Vor knapp vier Jahren durften wir euch bereits eine gleichnamige EP von Steve Train & His Bad Habits vorstellen und nun ist die Band mit marginal abgeändertem Namen und einem kompletten Album zurück auf meinem Schreibtisch bzw. meiner Anlage. Bereits damals konnte der gut abgehangene Rockabilly von Steffen Zug (aka Steve Train) duchaus gefallen und mit dieser neuen Scheibe sind er und seine Mitmusiker ihrer Linie treu geblieben. Unter anderem auch damit, dass der Bandleader sich nach wie vor auf das Covern von älterem Material konzentriert, statt selbst zum Stift zu greifen. Wobei er bei der Auswahl der jeweiligen Tracks allerdings ein sehr gutes Händchen beweist. "Red Sun" ist beispielsweise ein echter Burner, der umgehend ins Ohr geht und auch für einige Zeit dort hängenbleibt. Ansonsten sind vor allem die Genres Rockabilly sowie auch Desert Rock angesagt, die immer mit dem Feeling und der Atmosphäre der späten fünfziger/frühen sechziger Jahre behaftet sind.
Die Produktion ist dafür erfreulicherweise schlank ausgefallen, was diesen zehn Tracks jedoch nur gerecht wird. Somit bleibt die Authenzität erhalten und die Stimmung der Scheibe immer im angenehm-unaufdringlichen Bereich. Wobei 'unaufdringlich' nicht für die Songs selbst gilt, denn die gehen fast durchgehend auch in die Beine, sodass man beim Anhöhren selbst sitzend nie wirklich ganz still halten kann. Steve Train selbst bringt die Tracks auch vor dem Mikrofon sehr überzeugend, sodass der Hörer sich oft sehr angenehm an ein längst vergangenes Jahrzent bzw. eine längst vergangene Ära erinnert fühlt. Die Band ist ebenfalls großartig und erledigt ihre Job – wenn auch vordergründig unspektakulär – nahezu perfekt. Etwa dann, wenn bei "Little Baby" die Besen über die Snare Drum shuffeln und (fast schon im Hintergrund) die Steel Guitar von Lou Thompson für die herrlich klagenden Töne sorgt und alleine damit einen Hauch von Melancholie auf den Platz bringt.
Nochmal etwas druckvoller geht es bei "Strychnine" zu, bei dem die Rhythmus-Abteilung kräftig pumpt und sich beim Solo-Part die Gitarre sowie Orgel ein kleines Duell liefern. Und wenn ich schreibe, dass "Steve Train’s Bad Habits" ein Gute-Laune-Album ist, dann ist das durchaus als Kompliment gemeint. Die Shuffles und der Swing, die in diesen Stücken stecken, packen spätestens beim zweiten oder dritten Durchlauf voll zu und reißen mit. Auch der Gast Michi Becke an der Trompete überzeugt bei seinen Einsätzen und trägt seinen Teil zu dem sehr guten Gesamteindruck bei. Wer sich für Anspieltipps interessiert, dem würde ich die bereits erwähnten "Red Sun", "Strychnine" und "Little Baby", aber auch "Where You Gonna Go" sowie "Look Inside Your Mind" empfehlen.
Eine weitere starke Scheibe aus dem Hause Steve Train’s Bad Habits also, selbst wenn die Spielzeit mit gerade mal etwas mehr als 36 Minuten doch ein bisschen dünn ausgefallen ist. Dennoch gilt auch hier: Qualität vor Quantität, oder: lieber zehn starke Tracks anstatt 13 oder 14 mit zwei Ausfällen darunter. Mein Daumen zeigt daher in Richtung Himmel, selbst wenn diese Scheibe voraussichtlich nicht in meiner Top10-Wertung des zugegebenermaßen noch sehr jungen Jahres 2018 auftauchen wird. Einen Riesenspaß macht sie trotzdem und wer ein Faible für diese Mucke hat, der/die sollte "Steve Train’s Bad Habits" unbedingt einmal antesten.
Line-up Steve Train’s Bad Habits:
Steve Train (rhythm guitars, lead vocals)
Lou Thompson (steel guitar, baritone guitar)
Howlin' Max Messer (bass)
Revelling Norberto (piano, organ, accordion)
Max Rossing (guitars)
Simon Czermak (drums & percussion)
With:
Michi Becke (trumpet)
Tracklist "Steve Train’s Bad Habits":
- Caravan
- Red Sun
- Bury Me Deep
- Feelin' No Pain
- Little Baby
- Strychnine
- Where You Gonna Go
- Devil’s Got A Hold
- Trackdown
- Look Inside Your Mind
Gesamtspielzeit: 36:17 , Erscheinungsjahr: 2018
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