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Steve Hill / Solo Recordings Volume 3 – CD-Review

Steve Hill / Solo Recordings - Volumen 3

Steve Hill ist für die RockTimes-Redaktion kein Unbekannter, löste er bereits mit seinen Vorgänger-Scheiben Volume 1 (2012) und Volume 2 (2014) wahre Begeisterungsstürme aus.

Interessant ist jedoch sein Werdegang als Musiker: Er wollte erfolgreich Fuß fassen in der Musikindustrie und beschloss deshalb vor ca. neun Jahren, unentwegt zu touren und nebenbei Platten zu veröffentlichen. Doch sein Vorhaben scheiterte bereits nach der ersten Album-Veröffentlichung. Hill war pleite. Kein Grund, um Aufzugeben und so hatte er die Idee, solo weiterzumachen. Er spielte nicht nur als One-Man-Band sein ersten Album "Volume 1" ein, er tourte auch als Soloprojekt, denn er wollte wirtschaftlich wieder auf die Füße kommen. Was lag also näher, als Konzerte zu geben? »Das Einzige, was ich mit Volume 1 erreichen wollte, war die Scheibe zu verkaufen um ein paar Dollar zu machen, weil ich finanziell wirklich völlig am Ende war. Ich konnte so nicht mehr weiterleben. Ich musste etwas finden, um Kreditkarte und Rechnungen abzuzahlen. Es war also ein Weg, um weiter Musik zu machen und nicht bei McDonald’s arbeiten zu müssen« erinnert sich der Musiker.

Glück im Unglück: "Solo Recordings – Volume 1" wurde nicht nur seine meistverkaufte Platte, sondern 'Album des Jahres' der International Blues Challenge. Krönung des Ganzen – die Scheibe gewann auch eine Juno-Nominierung, das ist der kanadische Grammy-Award. Nach Veröffentlichung dieser Platte spielte er 175 Shows. Und das ’solo' ist wörtlich zu nehmen: Er sang, spielte nicht nur Gitarre, sondern auch die Basslinien und mit seinen Füßen den Bass Drum.

Und die Glückssträhne hielt weiter an, die Kanadier scheinen ihren Landsmann regelrecht zu vergöttern. Mit "Solo Recordings – Volume 2" gewann er einen Juno und wurde dreifacher Sieger der Maple Blues Awards 2015 als Electric Act of the Year, Entertainer of the Year und Guitarist of the Year. Nun ergänzte er seine Solo-Auftritte, indem er lernte, die Harmonika zu spielten, fügte eine Snare Drum hinzu und bastelte einen Trommelstock auf den Gitarrenkopf, um zusätzlich ein Becken spielen zu können. 170 Shows hat Hill so absolviert, die locker auch schon mal die 120-Minuten-Marke knacken können . Ein Live-Erlebnis der besonderen Art, in welchem die Grenzen des Machbaren ausgelotet werden.

Nun hat der Tausendsassa sein drittes Werk, "Solo Recordings – Volume 3", veröffentlicht. Schon beim Zuhören ist man sofort fasziniert, denn allein die Vorstellung, wie die Songs technisch umgesetzt worden sind, kann einem einfach nicht kalt lassen. Der Mann ist von der Haarspitze bis zu den Fußsohlen Musiker und das spürt man auch.
Hill lehnt es ab, als reiner Bluesman bezeichnet zu werden, denn er fischt auch gern mal in anderen stilistischen Gewässern wie Jam Rock, R’n’B oder Country. Dennoch, wenn man zum Beispiel "Still A Fool & Rollin Stone" oder "Smokin Hot Machine" hört, hat man hinsichtlich seiner Dementi so seine Zweifel. Das sind Bluesnummern durch und durch und man bekommt dieses verdächtig wehmutsvolle Glitzern in die Augen, während Hill seine Slidekünste präsentiert. Und die sind gekonnt!

Deftig raue Blues Rock-Nummern ("Damned", "Dangerous") wecken Erinnerungen an George Thorogood sowie den Tasmanischen Teufel und bei "Rhythm All Over" und "Can’t Take It With You" – Boogie in Reinstform – legt Hill mit seinen Füßen einen dermaßen hammermäßigen Groove-Teppich aus, dass selbst die Drei Bärte vor Neid erblassen.

Abwechslung ist Trumpf bei Steve Hill. So kommen natürlich die akustischen, dennoch sehr melodiösen Songs ebenfalls nicht zu kurz, außerdem gönnt man ihm von Herzen eine Verschnaufpause.
"Slowly Slipping Away", "Troubled Times" und "Emily" erinnern mich manchmal an Bob Dylan (es fehlt nur die nölige Stimme), hin und wieder sogar an die Folk-Ausflüge von Led Zeppelin. Der Musiker mutiert inmitten seiner Zuhörer, die in dem verräucherten Club hockend Whiskey schlürfen, zum Geschichtenerzähler.

Auch den einen oder anderen Klassiker knöpft sich der Multiinstrumentalist vor. "Still a Fool/Rollin Stone" und "Rollin & Tublin/Stop Breakin Down", zwei Songkombinationen nimmt er auseinander und macht daraus seine ganz eigene Version.

Zum Abschluss heizt Hill den Rock-Ofen noch einmal kräftig an und packt wiederum die Slide aus. "Walking Grave" fräst sich regelrecht in die musikalischen Gehirnzellen, während er die Gitarre heulen und jammern lässt. Ein repräsentativer Abschluss für dieses Album, auf dem uns Steve Hill zu seiner ganz persönlichen, schöpferisch-musikalischen Reise von Folk über Blues bis hin zum Hard Rock mitgenommen hat. Eine ganz dicke Kaufempfehlung von mir!


Line-up Steve Hill:

Steve Hill (guitars, bass, drums, harp, percussion)

Tracklist "Solo Recordings Vol. 3":

  1. Damned
  2. Dangerous
  3. Still A Fool & Rollin Stone
  4. Slowly Slipping Away
  5. Rhythm All Over
  6. Smoking Hot Machine
  7. Troubled Times
  8. Emily
  9. Can’t Take It With You
  10. Rollin & Tumblin/Stop Breaking Down
  11. Going Down The Road Feeling Bad
  12. Walking Grave

Gesamtspielzeit: 49:23, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Ilka Heiser

Hauptgenres: Classic Rock, Blues Rock, Heavy Rock
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