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Steve 'Loopy' Newhouse / Loopyworld – Die frühen Tage von Iron Maiden – Buch-Review

Steve 'Loopy' Newhouse / Loopyworld – Die frühen Tage von Iron Maiden

Typ Seefahrer, graue Haare, Vollbart und sympathisch auf den ersten Blick. Ein Mann, dem man gern Vertrauen schenken möchte. So begegnet uns Steve Newhouse, Spitzname 'Loopy' auf einem Foto auf der Umschlagseite zu seinem Buch "Die frühen Tage von Iron Maiden". Damit ist klar, dass das mit dem Seefahrer nicht zutreffen kann, auch wenn 'Loopy' die Welt im Gefolge einer bis heute gestandenen Band erkundet hat. Doch das geschah gewöhnlich auf dem Luftweg oder über Land.

Zwischen September 1978 und Juli 1984 war er als Roadie Mitglied der ursprünglichen 'Killer Krew'. In seinem Buch, das durch Tagebucheinträge, aber auch persönliche Erinnerungen entstanden ist, gibt der Protagonist unumwunden zu: »Ich hatte Glück. Ich war zur rechten Zeit am rechten Ort.«
Dieser Job war am Anfang noch ein Nebenerwerb. Mit den zunehmenden Tour-Aktivitäten führte die Tätigkeit naturgemäß zum festen Job, der aber laut Autor nicht gebührend bezahlt wurde. Wenngleich 'Loopy' die Arbeit später auf eigenem Wunsch beendet hat und er vergleichsweise nur sechs Jahre in seinem Bereich wirkte, so begegnet er uns doch als eine Konstante, da es zeitgleich in den Reihen der Bandmitglieder, aber auch im Umfeld sehr viele Wechsel gab.

Musikalisch war Steve Harris der Fels in der Brandung, um einen solchen Vergleich zu bemühen. Der Bassist war 1975 Gründungsmitglied und gab stets die Richtung innerhalb von Iron Maiden vor. Das geschah nie überheblich oder für andere verletzend. Der Leser erfährt an vielen Beispielen, dass hier der richtige Mann in der ersten Reihe wirkte, der bis heute für den beispiellosen Erfolg von Iron Maiden steht. Aus den Schilderungen im Buch wird deutlich, dass Gitarrist Dave Murray, der seit 1977 ununterbrochen dazu gehört, eine weitere wichtige Bezugsperson war, der schon damals mit Humor, Leidenschaft und vor allem handwerklichen Können seinen Betrag leistete.

Damit gab es zum frühen Zeitpunkt zwei Musiker, die das Schiff mit Namen Iron Maiden auf Kurs hielten, um noch ein Mal zu den Seefahrern zurück zu kommen. "Die frühen Tage von Iron Maiden" sind keine Bandbiografie. Dies kann das Buch gar nicht leisten, weil nur sechs Jahre abgebildet werden. Aber 'Loopys' wahre Geschichte, die minutiös durch Daten, Orte und Geschehnisse erzählt wird, ist ein guter Indikator dafür, wie die Band zum damaligen Zeitpunkt tickte, wie sie ihren Erfolgsweg begann. Die Anfangsjahre waren wichtig für die spätere Entwicklung. Der Leser erfährt, dass die Probenarbeit in angemieteten Räumen nach festem Zeitplan an unterschiedlichen Tagen der Woche bis hin zum Wochenende mit hoher Disziplin und dank Steve Harris mit hoher Akribie geschah. Für die Roadies bedeutete der ständige Ab- und Aufbau und der Transport der Technik viel Stress.

Fleißarbeit und handwerkliches Können sind die Basis für die Erfolgsgeschichte von Iron Maiden. Himmlischen Beistand darf man getrost ausschließen. Die Ausgangssituation entsprach jener von ungezählten anderen Formationen. Schließlich wurden Meinungsverschieden rechtzeitig angesprochen und ausgeräumt. Eklats gab es eher keine, wie die Lektüre über diese Anfangszeit hinaus stark vermuten lässt. Maßgebend war der ehrliche Umgang untereinander.

Was das Buch so wertvoll macht, ist die ehrliche, bodenständige Sichtweise von 'Loopy'. Damit erscheint das Werk als höchst authentisch. Glaubwürdig von der ersten bis zur letzten Seite. Die Lektüre ist höchst unterhaltsam, zuweilen aber auch spannend, weil man einfach nur wissen möchte, wie es weitergeht. Man könnte es ebenso unter das Motto 'Von einem, der auszog, nicht ewig im East End von London zu schmoren' stellen, denn die ewige Sehnsucht nach Abwechslung vom eigenen Stadtbezirk prägte die Freunde, deren Leidenschaft die Musik war.

Neben der minutiösen Schilderung der Ereignisse rund um den Bandalltag ist die Erzählung getragen von einer hohen Emotionalität, werden Freunde und Eltern mit einbezogen. Ein Beispiel: 'Loopy' begab sich auf die Suche nach einer damals jungen Rezeptionistin, die er bei einem Aufenthalt während einer Plattenproduktion kennengelernt hatte, die aber damals im Hotel plötzlich entlassen wurde. Als er sie wieder traf, lernte er durch diese Frau »tatsächlich die Mutter meiner Kinder, Karin, kennen«. Das Buch schließt auf Seite 218 mit den folgenden Worten: »An dem Tag, an dem wir heirateten, und das war gut ein Jahr, nachdem ich die Maiden-Familie verlassen hatte, kamen die meisten von der Band zu meiner Hochzeitsfeier. Ich hatte also immer noch Freunde unter ihnen.«

Ein versöhnlicher Abschluss, der seine Vorgeschichte hatte. 'Loopy' war immer das, was man heute einen loyalen Arbeitnehmer nennen würde. Der Roadie hatte sich stets mit der Marke Iron Maiden identifiziert. Als Schlagzeug-Techniker kümmerte er sich um Clive Burr, der mit der Band drei Alben einspielte und hier von 1979 bis Dezember 1982 tätig war. Burr starb später 2013 an den Folgen von Multiple-Sklerose.

Durch 'Loopy' kann der Leser teilhaben, wie sich Freundschaften zwischen Bands bildeten oder wie andere Roadies zu Iron Maiden kamen, die hier bis zu 25 Jahre lang einen festen Arbeitgeber hatten. Es gibt viele Details zur Bandgeschichte. Dazu gehört das frühe Entstehungsjahr des Band-Monsters Eddie. Die erste Show mit ihm fand am 15. Februar 1979 statt. Ausgangspunkt war die Bastelarbeit eines Technikers. 34 Fassungen für Glühbirnen, jede Menge Drähte und die Pumpe eines Aquariums – auf diese Weise erblickte das Maskottchen der Band das Licht der Welt.

Schon zeitig schuf die britische Formation eine gesunde Fanbasis. Für alle Fans ist "Die frühen Tage von Iron Maiden" geschrieben. Weil das Buch keinen offiziellen Charakter hat und die Begebenheiten ungeschminkt erzählt werden, ist es so einmalig und deshalb jedem Fan von Iron Maiden mit gutem Gewissen zu empfehlen. Insofern ist Autor 'Loopy' ein Glücksfall. In seinem Nachwort schildert er nicht nur weitere interessante Details, sondern nennt dem Leser neben der Facebookseite sogar seine eigene E-Mail-Adresse, falls nach der Lektüre noch Fragen offen seine sollten.

Das exklusive Cover-Artwork zum Buch stammt von Derek Riggs. Der britische zeitgenössische Künstler, Jahrgang 1958, erlangte Bekanntheit durch seine Schöpfung des Maskottchens Eddie auf den Alben von Iron Maiden. Das Vorwort schrieb Dennis Stratton, einer der ersten Gitarristen. Er verließ die Band allerdings schon 1980 aufgrund von Meinungsverschiedenheiten wegen des Musikstils.


Angaben zum Buch:

I.P. Verlage Jeske/Mader GbR
Sprache: Deutsch
Taschenbuch, 232 Seiten (mit Fotos illustriert)
Abmessungen 15.1 x 1.7 x 21.1 cm
ISBN-10: 3940822167
ISBN-13: 978-3940822161
Preis: 21,90 €

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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