One-Man Bands gibt es wahrlich nicht wie Sand am Meer.
Dennoch ist es eine besondere Herausforderung für einen Musiker, eine ganze Kapelle zu ersetzen. Steve Hill ist definitiv einer dieser Künstler, der als Alleinunterhalter im Bereich Blues/Blues Rock punkten kann. Der Kanadier hat schon viele Kritiker und Jury-Leute überzeugt. Juno Awards sowie Maple Blues Awards stehen schon in seiner Vitrine und seine Album-Reihe von Solo-Aufnahmen besteht aus Solo Recordings Volume 1, "Solo Recordings Volume 1½", Solo Recordings Volume 2 wurde dann noch ergänzt durch "Solo Recordings Volume 3".
Das Cover letztgenannter Scheibe sieht nach einem Live-Album aus, ist es aber nicht. Dafür sieht "The One-Man Blues Rock Band" nicht unbedingt nach einer Live-Platte aus, ist sie aber.
RockTimes hatte bereits das Vergnügen, ihn Ende 2017 bei der Internationalen Soester Bluesnacht live zu erleben. Martina Middecke schrieb zu seinem Auftritt unter anderem: »[…]Eine raue Mischung aus Blues und Rockmusik die kaum glauben ließ, dass sie nur von einem Musiker ausging, zog die Zuschauer in ihren Bann. […]«
Am 30. November 2017 trat Steve Hill im La Chapelle, Québec, auf und Stephan Ritch konservierte den Auftritt. Vierzehn Songs befinden sich auf der vorliegenden Platte und für wen Steve Hill bisher ein unbekannter Blueser war, wird nach "The One-Man Blues Rock Band" ein Fan werden. Man darf sich auf größtenteils Eigenkompositionen – wenige davon mit J. Parlett geschrieben – freuen.
"Hate To See You Go" stammt von Walter Jacobs und "Voodoo Child (Slight Return)" geht bekanntermaßen zurück auf Jimi Hendrix.
Mit dieser Scheibe wird man wunderbare Erfahrungen machen. Der Hörer wird aus dem Stand von einem Steve Hill begeistert sein. Unglaublich, welche Dynamik er an den Tag legt. Unglaublich, dass hier nur ein Mann für den vollen Band-Sound zuständig ist.
"Rhythm All Over" könnte man stellvertretend als Synonym für die Dynamik des gesamten Albums hernehmen. "Touch Luck" oder "Nothing New" wären dann die gelungenen Slow Blues-Ausrichtungen der sehr gut gefüllten Scheibe. Stimmlich gibt es kein Sandkorn im Getriebe. Der Mann hat den Blues auf den Stimmbändern.
Neben dem Einsatz der Harp kommt man auch bezüglich des Slide-Sounds auf seine Kosten. Die Song-Auswahl ist sehr gelungen, zeigt sie doch, wie vielseitig der Protagonist ist. Dabei könnte man "Out Of Phase" fast schon dem Singer/Songwriter-Metier zuschanzen.
Aus der Little Walter-Nummer "Hate To See You Go" macht Steve Hill – mit einem klasse Groove versehen – sein eigenes Rock’n’Roll-Ding. Dabei verzichtet er – gegenüber dem Original – auf den Einsatz der Harp und lässt seine Gitarre gewaltig sprechen.
Was gibt es über den Klassiker "Voodoo Child (Slight Return)", der ganz am Ende der Tracklist steht, zu berichten? Der Kanadier serviert uns eine Interpretation dieses Songs mit herrlichen Phrasierungen und Besonderheiten, die zwischen den Zeilen des Originals passieren. Damit würde er dem Komponisten ein anerkennendes Lächeln abringen. Klasse Nummer!
Steve Hill spricht den Hörer mit allen seinen Gefühlen an. Davon besitzt der Musiker ein ganzes Füllhorn. Unter dem musikalischen Dach eines Steve Hill besitzt jedes Lied seine ureigene Ausdruckskraft und mit den Bezügen zum Ursprung des Blues geht er äußerst feinfühlig um.
Auf "The One-Man Blues Rock Band" zeigt sich Steve Hill als ausgezeichneter Songwriter, ein Versteher des 12-Takters und brillanter Unterhalter. Fehlen nur noch die eigenen Erfahrungen bei einem Konzert dieses hervorragenden Blues-Mannes.
Line-up Steve Hill:
Steve Hill (all instruments)
Tracklist "The One-Man Blues Rock Band":
- Rhythm All Over
- Go On
- The Collector
- Damned
- Tough Luck
- Never Is Such A Long Time
- Hate To See You Go
- Emily
- Nothing New
- Out Of Phase
- Still Got It Bad
- The Ballad Of Johnny Wabo
- Dangerous
- Voodoo Child (Slight Return)
Gesamtspielzeit: 68:14, Erscheinungsjahr: 2018
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