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Steve Gardner / Bathed In Comfort – CD-Review

Steve Gardner - "Bathed In Comfort" - CD-Review

Der gute Steve Gardner macht sich ganz schön rar im weltweiten Netz. Lediglich eine Seite auf Bandcamp konnte ich ausfindig machen, auf der er auch sein Album "Bathed In Comfort" bewirbt. Dort (auf Bandcamp) erzählt ein kurzer Text davon, dass der Engländer kein Profimusiker, sondern absoluter Amateur sei, der seine Musik aus reiner Liebe dazu schreibt, spielt, aufnimmt und in Umlauf bringt. Und dennoch, so erweckt es bereits im Vorfeld den Eindruck, muss der Mann ziemlich gut sein. Alleine schon die Tatsache, dass er den Alternative-Rocker Chuck Prophet als Produzenten und Mitspieler für diese zwölf Tracks gewinnen konnte, spricht dafür Bände.

Also einfach mal munter rein in diese gute dreiviertel Stunde Musik. Nach dem Intro von "Rosalie" mit Banjo und einer verzerrten Gitarre entwickelt sich der Opener zu einer flotten Country Rock-Nummer mit coolem Groove und herrlich gespielten Gitarren, während die Vocals eher im rhythmischen Sprechgesang durch die Boxen kommen. Eine feine Band hat sich Gardner da zusammengestellt, denn auch der feine Keyboard-Sound sowie tighte Maschinenraum (Bass und Schlagzeug) sorgen umgehend für richtig gute Laune. Flott rockend mit erneut starkem Groove führt "The Day The Aliens Saved The World" das Album weiter. Dieser Track ist übrigens gleich zwei Mal auf der Scheibe vertreten. Zunächst geradeaus nach vorne rockend und an Position sieben der Tracklist stehend nochmal in der Country-Version. Der Titel funktioniert auch in diesem Genre hervorragend und der gute sozialpolitische Text rundet diese Geschichte auf hohem Niveau ab.
Sehr ruhig und gefühlvoll geht es dagegen bei "Miller’s Daughter" zur Sache. Steve Gardners Gesang wird hier lediglich von einer Akustischen, dem Bass, einem sich atmosphärisch im Hintergrund haltenden Keyboard sowie wunderschönen Gesangs-Einlagen von Stephanie Finch unterstützt. Toller Song!

"Picture Of You", um bei den langsameren Stücken zu bleiben, wird vom Piano eingeleitet. Gardner beweist hier – wie auch auf dem gesamten Album – sein ganz feines Händchen für sehr gute Kompositionen. Auch der sehr gefühlvolle Gesang lässt aufhorchen und geht ans Herz. Beschwingter ist da "What Would I Do?" unterwegs. Gehen die Strophen bereits sehr gut ins Ohr, so setzt der Refrain dem Song die Krone auf. Auch hier ist die gute Lady Finch wieder – zwar im Hintergrund, dafür aber sehr effektiv – mit von der Partie und setzt der Torte die Kirsche obendrauf. Die Nummer ist so stark, dass sie sich als Single-Veröffentlichung fast aufdrängt und unbedingt nach mehr schreit. Mit "I’m Gone" geht es zurück zum (englischen) Country Rock, der Fluss der Platte wird also konstant am Laufen gehalten, das Wort Langeweile taucht im Sprachschatz eines Steve Gardner erst gar nicht auf.

Nicht nur eine sehr gelungene Ballade, sondern wieder mal viel Abwechslung bringt "I Can’t Walk Away" ins Spiel. Ein toller Mix aus tonnenweise Feeling (sowohl bei den Vocals, als auch den Instrumenten) und ganz feinen Gesangsmelodien ist hier der Gewinner. Wenn es etwas an diesem Album zu kritisieren gibt, dann dass der Protagonist nicht über eine Gesangsstimme verfügt, die man aus hunderten heraus erkennt oder die umwerfend originell ist. Ein Umstand, den Gardner aber mit sehr starken Kompositionen sowie viel Gefühl ganz locker wieder wett macht. Als letzter Song sei noch das abschließende "Lance Gardino" erwähnt, das mit einer coolen Akustik-Gitarre zum Gesang beginnt, während sich nach und nach die weiteren Instrumente hinzu gesellen und die Scheibe mit ruhig-beschwingter Note enden lässt.

Die Tracks von Steve Gardner zünden vielleicht nicht bereits beim ersten Durchlauf von "Bathed In Comfort", sie schleichen sich allerdings langsam aber sicher unter die Haut des Hörers und nisten sich dort ein. Somit ist "Bathed In Comfort" als Fazit trotz ein paar wenigen Punktabzügen ein echter Gewinner, der sich zu entdecken lohnt. Wer erstmal reinhören möchte, dem würde ich als Anspieltipps "The Day The Aliens Saved The World" (beide Versionen), das coole "Take Me Down", "Rosalie" oder das herrliche "What Would I Do?" empfehlen. Merkt euch diesen Namen!


Line-up Steve Gardner:

Steve Gardner (guitars, piano, lead vocals)
Vicente Rodriguez (drums)
Kevin T. White (electric & upright bass)
James Deprato (guitars, banjo, mandolin)
Chuck Prophet (guitars, vocals)
Matt Winegar (keyboards, vocals)
Stephanie Finch (vocals)
Ralph Carney (horns, harmonica)

Tracklist "Bathed In Comfort":

  1. Rosalie
  2. The Day The Aliens Saved The World (Rock Version)
  3. I Can’t Walk Away
  4. I’m Gone
  5. Picture Of You
  6. Take Me Down
  7. The Day The Aliens Saved The World (Country Version)
  8. What Would I Do?
  9. I Forgot
  10. Miller’s Daugther
  11. Peter The Astrophysicist
  12. Lance Gardino

Gesamtspielzeit: 46:10, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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