzten Zigarette auf seinen Sattel gebettet – und mit einem Auge stets offen – einschläft.

Da bläst – wie bei "Long Black Train" – schon mal eine einsame Harmonika Trübsal, während man im Hintergrund, wie eine Erinnerung an lange vergangene Zeiten, eine Frau lachen hört. Musikalisch ist das alles sehr gut umgesetzt, wenn auch gesagt werden muss, dass "Long Walks In The Dark" aufgrund seiner dichten Atmosphäre und die sich durch alle Songs durchziehende Melancholie nicht unbedingt ein Album für jeden Tag ist. Mit Marianna D’ama, Mick Harvey, Ken Stringfellow sowie dem verstorbenen Dan Fante sind auch einige Gäste vertreten, die sowohl Lead-, als auch Background Vocals beigesteuert haben. Bei der doch vielfältigen Instrumentierung kommen neben den Standard-Instrumenten auch ein Banjo, eine Mandoline, ein Farfisa Pianorgan sowie bei dem instrumentalen Opener "Amor" eine Trompete zum Einsatz.

"Long Walks In The Dark" von Stella Burns kann man ganz sicher aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. An sechs von sieben Tagen in der Woche wäre es dem Rezensenten doch etwas zu düster bzw. in sich selbst geschlossen und er würde sich für andere Platten entscheiden. Wenn die Stimmung jedoch richtig ist, kann man sich zu dieser Platte hervorragend in seinem eigenen Leid suhlen und hat die perfekte musikalische Untermalung. Was übrigens überhaupt nicht negativ verstanden werden soll. Als Anspieltipps werfe ich an dieser Stelle mal das bereits erwähnte "Long Black Train", den Titeltrack, "I Want To Be Dust When I’m Done" sowie das gesanglich sehr gelungen von Marianna D’ama unterstützte "Make A Wish" in die Runde.


Line-up Stella Burns:

Stella Burns (electric-, slide- & acoustic guitars, banjo, mandolin, Farfisa pianorgan, piano, organ, harmonica, drum programming, percussion, lead & background vocals)
Enrico Brazzi (bass)
Damiano Trevisan (drums)
Diego Sapignoli (drums – #8, percussion – #1,2,5,6,10,11)
Christian Scazzieri (electric guitars – #1-4)
Filippo Ceccarini (trumpets – #1,7,8,10)

With:
Mario Franceschi (Farfisa pianorgan & background vocals – #2)
Sergio Carlini (electric guitar – #3)
Chicco Lupo Bedogni (Fender Rhodes – #6)
Laura Loriga (piano – #11)
Davide Grotta (theremin – #11)
Mick Harvey (lead & background vocals – #4)
Dan Fante (lead vocals – #8)
Ken Stringfellow (lead & background vocals – #9)
Marianna D’ama (lead vocals – #11)
Franco Volpi (background vocals – #2)

Tracklist "Long Walks In The Dark":

  1. Amor
  2. Long Walks In The Dark
  3. Love And Thunder
  4. My Heart Is A Jungle
  5. Long Black Train
  6. Stupid Things
  7. Her Kiss, Your Smile
  8. I Want To Be Dust When I’m Done
  9. The End Of The Snowfall
  10. Satellite
  11. Make A Wish
  12. We Cannot Decide

Gesamtspielzeit: 40:37, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>